Hamburg. Radikaler Bürgervorschlag: Die A26-Ost einfach an die verlegte Reichsstraße anschließen – DEGES prüft.
Bei der Planung der Autobahn 26-Ost auf der Elbinsel Wilhelmsburg will die Projektentwicklerin DEGES Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und bau GmbH einen neuen, radikalen Vorschlag aus der Bürgerbeteiligung prüfen: Er sieht vor, auf den Neubau einer zusätzlichen Anschlussstelle an die A1 in Stillhorn zu verzichten. Stattdessen solle die A26-Ost an die verlegte Wilhelmsburger Reichsstraße angeschlossen werden, die zur heute bereits existierenden Anschlussstelle der A1 führt. Diese Idee haben Bewohner und das Bündnis Verkehrswende Hamburg bei dem Quartiergespräch der DEGES und der Verkehrsbehörde in Stillhorn in die Diskussion gebracht.
Zum Auftakt der Bürgerbeteiligung im Februar hatte Hamburgs Staatsrat für Verkehr die größte Möglichkeit zur Einflussnahme in dem Planungsabschnitt gesehen, der entlang der Siedlung Katenweg, der Großsiedlung Kirchdorf-Süd bis nach Stillhorn verläuft. Andreas Rieckhof (SPD) hatte aber sicher nicht daran gedacht, komplett auf den letzten Autobahnabschnitt zu verzichten. Dieser ist etwa einen Kilometer lang und macht 15 Prozent des insgesamt 9,7 Kilometer langen Autobahnbauvorhabens aus. Hier sind die meisten Menschen betroffen. Mehr als 6000 Anwohner leben dort.
Eingespartes Geld für einen Lärmschutzdeckel verwenden?
Die A26-Ost könnte etwa einen Kilometer kürzer gebaut und das eingesparte Geld für den Bau eines Lärmschutzdeckels ausgegeben werden, schlug Corinna Bartels aus Stillhorn vor. Die Autobahnplaner zeigen sich äußerst skeptisch. Die verlegte Wilhelmsburger Reichsstraße sei nicht dazu beschaffen, den zusätzlichen Verkehr von der A26-Ost aufzunehmen, sagte Baudirektor Stephan Deyß von der Verkehrsbehörde in einer ersten Einschätzung.
Die Autobahnplaner favorisieren einen entflechteten Anschluss der A26-Ost an die A1 mit insgesamt zwei Abschlussstellen – eine in Stillhorn und eine weitere an der Otto-Brenner-Straße. Das sei die Standardlösung. Bei den Anwohnern gilt diese Lösung als die schlechteste, weil weitere Siedlungen betroffen wären.
Zweite Alternative ist komplex – und nicht ungefährlich für Autofahrer
Als technisch und rechtlich realisierbar halten die Autobahnplaner zwar eine zweite Lösung: ein Bauwerk mit insgesamt drei Fahrbahnebenen unmittelbar an der A1 in Stillhorn. Der sogenannte Komplexknoten gilt aber als anspruchsvoll für Autofahrer und deshalb als nicht ungefährlich. „Es bedürfte einer konzentrierten Fahrweise beim Einfädeln auf die Autobahn“, sagte DEGES-Projektleiter Sebastian Haß. Die Beschleunigungsstreifen an den Ein- und Ausfahrten würden verhältnismäßig kurz ausfallen. Es dürfte also auf die Lösung hinauslaufen, die bei den Anwohnern auf die größte Ablehnung trifft.
Hauseigentümer in Stillhorn sorgen sich, dass mit dem Bau der Autobahn der Grundwasserspiegel sinken würde und damit ihre Gebäude Schäden nehmen könnten. Wegen einiger schwach gegründeter Häuser plane die DEGES keine Grundwasserabsenkung, sagte Sebastian Haß. Wertgutachter und Sachverständige seien zurzeit in dem Gebiet entlang der Siedlung Katenweg tätig, in dem ein 390 Meter lange Trog entstehen soll.
Ein Ergebnis der bisherigen Bürgerbeteiligung ist die Forderung, die Autobahn bei Kirchdorf und Stillhorn unter einem Lärmschutzdeckel zu führen. Die Bewohner der Elbinseln fordern eine Gleichbehandlung mit den Hamburgern entlang der A7. Danach hört es sich Stand heute nicht an: „Jede Strecke Trog ist mit erheblichen Kosten verbunden“, sagte Sebastian Haß.