Hamburg. Inszeniert wie ein Bühnenbild: Eine Ausstellung in den Deichtorhallen zeigt die ungewöhnlichen Arbeiten des Berliner Künstlers.

In Anwesenheit von Bürgermeister Olaf Scholz wird am Donnerstagabend im Haus der Photographie in den Deichtorhallen die Ausstellung „Pathos als Distanz“ von Andreas Mühe eröffnet. Es ist keine gewöhnliche Fotoausstellung. Inhaltlich nicht und auch nicht in der Präsentation. Was Andreas Mühe (37) fotografiert und inszeniert, trifft mitten ins deutsche Gemüt. In das, was tief vergraben ist in den meisten deutsch-deutschen Familiengeschichten.

Das holt er ans Licht, indem er auf zunächst mal auf effektvolle Überwältigung zielt. Wer den Hauptraum betritt, steht vor sechs Leuchtkästen mit den Fotografien frisch geschossener Waldtiere und dann vor einer riesigen, sechs Meter hohen Wand, die Mühe bis oben hin und darüber hinaus mit seinen großen Fotos bestückt hat. Weder chronologisch, noch nach Serien, sondern mehr oder weniger durcheinander.

Andreas Mühe, Sohn des Schauspielers Ulrich Mühe, am Donnerstag in den Räumen seiner Ausstellung in den Hamburger Deichtorhallen
Andreas Mühe, Sohn des Schauspielers Ulrich Mühe, am Donnerstag in den Räumen seiner Ausstellung in den Hamburger Deichtorhallen © dpa | Christian Charisius

Es sind wunderschöne Landschaften darunter, die er den Gemälden des romantischen Malers Caspar David Friedrich nachempfunden hat und Heldenbilder, deren Ästhetik er exakt von dem Hitler-Fotografen Walter Frentz kopiert hat – mit dem Unterschied, dass seine Freunde, die dafür in die SS-Uniformen aus dem Theaterfundus geschlüpft sind, in die Landschaft pinkelten.

Über den beiden gegenüberliegenden Türstürzen befinden sich Porträts von Helmut Kohl und Angela Merkel, wie Andreas Mühe ja überhaupt als der Merkel-Fotograf gilt. Was gar nicht mehr stimmt, weil er sie schon lange nicht mehr fotografiert hat. Aber eine Serien mit dem Titel „A.M.“, die eine der Bundeskanzlerin zum Verwechseln ähnliche Frau von hinten zeigt, die aus einem Autofenster heraus in deutsche Landschaften blickt.

Die Ausstellung „Pathos als Distanz“ läuft vom 19. Mai bis zum 20. August im Haus der Photographie in den Deichtorhallen (U Steinstraße), Deichtorstraße 1-2, di.–so. 11–18 Uhr, Eintritt 10,-/6,-