Hamburg. Gegen das geplante Zentrum im Überseequartier gibt es heftigen Protest. Kaufverträge sind jedoch bereits unterzeichnet.
Bisher waren Planer in der HafenCity in einer komfortablen Position: Zwar gab es manchmal öffentliches Naserümpfen über die eine oder andere Architektur. Doch richtig Gegenwind aus dem Stadtteil selbst – das kannte man eher von anderen, gewachsenen Wohnvierteln. Inzwischen ist die HafenCity ein (fast) normaler Stadtteil, und nun gibt es gegen das geplante Zentrum im Überseequartier auch heftigen Protest, der von der Initiative „Lebenswerte HafenCity“ getragen wird.
Mit Unterstützung einiger namhafter Architekten der Stadt geht es dabei um mögliche Alternativen, die jetzt am 19. April bei einer Veranstaltung im Oberhafenquartier vorgestellt werden sollen (19 Uhr, Halle 424). „Wir bekommen hier eine Mogelpackung, in Wahrheit wird das doch ein großes, geschlossenes Shoppingcenter“, sagt die Initiatorin und Architektin Iris Neitmann.
Protest kommt recht spät
Im Gegensatz zu früheren Planungen werde viel höher und viel mehr gebaut, kritisiert sie. Das Einkaufen stehe dabei im Vordergrund, nicht mehr kulturelle Nutzungen. Andere Teile der HafenCity, aber auch die Innenstadt würden darunter leiden. „Die Lebensqualität des sich gerade entwickelnden Quartiers ist massiv bedroht“, heißt in einer Mitteilung der Initiative dazu.
Allerdings kommt der Protest recht spät, Kaufverträge sind bereits unterzeichnet und der Bebauungsplan so weit, dass die Stadt genehmigen kann. Das ficht die Initiatoren aber nicht an. „Wie massiv das alles wird, das wird jetzt erst deutlich“, sagt Neitmann.
Lange Planungsgeschichte
Tatsächlich gibt es eine lange Planungsgeschichte dieses Areals. Das südliche Überseequartier war immer als städtisches Herz der HafenCity geplant, um 2008 kam der Bau in der Finanzkrise aber zum Stillstand. Erst 2014 wurde die Stadt mit dem neuen Investor einig, man erhöhte die mögliche Geschossfläche von 198.000 Quadratmetern auf zunächst 228.000, dann mit einem Nachtragsvertrag 2016 noch einmal auf rund 266.000. Mehr Shopping, aber auch mehr Wohnen ist nun im Vergleich mit ersten Plänen möglich. „Wir tragen das politisch“, sagt SPD-Stadtplanungsexperte Dirk Kienscherf. Immer schon sei hier ein lebendiges Zentrum geplant gewesen. „Ich kann nicht erkennen, warum mehr Quadratmeter da etwas Negatives sein sollen.“