Hamburg. Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt baut den Standort Hamburg aus. Experte fordert mehr Maßnahmen gegen Lärm.

Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) baut den Standort Hamburg aus. Die Hansestadt wird Sitz eines neues Instituts für Systemarchitektur sowie Wartung, Reparatur und Instandhaltung. Derzeit laufe die Evaluation des Projekts, die im Juni abgeschlossen sein soll, sagte DLR-Vorstand Rolf Henke vor dem Luftfahrt Presseclub: „Das neue Institut soll im Zentrum für Angewandte Luftfahrtforschung (ZAL) sitzen.“ Für den Aufbau des Standortes erhält die Stadt vom Bund neun Millionen Euro.

Forscher arbeiten eng mit Airbus zusammen

Das ZAL eröffnete vor gut einem Jahr auf Finkenwerder die Türen. Die Mieter – Firmen und Hochschulen – sollen gemeinsam forschen und Innovationen schneller zur Marktreife bringen. Insgesamt ist der 26.000 Quadratmeter große Bau für 600 Beschäftigte ausgelegt. Für das DLR sollen in rund zwei Jahren 120 fest angestellte Mitarbeiter in dem Institut tätig sein, sagte Henke.

Hinzu kommen Studenten und Doktoranden, sodass insgesamt bis zu 200 Menschen in dem Bereich forschen sollen. Im Sommer werde mit der Besetzung der Professuren gestartet. Schwerpunkte der Arbeit sollen zum Beispiel die Lebensdauerverlängerung von Flugzeugen oder die Vorhersage von Wartungsereignissen sein. Dabei werde eng mit dem Flugzeugbauer Airbus und dem Reparaturspezialisten Lufthansa Technik kooperiert, die mit 12.500 beziehungsweise 7500 Mitarbeitern zu den größten Arbeitgebern der Stadt gehören.

Rolf Henke ist
Luftfahrt-Vorstand
des
Deutschen
Zentrums für
Luft- und
Raumfahrt
(DLR)
Rolf Henke ist Luftfahrt-Vorstand des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) © picture alliance / dpa

Henke wies die Branche auf eine aus seiner Sicht wichtige Aufgabe hin. „Wir müssen beim Lärm unbedingt mehr machen“, sagte er. „Das Lärmpro­blem ist das größte Problem.“ Erhebliche Fortschritte seien bei den Triebwerken erzielt worden, wie sie zum Beispiel im A320neo eingesetzt werden. Aber auch beim Fahrwerk oder den Landeklappen gebe es noch viel Spielraum.

An eine baldige Zukunft des Fliegens mit Elektroantrieb glaubt Henke nicht: „Wir haben die Batterien nicht, wir haben die Leistung nicht.“ Es seien noch eine Menge Schritte notwendig, die ihre Zeit bräuchten. Während Drohne eine Option auf der letzten Meile der Paket-Zustellung sein könnten, hält er von Lufttaxis nicht viel.

Erstes autonomes Luftfahrzeug

In Dubai soll noch in diesem Jahr ein erstes autonomes Luftfahrzeug Kunden zum Beispiel vom Flughafen in die Stadt bringen. „Ich würde mich da heute nicht reinsetzen“, sagte Henke. Die Gefahr sowohl bei Drohnen als auch bei Lufttaxis sieht er nicht im singulären Gefährt, sondern vor allem in der Koordination des massenhaften Einsatzes.

Das DLR unterhält bisher zwei Einrichtungen in Hamburg. In Groß Borstel sitzen Wissenschaftler des Instituts für Luft- und Raumfahrtmedizin, in Harburg für Lufttransportsysteme. Bundesweit beschäftigt das DLR an 16 Standorten rund 8000 Mitarbeiter und ist damit eine der größten ingenieurwissenschaftlichen Forschungseinrichtungen in Deutschland.