Hamburg. Der bekannte Obstbauexperte Eckart Brandt pflanzt den „Apfel des Jahres 2017“ am Kiekeberg. Er hat eine „leicht holzige Note“.

„Apfelpapst“ Eckart Brandt trägt an diesem kühlen Frühlingstag Sandalen und Blaumann. In der linken Hand hält er ein gut zwei Meter hohes Bäumchen, das schon zart seine ersten Knospen zeigt.

Dann schreitet der Ökobauer im Entdeckergarten des Museums Kiekeberg zur Tat, umringt von Museumsmitarbeitern, Umweltschützern und Apfelkundlern (Pomologen). Der Baum der alten Apfelsorte „Uphuser Tietjenapfel“ wird in die sandige Erde gepflanzt.

Vergessene Apfelsorten erhalten

Der Pomologen-Verein und der BUND haben diese alte Sorte jetzt zum „Apfel des Jahres 2017“ gekürt. Die Aktion soll dazu beitragen, längst vergessene Apfelsorten zu erhalten und zu vermarkten. Eckart Brandt aus Großenwörden bei Stade ist mit seinem drei Hektar großen Boomgarden schon seit Jahrzehnten auf diesem Feld aktiv. Den historischen Tietjenapfel hatten Brandt und der BUND 1999 wieder entdeckt.

Ein Bremer Gartenbesitzer war dem BUND-Aufruf gefolgt und besaß tatsächlich noch einen der seltenen Bäume jener Apfelsorte aus Uphusen, die erstmals Ende des 19. Jahrhunderts erwähnt wurde. Das Fruchtfleisch schmeckt – na ja, der „Apfelpapst“ muss beim Baumpflanzen auf dem Kiekeberg ein bisschen nachdenken, bis er sagt: „Der Tietjenapfel hat Charakter. Er ist nicht übermäßig saftig, schmeckt süß-säuerlich mit einer leicht holzigen Note.“

Konsumenten bevorzugen Massenware

Der Baum, der rund fünf Meter hoch wachsen kann, stammt aus einer Baumschule in Quickborn und kostet
39 Euro. Von den gut 4000 noch im 19. Jahrhundert bekannten alten Apfelsorten in Deutschland werden schätzungsweise 100 von wenigen Erzeugern vermarktet – ein Nischengeschäft. Denn die Mehrheit der Konsumenten bevorzugt die Massenware aus dem Supermarkt, nicht aber den „Borstorfer“, Deutschlands älteste Apfelsorte aus dem 12. Jahrhundert, den fruchtigen „Ruhm von Kirchwerder“ oder den „Finkenwerder Herbstprinz“.

Wer im eigenen Garten alte Apfelsorten anpflanzen will, kann das jetzt noch schnell realisieren, bevor es wärmer wird. An diesem Sonntag verkauft Eckart Brandt beim Pflanzenmarkt auf Gut Karlshöhe (Hamburg, Karls-
höhe 60 d) historische Apfelbäume (von 10 bis 16 Uhr). Das Freilichtmuseum am Kiekeberg veranstaltet am 22. und 23. April einen der größten Pflanzenmärkte in Norddeutschland. Neben historischen Obst- und Kartoffelsorten gibt es Kräuter, Kübelpflanzen und Stauden.

Norddeutsche Apfeltage

Der Botanische Garten in Klein Flottbek wird auch in diesem Jahr wieder zum Veranstaltungsort der Norddeutschen Apfeltage (23. und 24. September). Mit dabei: der „Tietjenapfel“, der es schon längst ins NDR-Fernsehen geschafft hat: Moderatorin Bettina Tietjen interviewte den Apfelpapst zu einer Sorte, mit deren Namensgeber­familie sie weder verwandt noch verschwägert ist.