Hamburg. Bündnis von Prominenten aus Kultur, Kirche und Politik ruft für den 8. Juli zur Demo für demokratische Werte und Prinzipien auf.

Der eine hat ein Pro­blem mit Frauen und Latinos, der andere führt sich als Kriegsherr auf, der Nächste drangsaliert ungeniert Opposition und Medien: Wenn Staatschefs wie Donald Trump (USA), Wladimir Putin (Russland) und Recip Tayyip Erdogan im Juli zum G20-Gipfel nach Hamburg kommen, dürften auch viele Bürger, die sonst eher nicht zum Protestieren neigen, das Bedürfnis verspüren, diesen und anderen Herren mal die Meinung zu sagen.

Dafür gibt es nun ein neues Angebot: Das Bündnis „Hamburg zeigt Haltung“ ruft für Sonnabend, 8. Juli, zu einer Demonstration auf, die von der Katharinen-Kirche zum Fischmarkt führt und dort in einem betont familienfreundlichen Fest münden soll. Los geht es um 10.30 Uhr mit einem ökumenischen Gottesdienst in der Hauptkirche St. Katharinen am Hafen. Dort sammeln sich auch alle anderen Teilnehmer und ziehen von 12.30 Uhr an durch die südliche Innenstadt zum Fischmarkt. Dort wird von 14 Uhr an ein großes „Fest für Demokratie und Menschenrechte“ mit Livemusik, Reden und „erschwinglichem“ Gastro-Angebot gefeiert. Wer auftreten wird, verraten die Veranstalter noch nicht.

Hinter dem Bündnis stehen prominente Persönlichkeiten wie Hamburgs Bischöfin Kirsten Fehrs, Erzbischof Stefan Heße, Corny Littmann und Norbert Aust von Schmidts Tivoli, Ex-Bürgermeister Ole von Beust (CDU), die Schauspielerinnen Nina Petri und Marion Kracht, Thalia-Intendant Joachim Lux und Ballettchef John Neumeier. Auch aktive Politiker wie Bürgerschaftspräsidentin Carola Veit (SPD) und die Grünen-Landesvorsitzende Anna Gallina unterstützen die Veranstaltung.

"Wir haben Trump eine Menge zu sagen"

„Uns geht es nicht in erster Linie um einen Protest gegen den Gipfel“, sagte Bischöfin Fehrs am Dienstag bei der Vorstellung der Veranstaltung. Es sei ja sinnvoll, dass sich die Politiker treffen, um Weltprobleme zu besprechen. Aber, so Fehrs: „Hier kommt so mancher in unsere Stadt, der aus unserer Sicht eher Teil des Problems als Teil der Lösung ist. Ich denke dabei an die Herren Putin und Erdogan, aber auch an die Präsidenten Xi und Trump und an den Vertreter des saudischen Regimes. Sie alle stehen für eine Haltung, die wir inakzeptabel finden und nicht schweigend hinnehmen wollen.“

Gallina sagte: „Ich glaube, es hält kaum eine Frau zu Hause, wenn Herr Trump in die Stadt kommt. Wir haben dem echt eine Menge zu sagen.“ Zu den Unterstützerinnen der Demo zählt auch Ex-Bausenatorin Jutta Blankau (SPD): Sie habe ihre politische Karriere zwar beendet und sei nun wieder für die Gewerkschaft IG Metall aktiv, aber beim G20-Gipfel Haltung zu zeigen sei ihr wichtig, sagte Blankau. Sie hoffe auf 10.000 Teilnehmer an der Demonstration. Für den Marsch von St. Katharinen zum Fischmarkt habe man mehrere Routen angemeldet – welche genommen werde, entscheide sich erst noch.

Die Frage ist durchaus brisant, denn ebenfalls am 8. Juli findet die Großdemonstration „Grenzenlose Solidarität statt G20“ statt, zu der bis zu 75.000 Teilnehmer erwartet werden, darunter auch viele Militante. Der Hamburger Bundestagsabgeordnete der Linkspartei, Jan van Aken, verhandelt als Anmelder der Demo seit Wochen mit der Polizei über mögliche Routen und den Platz für die Abschlusskundgebung. Aktuell sieht es so aus, dass die Demo von Hamm aus ebenfalls südlich an der Innenstadt vorbei bis zum Millerntorplatz führt.

Unterstützung auch von Pauli-Trainer Lienen

Damit gäbe es zwar eine gewisse räumliche Nähe zu „Hamburg zeigt Haltung“, aber da die Großdemo wohl schon um 10 Uhr beginnen wird, ist unklar, ob sich beide zeitlich ins Gehege kommen. Inhaltlich dagegen sehr wohl: Denn viele Unterstützer von „Hamburg zeigt Haltung“ wie Grünen-Chefin Gallina machten deutlich, dass sie „Grenzenlose Solidarität statt G20“ auch deswegen ablehnen, weil sich die Veranstalter nicht klar von Gewalt distanzierten. Das wies Nico Berg, Sprecher der „Interventionistischen Linken“, die für die Großdemo wirbt, allerdings zurück: „Von uns wird keine Eskalation ausgehen.“

Auch der frühere Kulturstaatsrat Nikolas Hill, der schon die Online-Initiative „Haltung.Hamburg“ gegründet hatte, unterstützt „Hamburg zeigt Haltung.“ Das Bündnis sei zwar „ganz bewusst überparteilich“ angelegt. Dennoch erlaubte sich CDU-Mitglied Hill einen kleinen Seitenhieb auf seine Partei, die kürzlich verkündet hatte, dass sie im Vorfeld zu G20 zu gar keiner Demo aufrufen werde: „Ich hätte mir gewünscht, dass sich auch die bürgerlichen Parteien CDU und FDP sichtbarer gemacht hätten in dem Bündnis.“

Ein anderer konnte es hingegen gar nicht abwarten: Während der Vorstellung des Bündnisses klingelte das Handy von Corny Littmann. St.-Pauli-Trainer Ewald Lienen war dran, bekanntermaßen ein sehr politischer Mensch. Er komme nach dem Training vorbei, um etwas zum Thema Haltung zu sagen, ließ er ausrichten. Zu dem Termin schaffte es Lienen dann zwar doch nicht – auf der Unterstützerliste steht er trotzdem.