Hamburg. Umweltschutzorganisation hat 14 Großstädte verglichen. Hamburg punktet mit StadtRad, floppt aber beim Schienenverkehr. Die Forderungen.
Die Note „ausreichend“ ist schon in der Schule nicht besonders beliebt. Nun hat sich Hamburg eine Vier eingehandelt – und damit herbe Kritik am Ausbau seiner ökologischen Verkehrsangebote. Die Umweltorganisation Greenpeace hat beim „Städteranking zur nachhaltigen Mobilität“, das am heutigen Donnerstag veröffentlicht wird, die 14 größten Städte Deutschlands miteinander verglichen.
Zusammenfassend lässt sich sagen: Alle Städte bauen ökologischen Verkehr zu unentschlossen aus. Hamburg schneidet in dem Ranking mit Platz zehn im unteren Mittelfeld ab und erreicht 16,3 Punkte von 30 möglichen. In der Schule wäre das eine Vier.
Greenpeace fordert Straßenbahn
Laut des Greenpeace-Städtevergleichs ist in Hamburg die größte Schwäche die mangelnde Erreichbarkeit. Dabei wird kritisiert, dass viele Stadtteile nur mit dem Bus zu erreichen sind und somit entsprechend lange Fahrzeiten in Kauf genommen werden müssen. „Gerade einmal 38 Prozent der Hamburger Bevölkerung wohnen maximal 600 Meter entfernt von einer Station des öffentlichen Schienennahverkehrs“, heißt es in dem Papier, das dem Abendblatt vorliegt.
Die Kritik verbindet Greenpeace auch gleich mit einer Forderung an die Politik: Da der Ausbau des U-Bahn-Netzes zu lange dauere und zu teuer sei, spricht sich die Umweltorganisation für die Wiedereinführung einer Straßenbahn aus.
Zu wenig Stellplätze für Fahrräder
Negative Auswirkungen auf die Bewertung hat auch die Luftverschmutzung auf Hamburgs Straßen durch zu viel giftige Abgase. Die Feinstaubwerte überschreiten regelmäßig die Grenzwerte und auch zu viel Stickoxide sind in der Hansestadt ein Problem.
Ein weiterer Flop: Es gibt kaum Platz für ein Fahrrad. Dabei verweist das Ranking darauf, dass in Hamburg pro 50 Quadratmeter Wohnraum nur ein Rad-Stellplatz zur Verfügung gestellt wird. Nach Meinung von Greenpeace ist das eine nicht nachvollziehbare Rechnung, da in der Hansestadt „aufgrund des angespannten Wohnungsmarktes“ mehrere Personen in Wohnungen dieser Größe leben würden. Ihre Forderung: Hier muss nachgebessert werden.
Hamburg glänzt mit den roten StadtRädern
Überhaupt kommt das Städteranking zu dem Ergebnis, dass in Hamburg mehr für den Radverkehr getan werden muss. Um mehr Menschen dazu zu bewegen, mehr Wege mit dem Fahrrad zu erledigen – momentan sind das nur zwölf Prozent – soll eine „konsequente Radverkehrsförderung“ umgesetzt werden. Dazu zählt neben komfortablen Radrouten auch die Neuaufteilung des Straßenraums – zugunsten der Radfahrer, der Fußgänger und des öffentlichen Nahverkehrs. Und das nicht nur auf „einigen wenigen Prestigestraßen“.
Aber Hamburg kann bei einige Bewertungskriterien auch glänzen. So punktet die Hansestadt mit seinem StadtRad-Projekt. „Das Hamburger Verleihsystem gilt als das erfolgreichste in Deutschland“, heißt es lobend in der Zusammenfassung. Die roten Räder werden pro Jahr inzwischen für rund drei Millionen Fahrten genutzt. Positiv erwähnt wird zudem, dass es auch in Stadtteilen wie Harburg oder Niendorf StadtRad-Stationen gibt.
Berlin schneidet am besten ab
Ein weiterer Pluspunkt ist die Zahl der Bike&Ride-Stellplätze. Diese will Hamburg sogar aufstocken und viele davon überdachen.
Erstellt hat das Ranking das Hamburger Stadtplanungsbüro Urbanistaim Auftrag von Greenpeace. Nach eigenen Angaben basiert es auf einem System von 22 Messgrößen, das Städte in drei Disziplinen bewertet: Angebot an neuen Mobilitätsformen wie Leihräder und –autos, Schutz von Umwelt und Gesundheit sowie Erreichbarkeit von U-, S- und Straßenbahnen.
Schlusslicht bildet Düsseldorf
Am besten abgeschnitten hat übrigens Berlin, das eine „historisch niedrige Autodichte“ aufweist. Bemängelt wird jedoch auch hier noch immer vorhandene Lücken im öffentlichen Schienennetz. Platz zwei belegt die Stadt München, gefolgt von Köln und Frankfurt. Besser als Hamburg schneiden zudem Bremen, Dresden, Stuttgart, Leipzig und Nürnberg ab. Schlusslicht des Städterankings bildet Düsseldorf.
„Noch keine der untersuchten Städte macht es ihren Bewohnern leicht, ohne eigenes Auto auszukommen“, sagt Daniel Moser, Greenpeace-Verkehrsexperte. Die Städte müssten beginnen, das Leben für die Menschen in den Innenstädten zu verbessern. „Moderne, lebenswerte Städte werden künftig mit deutlich weniger Autos auskommen“, so Moser. Deshalb müssten schon heute saubere Alternativen gefördert werden. „Geteilte E-Autos, ein gutes Netz an Radwege und ein attraktiver ÖPNV.“