Hamburg. Die koreanische Sängerin Youn Sun Nah stellt ihr neues Album beim Elbjazz-Festival vor. Warum sie es nicht in Paris aushält.

Auch wenn sie in Südkorea lebt, täglich bedroht von den Atomwaffen des nordkoreanischen Diktators Kim Jong-un: Angst kennt Youn Sun Nah nicht. „Gegenüber der Bedrohung aus Nordkorea wird man im Laufe der Zeit immer gleichgültiger, weil sie zum Alltag gehört“, sagt die Jazzsängerin, die im Rahmen des Elbjazz-Festivals in der Elbphilharmonie auftritt.

Viel besorgter sei sie über die Ereignisse in Europa, schließlich habe sie lange in Paris gelebt, sei im Bataclan aufgetreten, auch in anderen Städten, darunter Nizza, Berlin, London und Manchester, in denen islamistische­ Terroristen Anschläge verübten.

Immer wieder Heimweh nach Seoul

Dennoch, das Leben muss weitergehen, und so heißt ihr neues Album sehr passend „She Moves On“. Das ist nicht nur der Titel eines Songs von Paul ­Simon, den sie singt, sondern auch die auf den Punkt gebrachte Zusammenfassung ihres Lebens in den vergangenen zwei Jahren. Als junge Sängerin kam sie einst nach Paris. „Ich wollte dort einige Semester Jazz studieren und blieb 20 Jahre“, erzählt sie. Jedes Jahr reiste sie für drei Wochen in die Heimat, doch das Heimweh machte ihr immer wieder zu schaffen. Vor zwei Jahren kehrte Youn in ihre Heimatstadt Seoul zurück, legte eine Pause ein, um dann in New York ein neues Album aufzunehmen.

In der Jazz-Hochburg arbeitete Youn Sun Nah mit dem Pianisten Jamie Saft zusammen, der aus dem Umfeld des Avantgardisten John Zorn stammt. Doch wilde Experimente hatte Youn nicht im Sinn. Saft ist ein Arrangeur und musikalischer Begleiter, der es wundervoll versteht, ausdrucksstarke Stimmen zur Geltung zu bringen. Gemeinsam mit ihm suchte Youn Sun Nah die meisten Songs aus. Nur „Traveller“ und „Evening Star“ schrieb sie selbst. Auf „She Moves On“ finden sich Songs wie „The Dawntreader“ von Joni Mitchell, Johnny Mercers „Fools Rush In“ und das Traditional „Black Is The Colour Of My True Love’s Hair“.

„Ich kannte den Song von Nina Simone und wollte ihn unbedingt aufnehmen“, erzählt die 47-Jährige. Auf dem beim Münchner ACT-Label erschienenen Album findet sich mit „Drifting“ auch eine Komposition von Jimi Hendrix. Als Gitarrist half ihr dabei Marc Ribot, ebenfalls ein Musiker aus John Zorns diversen Bands. Ribot war vor ein paar Wochen mit Zorn zusammen in der Elbphilharmonie als Teil des fünfstündigen Musikmarathons „Bagatelles“.

Im kommenden Jahr kommt sie wieder

Auch Youn Sun Nah wird bei ihrem ersten Hamburger Konzert seit vielen Jahren in der Elbphilharmonie auftreten. Am 2. Juni steht sie im Rahmen des Elbjazz-Festivals um 21 Uhr im Großen Saal auf der Bühne. Für das Elbjazz-Konzert gibt es noch Karten (siehe Kasten). Wer Youn Sun Nah dieses Jahr verpasst, hat die Gelegenheit, sie am 18. April 2018 live zu erleben. Dann wird sie erneut in der Elbphilharmonie zeigen, welch außergewöhnliche Jazzsängerin sie ist.

CD Youn Sun Nah: „She Moves On“ (ACT) Konzert Mi 18.4. 2018, 20.00, Elbphilharmonie, Großer Saal, Karten ab 23,50;
Internet: www.younsunnah.com

Elbjazz-Karten

Am 2. und 3. Juni findet in Hamburg das Elbjazz-Festival statt. Spielstätten sind das Gelände von Blohm+Voss, die Elbphilharmonie, das Thalia-Zelt am Baakenhöft und die Hauptkirche St. Katharinen. Zu den Stars des Festivals zählen das Joshua Redman Trio, die Jan Garbarek Group, Gregory Porter, Nils Wülker, Nina Attal, Miu, Agnes Obel,Youn Sun Nah, die NDR Bigband und Snarky Puppy. Festival-Tickets mit Garantie für ein Konzert in der Elbphilharmonie gibt es zum Preis von 89 Euro in der Abendblatt-Geschäftsstelle, Großer Burstah 18–32, Tel. 30 30 98 98 HA