Hamburg. Viele Geldinstitute erhöhen die Preise. Wer ist derzeit der günstigste Anbieter in Hamburg für welche Kunden?

Was kostet in Hamburg ein Girokonto? Die Frage war noch nie so spannend wie jetzt. Denn viele Banken haben in den vergangenen Monaten ihre Gebühren erhöht oder das zumindest angekündigt. Die Liste ist lang: PSD Bank Nord, Sparda Bank Hamburg, HypoVereinsbank, Santander Bank, Hamburger Sparkasse – um nur einige Beispiele zu nennen.

Bei den Gebühren zeichnen sich klare Trends ab, wie der große Girokontovergleich des Abendblatts zeigt: Teuer wird ein Konto insbesondere dann, wenn noch beleghafte Überweisungen in der Filiale abgegeben werden. Für diesen Service kassieren viele Geldinstitute bei einigen Kontomodellen extra und haben die Preise dafür deutlich angehoben. Das bekommen vor allem ältere Bankkunden zu spüren, die sich bislang noch nicht am Onlinebanking beteiligen.

Stark gestiegen sind die Jahresgebühren für Kreditkarten. Das verteuert vor allem die an sich kostenlosen Konten für Auszubildende und Studenten. Teilweise werden auch Gebühren für die EC-Karte erhoben – etwa bei der Sparda Bank Hamburg und bei der HypoVereinsbank.

Das kostenlose Girokonto ist inzwischen eine Ausnahme

Das kostenlose Girokonto bei den Filialbanken wird immer seltener. Bei der HypoVereinsbank (Aktiv-Konto) werden monatlich 2,90 Euro fällig. Die Targobank verlangt ab 1. September einen monatlichen Gehaltseingang von mindestens 600 Euro. Sonst kostet das Konto monatlich 3,95 Euro.

Die Geldinstitute stehen unter Druck. Die niedrigen Zinsen und sogar Strafzinsen für bei der Europäischen Zentralbank (EZB) geparktes Geld schmälern ihre Erträge. Erst wurden die Zinsen für Sparprodukte fast auf null Prozent gesenkt. Nach einer Auswertung des Vergleichsportals Verivox zahlen bereits 157 von rund 800 Geldinstituten keine Zinsen mehr auf das Tagesgeld. Jetzt folgen höhere Gebühren, denn Strafzinsen für ihre Privatkunden möchten die Geldinstitute möglichst noch vermeiden. Nur einzelne kleine Regionalinstitute haben sie für besonders hohe Einlagen schon eingeführt.

Wer auf der Suche nach einem neuen und möglichst günstigen Konto ist, muss noch mehr rechnen als bisher. „Viele Banken kommen mit neuen Kontomodellen auf den Markt“, sagt Sigrid Herbst von der FMH-Finanzberatung, „Die Vergleichbarkeit wird schwieriger, weil unterschiedliche Leistungen enthalten sind.“

Beim großen Girokontenvergleich des Abendblatts mussten die Institute zeigen, wie sich ihre neuen Gebührenmodelle auf unterschiedliche Kundentypen auswirken. Von den Geldhäusern bereits angekündigte Preiserhöhungen wurden dabei berücksichtigt. Eine Bank, ein Preis – das gilt schon lange nicht mehr. Je nachdem welche Leistungen nachgefragt werden, eignen sich unterschiedliche Kontomodelle. Die meisten Institute haben mindestens drei verschiedene im Angebot. Manche bieten alle Leistungen zu einer Pauschale, andere berechnen jede Buchung extra. Zunehmend gibt es auch Rabatte, wenn noch andere Bankdienstleistungen nachgefragt werden – was im Vergleich allerdings nicht berücksichtigt werden konnte.

Drei Beispielfälle, für die die Kontojahrespreise im Zeitraum vom 1. Juli 2016 bis zum 30. Juni 2017 berechnet wurden, sollen dabei die Orientierung erleichtern:
ein Student, der seine Bankgeschäfte online erledigt, eine Kreditkarte beansprucht und gelegentlich seinen Dispo nutzt;
ein gut verdienendes Ehepaar, das Onlinebanking macht, aber auch die Filiale nutzt;
eine Rentnerin, die reine Filialkundin ist und dort einmal im Monat einen Überweisungsschein abgibt.

Insbesondere beim Fallbeispiel Rentner steigen die Bankgebühren, wegen der Nutzung von Überweisungsformularen auf Papier. Rund 104 Euro müsste die Rentnerin bei der Targobank im Jahr bezahlen, obwohl sie nicht viele Leistungen in Anspruch nimmt. Neben ihren Überweisungen, lässt sie nur einmal im Jahr einen Dauerauftrag ändern. Knapp sechs Euro kostet das Konto im Monat, aber für jede beleghafte Überweisung verlangt die Bank zusätzlich 2,50. Bei anderen Banken gibt es für diese Art von Kunden wesentlich günstigere Konten. Der jeweils niedrigste Preis innerhalb einer Institutsgruppe ist in der Tabelle grün hervorgehoben.

