Hamburg. Mit einem harten Sparkurs sollen Arbeitsplätze gerettet werden. Darauf müssen sich die Mitarbeiter von Blohm + Voss einstellen.
Weitere Kürzungen bei Hamburgs Traditionswerft Blohm + Voss: Nachdem bekannt wurde, dass aufgrund der Auftragsflaute 300 der zuletzt 989 Beschäftigten gehen müssen, kommt es nun zu Einschnitten beim Urlaubs- und Weihnachtsgeld der Werftmitarbeiter. Zudem wird die eigentlich seit 1. April für die Metall- und Elektroindustrie vereinbarte Tariferhöhung verschoben. Darauf haben sich Arbeitgeber und Arbeitnehmervertreter der Werft verständigt.
„Das ist sehr schmerzhaft, aber ein Kompromiss war notwendig“, sagte Emanuel Glass, Zweiter Bevollmächtigter der IG Metall Hamburg, am Freitag, nach einer Mitgliederversammlung der Gewerkschaft auf der Werft. „85 Prozent der Kollegen haben dem Kompromiss zugestimmt.“
Urlaubsgeld 2017 noch voll, dann 25 Prozent
Die Einigung sieht vor, dass in diesem Jahr das Urlaubsgeld noch voll ausgezahlt wird. Im kommenden Jahr sollen dann nur noch 25 Prozent der Summe fließen. 2019 und 2020 jeweils 50 beziehungsweise 75 Prozent. Das Weihnachtsgeld für 2017 wird komplett gestrichen. Auch hier gilt eine schrittweise Erhöhung um jeweils 25 Prozent in den kommenden Jahren. Geleistete Überstunden in Höhe von 100 Stunden werden aus den Arbeitszeitkonten der Werftmitarbeiter gestrichen und nicht vergütet. Die zweiprozentige Tariferhöhung wird zudem erst im kommenden Jahr wirksam.
Wesentliche Forderungen der Arbeitgeber werden aber nicht umgesetzt: Die Entgelttabelle wird nicht geändert, und auch die 35-Stunden-Woche bleibt. Zudem wollte die Werft-Führung die Zahl der bezahlten Urlaubstage auf 25 verkürzen. Es bleibt aber bei 30 bezahlten Urlaubstagen.
Blohm + Voss in "kritischem Zustand"
Blohm + Voss ist im Herbst des vergangenen Jahres vom britischen Finanzinvestor Star Capital an die Bremer Lürssen-Gruppe verkauft worden. Der neue Eigentümer schlug Ende Februar Alarm: Nach einer Bestandsaufnahme habe sich gezeigt, dass sich die Werft in einem „kritischen Zustand“ befinde. Grund seien zu hohe Kosten, nicht vorgenommene Investitionen und ein zu geringer Auftragsbestand, sagte der Geschäftsführer von Blohm + Voss, Dieter Dehlke, damals. Es seien zahlreiche strukturelle und organisatorische Anpassungen notwendig.
„Unter Berücksichtigung des nach wie vor kritischen Zustands unserer Werft und zusätzlich zur bevorstehenden Trennung von rund 300 Mitarbeitern, sind wir mit den Vertretern der IG Metall überein gekommen, unter anderem die Arbeitszeiten zu flexibilisieren, um den enormen Schwankungen im Reparatur- und Refit-Geschäft effizienter begegnen zu können“, sagte Dehlke am Freitag. Zur Kostensenkung seien zudem Einschnitte beim Urlaubs- und Weihnachtsgeld vereinbart worden, bestätigte am Nachmittag Dehlke die Einigung. Sein Fazit: „Unser aller Ziel ist es, den Werftstandort auf Steinwerder langfristig zu sichern.“