Hamburg. Nach Zusammenschluss mit Arabern dürften bis zu 15 Prozent der Jobs wegfallen. Schwieriges Jahr 2017.
Er hat schon einfachere Zeiten erlebt: Als Rolf Habben Jansen Mitte 2014 das Ruder bei der Hamburger Reederei Hapag-Lloyd übernahm, war die Lage zwar schlecht – das Unternehmen machte Verluste und ächzte unter der harten Konkurrenz auf den Weltmeeren –, aber mit viel Schwung und neuen Ideen überwand er die Krise und machte 2015 einen Gewinn von 114 Millionen Euro.
Inzwischen ist die Lage wieder ähnlich wie 2014: Hapag-Lloyd hat im vergangenen Jahr 93 Millionen Euro Verlust gemacht, die Frachtraten erholen sich nur sehr langsam, aber diesmal fehlen die zündenden Ideen des niederländischen Managers, um Hapag-Lloyd wieder nach vorne zu bringen. So wird 2017 ein schwieriges Jahr. Und die Mitarbeiter müssen sich auf einen Stellenabbau einstellen.
Einsparungen durch Fusion erwartet
Grund dafür ist die geplante Fusion mit dem arabischen Konkurrenten United Arab Shipping Company (UASC), die laut Habben Jansen „in wenigen Wochen“ vollzogen werden soll. Der Vorstandsvorsitzende von Hapag-Lloyd erwartet dadurch Einsparungen von umgerechnet 403 Millionen Euro. Dafür müssen aber Mitarbeiter des dann fusionierten Unternehmens gehen. Zehn bis 15 Prozent der Stellen werden über mehrere Jahre reduziert, sagte Habben Jansen am Rande seiner Bilanzpressekonferenz. Von den 9400 Mitarbeitern bei Hapag-Lloyd und den 2700 Beschäftigten von UASC werden also in der Summe mindestens 1200 Jobs gestrichen.
Auf der anderen Seite ist der geplante Zusammenschluss mit UASC so etwas, wie der Strohhalm an dem sich Habben Jansen festhält, zumal die Synergien aus dem Zusammenschluss mit der Chilenischen Reederei Compañía Sudamericana de Vapores (CSAV) 2014 inzwischen ausgereizt sind und die von ihm eingeführten Kostensenkungsprogramme demnächst auslaufen. Zudem ist das Geschäft mit den Arabern unabdingbar, will Hapag-Lloyd im harten Wettbewerb der Reedereien nicht zerrieben werden.
Der Konsolidierungsdruck in der Branche hat bereits dazu geführt, dass acht von 20 der weltgrößten Containerreedereien vom Markt verschwunden sind. „Wir sind davon überzeugt, dass es in Zukunft nur noch fünf bis sieben globale Linienreedereien geben wird“, sagt Habben Jansen. Und die Lücke zu den übrigen werde immer schneller größer.
„In den wichtigen Fahrtgebieten besitzen die Top 5 der Reedereien heute mehr als 70 Prozent Marktanteil, im Atlantik-Verkehr sind es sogar 90 Prozent.“ Deshalb sei es für Hapag-Lloyd wichtig, zu den großen Reedereien dazuzugehören, so Haben Jansen.
Es gibt reichlich Unsicherheiten
Darüber hinaus müsste Hapag-Lloyd ohne die Fusion riesige Summen für den Kauf neuer Schiffe ausgeben. Das entfällt, wenn die Flotte von UASC integriert wird, die über außergewöhnlich große Schiffe mit einer Kapazität von bis zu 20.000 Standardcontainern (TEU) verfügt. Zusammen haben die beiden Reedereien eine junge Flotte von 225 Frachtern mit einem Durchschnittsalter von 6,3 Jahren. Das alles wird sich in diesem Jahr kaum mehr bemerkbar machen, denn selbst wenn die Fusion zwischen Hapag und UASC im April stattfindet, dauert es laut Habben Jansen sechs Monate bis zum Abschluss der Integration.
Eine Prognose zum Nettoergebnis 2017 macht Habben Jansen derweil nicht. Denn es gibt reichlich Unsicherheiten: Der Treibstoffpreis steigt an. Die Frachtraten legen zwar auch zu, Hapag-Lloyd profitiert davon aber noch nicht – wegen langfristiger Transportverträge. Erst in der zweiten Jahreshälfte dürften Entlastungen spürbar werden.
Ermittlungen in den USA
Schließlich gibt es noch Ermittlungen der Justizbehörden in den USA gegen die Hamburger Reederei, zu denen Habben Jansen nichts sagen möchte, außer: „Wir arbeiten mit und stellen den Behörden alle Informationen zur Verfügung, die sie anfordern.“ Noch wisse man gar nicht genau, was die Justiz wolle. Dem Vernehmen nach ermitteln die Behörden wegen unerlaubter Preisabsprachen. US-Marshalls waren vor zwei Wochen mitten in ein Treffen der 20 größten Reedereien geplatzt und hatten allen Chefs ein Gerichtsschreiben überreicht. Auch Habben Jansen hat eins bekommen.
„Die Ermittlungen kommen zur Unzeit, da sich ja jetzt die großen Reeder-Allianzen zusammenfinden“, sagt Thomas Wybierek, Schifffahrtsanalyst der NordLB. Zudem würden die zuletzt gestiegenen Frachtraten schon wieder abbröckeln. Man müsse abwarten, wie sich Hapag-Lloyd in den kommenden Monaten entwickelt. Auch die Aktionäre warten ab: Nach starken Kursgewinnen seit der Jahreswende gibt die Aktie wieder nach. Sie sank allein am Montag um 6,6 Prozent.