Hamburg. Wo gebaut wird, wo Singles und Familien ein Zuhause finden, wo es noch bezahlbar ist. Heute stellen wir das Tarpenbeker Ufer vor.

Wenn ein Güterzug vorbeirattert, übertönt der Lärm das Zwitschern der Vögel. Doch bald wird auf dem ehemaligen Güterbahnhof in Groß Borstel eine bis zu neun Meter hohe Lärmschutzwand errichtet, außerdem soll ein begrünter Wall für Ruhe sorgen. Denn in einigen Jahren werden hier bis zu 2000 Menschen wohnen.

Auf dem 11,8 Hektar großen Gelände nahe dem Nedderfeld plant das Bauunternehmen Otto Wulff, das das Grundstück vor zwei Jahren erworben hat, 750 Wohnungen. Das Projekt Tarpenbeker Ufer ist nach Angaben des Projektverantwortlichen Benjamin Hinsch in zehn Baufelder gegliedert, außerdem entstehen eine kleine Gewerbefläche und ein separates Kita-Gelände mit Platz für 120 bis 140 Kinder (die Verhandlungen mit einem Träger laufen).

Start verlief holprig

Das Bauunternehmen Otto Wulff ist sowohl Investor als auch Bauträger. „Wir werden einzelne Wohnungen verkaufen, aber auch schlüsselfertige Gebäude“, sagt Hinsch. Die Bagger rollen bereits. Die Arbeiten im Baufeld 10 haben bereits begonnen. Für die Baufelder 8, 9 und 10 gibt es bereits eine Baugenehmigung, die Baufelder 4 bis 7 würden gerade geplant, so der Projektleiter.

Der Start für das neue Wohngebiet verlief jedoch ziemlich holprig. Die Schrebergärtner der Kleingartenkolonie „Bahn-Landwirtschaft“, die auf der Fläche ansässig waren, wehrten sich vehement gegen die Baupläne, die urspünglich unter dem Namen „Tarpenbek Greens“ firmierten. Das Gebiet, das im Norden von der Tarpenbek begrenzt wird, im Osten von einem weiteren Kleingartenverein und südlich von den Bahngleisen, beherbergte nur wenige Gewerbebetreibe sowie das orientalische Möbelhaus und Restaurant Le Marrakech, das durch einen langjährigen Vertrag Bestandsschutz hat.

2000 neue Bewohner

Bis 2010 sollte das Bahngelände, das vor Otto Wulff der irischen McGarrell Reilly Group gehörte, noch Gewerbegebiet werden. Und die Groß Bors­teler hatten reichlich Einwände gegen den neuen Bebauungsplan Groß Borstel 25. Das Bezirksamt Hamburg-Nord verlegte sogar eine öffentliche Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses in die Sporthalle Hamburg, als über den Bebauungsplan abgestimmt werden sollte. Immerhin waren 626 Stellungnahmen von Anwohnern eingegangen.

Der Kommunalverein Groß Borstel hatte sich lange gegen die Größe des Bauvorhabens gewehrt und den Bau von nur 350 Wohnungen gefordert. „Die Zahl der Wohnungen ist inzwischen kein Thema mehr, die 750 Wohnungen werden kommen“, sagt Ulrike Zeising, Vorsitzende des Kommunalvereins. „Aber es gibt nach wie vor die Befürchtung, dass es keine gute Anbindung an den Stadtteil gibt.“ Die Verkehrsanbindung war lange ein strittiger Punkt. Ein Verkehrsgutachten hatte den Bau einer Brücke über die Tarpenbek auch für den Autoverkehr geprüft. Geplant ist nur lediglich eine Brücke für Fußgänger und Fahrradfahrer, um das Stadtteilzentrum zu erreichen. In Groß Borstel leben derzeit etwa 8600 Einwohner, mit dem neuen Wohngebiet könnten bis zu 2000 Bewohner dazukommen.

Tiefgaragen unter jedem Baufeld

„Wir befürchten, dass es eine Insellage wird“, sagt Ulrike Zeising, denn die neuen Bewohner würden wohl eher am Nedderfeld oder am Tibarg in Niendorf einkaufen als in Groß Borstel. Derzeit wird eine Straße durch das neue Wohngebiet gebaut. Damit der ruhende Verkehr nicht zum Problem wird, sollen laut Benjamin Hinsch unter jedem Baufeld separate Tiefgaragen gebaut werden.

19.000 Quadratmeter für Grünanlagen vorgesehen

Die Gebäude werden viergeschossig plus Staffelgeschoss geplant – inklusive Dachterrassen. Die Erdgeschosswohnungen sollen ebenfalls Terrassen bekommen. Die Wohnungsgröße liegt zwischen einem und fünf Zimmern. Otto Wulff hat sich in einem städtebaulichen Vertrag festgelegt, mindestens 225 öffentlich geförderte Wohnungen zu bauen. Auch mindestens 60 Eigentumswohnungen sollen in einem ersten Schritt errichtet werden.

„Es gibt einen großen Anteil an Zwei- bis Dreieinhalbzimmerwohnungen, die familiengerecht sind“, sagt Hinsch. Das Angebot richte sich vor allem an Familien, auch, „weil wir sehr viele Grünflächen haben“. So soll es etwa einen 7000 Quadratmeter großen Park geben, dazu eine private 12.000 Quadratmeter große Grünanlage.

Der Vertrieb der Eigentumswohnungen soll laut Hinsch noch in diesem Frühjahr beginnen, der für die Mietwohnungen aber erst später. Wie hoch die Quadratmeterpreise sein werden, stehe noch nicht fest, sagt der Planer, spätestens Ende April sollen sie feststehen. Ende 2018 könnten die ersten Bewohner einziehen. Läuft alles planmäßig, sollen Ende 2021 alle Wohnungen fertig sein.