Harburg. Planung sieht eine Südumfahrung bei Moorburg vor. Harburger Verwaltung bevorzugt dagegen eine nördliche Variante.
Der Bezirk Harburg wirft den Planern der Autobahn 26-Ost vor, nicht die für Menschen und Natur am wenigsten schädliche Trassenvariante bauen zu wollen. Das geht aus dem Entwurf seiner Stellungnahme im Planfeststellungsverfahren für den ersten, rund zwei Kilometer langen Autobahnabschnitt bei Moorburg hervor. Der Bezirk Harburg fordert darin die Planfeststellungsbehörde auf, die Autobahn im Norden an Moorburg vorbeizuführen – und nicht wie vorgesehen im Süden des Dorfes.
Eigentlich ist die Frist zur Abgabe einer Stellungnahme in dem Verfahren bereits verstrichen. Wegen der Komplexität der Planfeststelllungsunterlagen und damit sich die Bezirksversammlung an der Ausarbeitung der Stellungnahme beteiligen kann, hat das Bezirksamt jedoch eine Verlängerung der Frist beantragt – und genehmigt bekommen.
Der Stadtplanungsausschuss der Bezirksversammlung sollte jetzt den Entwurf beschließen. Die Fraktionen den Textentwurf aber nur zur Kenntnis genommen – ein Zeichen des Protests gegen den Entwurf, der die Handschrift Jörg Penners trage. Der SPD-Distrikt Neugraben-Fischbek wirft dem grünen Baudezernenten vor, aus ideologischen Gründen den Bau der A26-Ost verzögern zu wollen. Die versprochene Entlastung des Süderelberaums von verkehr dürfe aber nicht aufs Spiel gesetzt werden.
Bleibt es dabei, würde die Stellungnahme aus Harburg zur A 26-Ost an Gewicht verlieren. Sie hätte mehr Gewicht, würden Bezirksamt und Bezirksversammlung gemeinsam sprechen.
Mit einer Kurzpräsentation im Stadtplanungsausschuss hatten die Behörde für Wirtschaft und Verkehr und die Projektentwicklerin DEGES noch versucht, die Fraktionen in Harburg von der vorgesehen Planung zu überzeugen. Die Stadtteile an der Bundesstraße 73 würden von dem Bau der Autobahn profitieren. Mindestens 20 Prozent, teilweise bis zu 75 Prozent weniger Lkw würden nach dem Bau der Autobahn durch Neugraben-Fischbek, Hausbruch und Harburg fahren, sagte der zuständige DEGES-Bereichsleiter Peter Pfeffermann. Und: Unterführungen für Fledermäuse und Radfahrer würden „sehr großzügig“ gestaltet: elf Meter breit und bis zu 4,50 Meter hoch.
Die 9,7 Kilometer lange geplante Autobahn A 26-Ost verbindet die Autobahn 7 mit der Autobahn 1 und erstreckt sich von Moorburg über Bostelbek und Kirchdorf bis Kirchdorf-Süd. Frühestens im Jahr 2025 würde sie für den Verkehr frei.
Die Fraktionen rieten der Verwaltung nur zu wenigen Ergänzungen der Stellungnahme: Die CDU halte eine Mindestbreite für Radwege von drei Metern nicht für erforderlich, sagte Tomas Spahn (CDU). Sören Schinkel (SPD)l schlug vor, den Moorburger Elbdeich von dem Baustellenbetrieb auszuschließen.
Auf insgesamt neun Seiten äußert sich die Bezirksverwaltung in dem Entwurf ihrer Stellungnahme zu dem geplanten Abschnitt bei Moorburg. Die Essenz ist wenig schmeichelhaft für die Autobahnplaner: Sie würden nicht die bestmögliche Variante bauen wollen, wirft das Bezirksamt ihnen vor.
Der Bezirk spricht sich für eine Trasse aus, die im Jahr 2010 diskutiert und später verworfen wurde. Er fordert die Planfeststellungsbehörde auf, die sogenannte Variante „Süd 4“ erneut zu prüfen. Eine Nordumgehung des Dorfes Moorburg würde weniger Nachteile mit sich bringen. Laut den sieben Jahre alten Kostenschätzungen würde die von Harburg favorisierte Trasse aber etwa 150 Millionen Euro teuer sein als die vorgesehene Variante.
Aus Sicht des Bezirksamtes Harburg würde die jetzt vorgesehene Trassenführung eine städtebauliche Entwicklung Moorburgs unmöglich machen und Siedlungsteile von Hausbruch beeinträchtigen. Die jetzige Planung bringe Nachteile für die Gewerbeentwicklung mit sich. Nicht nutzbare Unorte entstünden. Wegeverbindungen für Fußgänger und Radfahrer würden unterbrochen und durch lange Umwege faktisch unnutzbar, heißt es in der Stellungnahme der Verwaltung.
Peter Pfeffermann (DEGES) räumte ein, dass bei der vorgesehenen A 26-Ost der Naturschutz hinten dran stehen müsse. Bei der Abwägung der Schutzgüter überwiege das öffentliche Interesse, sagte er. Und das sei das Hafenerweiterungsgesetz.