Hamburg. Anleihegläubiger müssen am Donnerstag Sanierungskonzept zustimmen. Mehrheit unsicher. Es gibt eine große Unbekannte.
Für die Hamburger Traditionsreederei Rickmers Gruppe geht es am morgigen Donnerstag um alles. Die Gläubiger einer Anleihe kommen in einem Hotel nahe dem Flughafen zusammen, um über das Sanierungskonzept für die finanziell angeschlagene Charterreederei zu beraten. Stimmen sie nicht zu, droht die sofortige Insolvenz.
Es ist bereits der zweite Anlauf, nachdem sich an einer schriftlichen Abstimmung Anfang Mai lediglich 17,4 Prozent der Anleihegläubiger beteiligten und damit nicht das notwendige Quorum erreicht wurde. Nach Informationen des Abendblatts haben sich nun mehr als 25 Prozent der Gläubiger angemeldet. Stimmen davon 75 Prozent für das Sanierungskonzept, ist die Pleite vorerst abgewendet. Dazu müssen aber auch die anderen Gläubiger, allen voran die HSH Nordbank, dem Plan noch zustimmen.
Anleger entscheiden über Insolvenz
Der bedeutet für alle Geldgeber Verzicht. Rickmers ist durch die lange und schwere Schifffahrtskrise in Bedrängnis geraten. Das vergangene Geschäftsjahr endete mit einem Verlust von 341 Millionen Euro, die Schulden liegen bei rund 1,5 Milliarden Euro. Dazu zählen 275 Millionen Euro eben jener Anleihe, deren Gläubiger sich jetzt treffen. Denen waren jährliche Zinsen in Höhe von 8,875 Prozent versprochen worden. Die nächste Zahlung wäre jetzt fällig, die Rückzahlung der Schuldverschreibungen stünde im kommenden Jahr an.
Beides kann Rickmers nicht mehr bedienen. So müssen die Anleger jetzt entscheiden, ob sie eine Insolvenz in Kauf nehmen wollen – in dem Fall könnten sie laut Sanierungsplan wohl lediglich 6,7 Prozent ihrer Geldanlage retten. Falls sie dem Sanierungsplan aber zustimmen, sollen die Anleger noch einmal eine Zinszahlung erhalten, und die wäre mit den eben erwähnten 8,875 Prozent dann höher als die mögliche Insolvenzquote.
Dennoch ist eine Zustimmung nicht sicher. Insbesondere institutionelle Anleger wie die Fondsverwaltung Delta Alternative Management sind mit dem Sanierungsplan unzufrieden. Zudem gibt es eine große Unbekannte in diesem Spiel: Das Düsseldorfer Bankhaus Schnigge kaufte im Auftrag eines anonymen Investors Anleihen zu 15,25 Prozent ihres Nennwertes auf. Niemand weiß, ob dieser Unbekannte für oder gegen den Sanierungsplan ist.