Hamburg. Standing Ovations für Musiker Klaus Doldinger bei der fünften Echo-Jazz-Verleihung im Hafen. Auch zwei Hamburgerinnen ausgezeichnet.
In diesen warmen Juni-Tagen ist Hamburg eine Jazz-Hauptstadt. Denn bevor am Freitag das zweitägige Elbjazz-Festival mit Stars wie Gregory Porter, Joshua Redman und Jan Garbarek startet, wurde Donnerstagabend in der Maschinenhalle M2 bei Blohm+Voss bereits der Echo Jazz 2017 verliehen.
„In Zeiten, in denen wir erleben müssen, dass zwischen Nationen und in Gesellschaften Mauern nicht nur bildlich aufgebaut werden und Gräben sich vertiefen, wirkt der Jazz wie ein musikalisches Ausrufezeichen gegen derartige Entwicklungen“, sagte Hamburgs Kultursenator Carsten Brosda (SPD) in seiner Eröffnungsrede. Jazz feiere stets „das Offene, das Uneindeutige, das noch zu Entdeckende“. Ein Gegenentwurf, so ließ er durchblicken, etwa zum Trump-Amerika.
Zwar kamen Norah Jones (in der Kategorie Sängerin international) oder Branford Marsalis (Ensemble international) nicht persönlich zur Verleihung, die Moderatoren Götz Alsmann und Nils Landgren ließen sich davon aber nicht die Feierlaune verderben. Die Lösung für diesen Abend: Wer nicht kommt, wird auch nicht erwähnt.
Zwei Echo-Jazz-Preise blieben in Hamburg
Das Publikum, darunter viele Musiker wie Johannes Oerding, Joja Wendt und Graziella Schazad, freute sich einfach über die Preisträger, die zum Teil nicht nur ihre Auszeichnung entgegennahmen, sondern auch live spielten. Pianist Joachim Kühn war da im Duett mit Saxofonist Émilie Parisien zu erleben, Lucia Cadotsch sang „Some Other Spring“ und Agnes Obel „It’s Happening Again“ – ganz passend, bei der nun schon fünften Echo-Jazz-Verleihung in Hamburg. Da ließ sich dann auch verschmerzen, dass die – gut gemeinte – Aufzählung sämtlicher Mitmusiker und Weggefährten bei den diversen Dankesreden auf Dauer etwas ermüdete.
Zwei Preise gingen an Hamburger Musikerinnen: Als beste Bassistin national wurde Eva Kruse ausgezeichnet, bei der die Jury urteilte, sie habe die Fähigkeit entwickelt, „in volltönenden Zusammenhängen zu denken“. Ihre Musik erreiche „eine neue klangsensible Intensität“. Der Echo Jazz als beste Newcomerin ging an Saxofonistin Anna-Lena Schnabel, die als „eines der großen Talente des deutschen Gegenwartsjazz“ gelobt wurde und ebenso wie Kruse in der voll besetzten Maschinenhalle eine Kostprobe ihres Könnens gab.
Klaus Doldinger wurde für sein Lebenswerk geehrt
Ein weiterer Höhepunkt: Die Auszeichnung von Klaus Doldinger für sein Lebenswerk. Standing Ovations für einen Mann, der vor sagenhaften 65 Jahren seine erste Band gründete und 1962 das erste Quartett unter eigenem Namen führte. Als Jazzrocker schrieb er mit Passport Geschichte, als Komponist für Film und Fernsehen unter anderem mit dem Soundtrack zu „Das Boot“ und der „Tatort“-Melodie. Knapp drei Minuten dauerte das Filmchen, das sein künstlerisches Leben zusammenfasste – und doch längst nicht alle Facetten dieses Ausnahmemusikers und -komponisten abbilden konnte. Für den musikalischen Abschluss des Abends sorgte der Meister dann selbst mit zwei Passport-Nummern. Ein würdiges Finale.
TV-Ausstrahlung: Das NDR Fernsehen zeigt in der Nacht von Sonnabend auf Sonntag (0.20 Uhr) Höhepunkte der Echo-Jazz-Gala