Hamburg. Herlind Gundelach will die Verlängerung der U-Bahnlinie 4 bis nach Harburg und plädiert für weitere Verkehrsprojekte im Stadtsüden.
Eine Bahnunterführung vom Schloßmühlendamm zur Harburger Schloßstraße sollte den Binnenhafen mit Harburgs City verbinden. Das schlägt die CDU-Bundestagskandidatin Herlind Gundelach (CDU) vor. „Mit dieser Straßenverbindung würden wir eine historische Achse wieder herstellen und ein sich entwickelndes, modernes Quartier besser an die Geschäfte der Innenstadt anbinden“, sagte die ehemalige Hamburger Staatsrätin für Umwelt und Stadtentwicklung (2004–2008) und Wissenschaftssenatorin (2008 –2011) in einem Abendblattgespräch.
Gundelach kandidiert erneut zur Bundestagswahl am 24. September für den Wahlkreis Harburg und Bergedorf, für den die 68-Jährige seit 2013 im Bundestag sitzt. Sie kam vor zwölf Jahren nach Hamburg und wohnt in Wilhelmsburg. Die Infrastruktur liegt ihr besonders am Herzen, auch die des Öffentlichen Nahverkehrs. Die bestehende S3 und S31 seien chronisch überlastet, deshalb müsse die HafenCity-Linie U4 unbedingt Richtung Süden weitergeführt werden, fordert die CDU-Politikerin. Sie favorisiert einen Streckenverlauf, der die bestehenden Wohnquartiere Reiherstiegviertel und Kirchdorf erschließt, die beide etwas abseits der S-Bahn-Strecke liegen.
U4-Verlängerung jetzt schon in Angriff nehmen
Da die Planung von Infrastrukturmaßnahmen viel Zeit in Anspruch nehmen, bis sie Realität werden, sei es wichtig, frühzeitig damit zu beginnen, betont Gundelach. Angesichts der bereits im Entstehen begriffenen neuen Wohnquartiere im Hamburger Süden, vor allem in Neugraben-Fischbek, werde es höchste Zeit, eines Verlängerung der U4 politisch in Angriff zu nehmen, appelliert die ehemalige Stadtentwicklungs-Staatsrätin an die aktuelle Stadtregierung.
Auch die Unterführung der Bahngleise Richtung Cuxhaven, welche die Harburger City seit Ende des 19. Jahrhunderts vom Binnenhafen abtrennen, müsse schon heute beschlossen werden, damit sie vielleicht in zehn Jahren zur Verfügung steht, so Gundelach: „Wir brauchen eine zweispurige Straße mit viel Platz für Fußgänger und Radfahrer.“ Die derzeit im Bezirk favorisierte Landschaftsbrücke sei zu kurz gegriffen: „Sie schafft nur eine Fußgängerverbindung. Wir brauchen aber eine echte Anbindung der Harburger Schloßstraße – dem Ursprung Harburgs – mit der neuzeitlichen Stadtmitte vom Marktplatz Sand bis zur Lüneburger Straße.“
Gundelach kritisiert auch Wohnungsbaupolitik
Eine solche Verbindung würde auch mehr Kaufkraft ins Zentrum bringen und damit die Voraussetzung schaffen, um das derzeitige Sorgenkind, die Fußgängerzone Lüneburger Straße, weiter zu beleben, betont die CDU-Politikerin. Mit Blick auf die Stadtentwicklung kritisiert sie die derzeitige Wohnungsbaupolitik der Stadt. Gegen das Leitbild, einen Drittelmix zu schaffen (ein Drittel Sozialwohnungen, ein Drittel frei finanzierte Mietwohnungen und ein Drittel Eigentumswohnungen) spreche grundsätzlich nichts. Nur reiche dies nicht aus, um Familien, Paaren und Singles, deren Einkünfte nur knapp über dem Grenzwert für den Anspruch auf eine Sozialwohnung liegen, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen.
Gundelach plädiert dafür, statt der Mietpreisbremse, die sie an stark nachgefragten Standorten wie Hamburg für wirkungslos hält, eine Fehlbelegungsabgabe einzuführen. Diese müsste von denjenigen bezahlt werden, die zwar noch in einer bezuschussten oder Sozialwohnung leben, aber den Einkommens-Grenzwert inzwischen deutlich gerissen haben. Dieses sei ein wirkungsvolleres Instrument als die Mietpreisbremse. „Hier in der Stadt ist das Bauen so teuer, dass die Investoren Quadratmeter-Mietpreise von zwölf, 13 Euro nehmen müssen.“
A26 wird Bundesstraße "spürbar entlasten"
Ein weiteres Verkehrsprojekt beschäftigt Gundelach derzeit besonders: der Bau der A26-Ost, die die A1 und A7 verbindet. „Die A26 wird die B 73 nach ihrer Fertigstellung spürbar entlasten“, sagt die Bundestagskandidatin Gundelach.
Wenn dann über die Buxtehuder Straße weniger Fahrzeuge rollen, ließe sich die Kreuzung, die durch die vorgeschlagene Verknüpfung des Schloßmühlendamms mit der Schloßstraße entstünde, leichter realisieren. Doch bis dahin wird noch die eine oder andere Bundestagswahl ins Land gehen.