Unter den Hamburger Instituten hat die Sparda Bank Hamburg für die Rentnerin das günstigste Konto mit einem Jahrespreis von 14,50 Euro. Preisanpassungen wie 0,75 Euro pro beleghafter Überweisung ab 1. Januar 2017 sind dabei schon anteilig berücksichtigt. Bei den überregionalen Banken kostet für die Rentnerin das Konto bei der Santander Consumer Bank am wenigsten: 18 Euro im Jahr. Aber mit nur vier Filialen in der Hansestadt könnten die Wege zur nächsten Bank weit sein. Das dichteste Filialnetz hat die Haspa. Hier kostet das Konto für die Rentnerin 55 Euro im Jahr – alle bereits bekannten künftigen Preiserhöhungen sind dabei schon eingerechnet.

Für ein Direktbank-Konto braucht man keinen Computer

Die Direktbanken hatten im Vergleichstest die Wahl, ob sie für die Beispiel-Kunden, die auch eine Filiale nutzen, ein Angebot unterbreiten oder nicht. „Filiale geht bei uns natürlich nicht“, sagt Alexander Baumgart von der ING-DiBa, aber das kostenlose Girokonto stehe allen offen. „Alle Aufträge können auch telefonisch erteilt werden.“ Ein Konto bei einer Direktbank ist also auch ohne die Nutzung eines Computers möglich. Die Kosten von 8,40 Euro im Jahr ergeben sich aus dem Porto für zwölf zugeschickte Kontoauszüge im Jahr. Unter allen drei Bankgruppen ist das das günstigste Angebot für Senioren.

Das Gemeinschaftskonto des Ehepaars mit je einer Kreditkarte für jeden Partner ist bei der Postbank zum Nulltarif zu haben. Das liegt an dem hohen Geldeingang von mehr als 4000 Euro. Der sorgt dafür, dass das Ehepaar keine Kontoführungsgebühren bezahlen muss und auch die Kreditkarten gratis sind. Ob das so bleibt, ist allerdings ungewiss. Die Bank hat angekündigt, noch in diesem Jahr neue Kontomodelle einführen zu wollen, aber noch keine Details bekannt gegeben.

Ähnlich günstig kommt das Paar bei der Targobank mit lediglich 3,70 Euro Kosten im Jahr weg. Der Grund dafür ist auch hier der hohe Gehaltseingang (mehr als 2000 Euro) und die hohen Umsätze mit der Kreditkarte. Wird das Plastikgeld nicht eingesetzt, ergeben sich jedoch hohe Kosten. Denn allein die beiden Kreditkarten kosten ohne Rückvergütung rund 150 Euro im Jahr. „Das zeigt, wie wenige Parameter die Kosten eines Kontos beeinflussen können und wie unübersichtlich das für Kunden ist“, sagt Hjördis Christiansen von der Verbraucherzentrale Hamburg.

Unter den regionalen Instituten hat für das Ehepaar die PSD Bank Nord das günstigste Konto, aber kein Filialnetz. Die nächst teureren Anbieter mit vielen Filialen sind Sparda Bank Hamburg und Commerzbank mit rund 85 Euro Jahreskosten. Ins Geld gehen bei der Commerzbank die beiden Kreditkarten (70 Euro) und die zwölf beleghaften Überweisungen (18 Euro).

Die teuersten Anbieter für das Ehepaar sind Haspa und HypoVereinsbank. Bei der Haspa handelt es sich um ein sogenanntes Mehrwertkonto, das außerhalb der Bank zahlreiche Vergünstigungen bietet. „Wenn eine Familie mit zwei Kindern über den HaspaJoker Reisen im Wert von 2000 Euro bucht, einmal Hagenbeck besucht und fünfmal ins CinemaxX-Kino geht, spart das zum Beispiel mehr als 168 Euro“, rechnet Haspa-Sprecherin Stefanie von Carlsburg vor. Das allein sei bereits deutlich mehr, als das Konto einschließlich aller Bankleistungen und Kreditkarten im Jahr kostet. Auch bei der HypoVereinsbank gibt es Sparpotenzial für die Kunden. „Wenn sie weitere Finanzprodukte unserer Bank nachfragen, können die Kontokosten um bis zu 100 Prozent sinken“, sagt Ralf Horak, Sprecher der Bank.

Für die Beispiel-Kundengruppe Studenten und Azubis ist die Kontoführung selbst unverändert kostenlos. Die ausgewiesenen Jahresgebühren ergeben sich aus der Kreditkarte und der Nutzung des Dispos. Dabei kostet die Überziehung des Kontos (in vier Monaten für jeweils zwölf Tage 210 Euro) nur wenige Euro im Jahr. Wenn das Konto teuer wird so wie etwa bei der Sparda Bank Hamburg und der Deutschen Bank, dann liegt das vor allem an den Gebühren für die Kreditkarte.

Auch regionale Institute sind eher teuer für den angehenden Akademiker. Aber er hat dennoch eine große Auswahl an günstigen Banken. Bei Commerzbank, HypoVereinsbank, Santander Consumer Bank, Comdirect, DKB und ING-DiBa kostet das Konto mit Kreditkarte und Disponutzung nicht mehr als rund drei Euro im Jahr. Auch Senioren mit einer schmalen Rente würden sich über eine solche Auswahl freuen.