Hamburg. Angela Titzrath legt erste Bilanz als Chefin des Hafenunternehmens vor. Sie erwartet ein schwächeres Ergebnis.

Ihr Auftritt war mit Spannung erwartet worden. Seit Jahreswechsel ist Angela Titzrath Vorstandschefin der Hamburger Hafen und Logistik AG, doch bisher hat sie über ihre Pläne für Hamburgs größten Hafenbetrieb geschwiegen. Gestern äußerte sie sich endlich – und sie kündigte eine große Zahl von Veränderungen an.

Allerdings erwartet sie wegen der schlechten Rahmenbedingungen der Weltwirtschaft und in der Containerschifffahrt im laufenden Jahr einen Gewinnrückgang. Der Konzernbetriebsgewinn (Ebit) dürfte 2017 zwischen 130 bis 160 Millionen Euro betragen, sagte die Hafenmanagerin bei der Vorstellung der Bilanzkonferenz. Im Vorjahr war das Ergebnis dank eines höheren Containerumschlags noch um 4,8 Prozent auf 164 Millionen Euro gestiegen. Insgesamt rechne sie für das Geschäftsjahr 2017 aber mit einer stabilen Entwicklung, sagte Titzrath. Der Konzernumsatz werde „im Bereich des Vorjahres“ von 1,2 Milliarden Euro liegen.

HHLA strategisch weiterentwickeln

Gleichwohl machte die neue Hafenchefin deutlich, dass sie die Notwendigkeit sieht, die HHLA strategisch weiterzuentwickeln. „Unsere noch vorhandenen Stärken garantieren nicht auto-matisch langfristige Sicherheit“, sagte sie und kündigte eine Überarbeitung der Geschäftsfelder an. In den Prozess, der bis zum Jahresende dauern wird, sollen alle Führungskräfte eingebunden werden – was für die HHLA, bei der viele Bereiche in der Vergangenheit ohne enge Anbindung in eine gemeinsame Konzernstrategie vor sich hin arbeiteten, grundsätzlich eine Neuerung bedeutet.

Ohne auf die Arbeit ihres Vorgängers Klaus-Dieter Peters direkt zu verweisen, strich Titzrath heraus, dass sie einiges ändern wolle. Zum Beispiel die Vorstandsstruktur. So wird der gesamte Vertrieb, der sich bisher noch nach den einzelnen Geschäftsfeldern gliederte, bei der Vorstandsvorsitzenden zusammengezogen. Aus ihrer Sicht sei es wichtig, dass die HHLA noch mehr aus Kundensicht denke.

„Nur so können wir im harten Wettbewerb der Häfen bestehen.“ Sie habe weltweit Reedereien besucht und dabei angesichts der Konsolidierung der Containerschifffahrt eine tiefe Verunsicherung und einen enormen Anpassungsdruck festgestellt. „Das bedeutet, dass auch wir uns anpassen müssen“, sagte Titzrath, die vor ihrem Engagement bei der HHLA verschiedene Managementpositionen bei Daimler innehatte und danach Personalvorstand der Deutschen Post war.

Durch Zusammenschlüsse und Allianzen von Reedereien könnten sich Verkehrströme verschieben, warnte die 50-Jährige. Empfindliche Ladungsverluste für Hamburg, dadurch dass Schiffe in andere Häfen umgelenkt werden, erwartet sie aber noch nicht: „Ich bin nicht zerknirscht.“ Allerdings fordert auch sie eine schnelle Lösung für die Elbvertiefung. „Je früher die Arbeiten beginnen, desto besser.“

Digitalisierung im Unternehmen verankern

Als neues Geschäftsfeld will Titzrath die Digitalisierung im Unternehmen verankern. „Die HHLA soll der Motor des digitalen Wandels im Hamburger Hafen werden.“ Auch Personal-kürzungen sind für Titzrath, der ein gutes Verhältnis zur Arbeitnehmerschaft nachgesagt wird, kein Tabu. So erklärte der HHLA-Arbeitsdirektor Heinz Brandt, dass im Zuge der Anpassung der Arbeitsprozesse am Containerterminal Burchardkai einige Stellen wegfallen würden.

Wie viele, wollte er nicht sagen. „Wir haben aber bei der Schließung des Übersee-Zentrums in der Logistik sozial verträgliche Lösungen für die betroffenen Mitarbeiter gefunden. So wird es auch hier geschehen“, ergänzte Titzrath. Wie schon ihr Vorgänger Peters, schloss sie nicht aus, dass sich die HHLA künftig an Terminals außerhalb Hamburgs beteiligen werde. „Wenn Hamburg das Tor zur Welt ist, dann werden wir auch mal durch das Tor gehen und uns mit wachen Augen umschauen.“ Außer in Hamburg betreibt die HHLA derzeit nur ein Terminal im ukrainischen Odessa.

Steigerung um 3,1 Prozent

„Unsere Eigentümer erwarten von uns, dass wir den Wert der HHLA steigern“, sagte Titzrath. Bei den Aktionären kamen die am Donnerstag vorgelegten Zahlen und Prognosen derweil weniger gut an. Die niedrigere Gewinnerwartung schreckte viele ab. Die Aktie fiel am Vormittag um bis zu 16 Prozent. Und auch am späten Nachmittag stand sie mit 17,84 Euro noch immer mehr als zehn Prozent unter dem Schlusskurs des Vortages.

Insgesamt hat die HHLA 2016 rund 1,18 Milliarden Euro umgesetzt, das war eine Steigerung um 3,1 Prozent im Vergleich zu 2015. Der Containerumschlag lag 1,5 Prozent über dem Vorjahresniveau bei knapp 6,7 Millionen Standardboxen (TEU). Der Überschuss legte konzernweit um rund zehn Prozent auf 73 Millionen Euro zu.

Opposition in der Bürgerschaft ist unzufrieden

Die Opposition in der Bürgerschaft ist damit nicht zufrieden. „Das HHLA-Ergebnis dümpelt auf dem Niveau vom Vorjahr. Nach einem enttäuschenden Jahr 2015 im wichtigen Containersegment konnte die HHLA hier auch 2016 keine nennenswerten Impulse setzen“, sagte der wirtschaftspolitische Sprecher der FDP-Bürgerschaftsfraktion, Michael Kruse.

Ganz anders äußerte sich der Fraktionsvorsitzende der Grünen, Anjes Tjarks. Dieser hatte den Ex-Vorstandschef des Hafenunternehmens Peters in der Vergangenheit stark kritisiert, zum Abschied klang er versöhnlich: „Das ist ein ordentliches Ergebnis aus dem Hafen, die Geschäftszahlen der HHLA stimmen uns optimistisch“, sagte er. Immerhin will die HHLA 46,7 Millionen Euro an ihre Aktionäre ausschütten. Das meiste davon geht an die Stadt, die 68 Prozent an dem Unternehmen hält.

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