Hamburg. Die Vorentscheidung über den Trassenverlauf der neuen U-Bahn-Linie im Westen Hamburgs soll noch in diesem Jahr fallen.

Wie kann der Hamburger Westen, insbesondere die Stadtteile Lurup und Osdorf, besser an den öffentlichen Nahverkehr angebunden werden? Diese Frage, die die Hamburger Politik schon seit Jahrzehnten bewegt, soll nach dem Willen der rot-grünen Mehrheit in der Bürgerschaft schon bald beantwortet werden.

Die Fraktionschefs Andreas Dressel (SPD) und Anjes Tjarks (Grüne) stellten am Donnerstag einen Antrag vor, den die Bürgerschaft kommende Woche beschließen und mit dem der Senat aufgefordert werden soll, aus bislang sieben untersuchten Varianten maximal drei auszuwählen und für diese noch bis zum Sommer eine Machbarkeitsstudie in Auftrag zu geben. Bis Mitte 2018 solle diese vorliegen und die Grundlage für die Entscheidung bilden.

„Es ist ein Abwägungsprozess, und diese Diskussion muss jetzt die ganze Stadt führen“, sagte Dressel. Das ist die Ausgangslage: Für den östlichen Teil der U 5 von Bramfeld bis zur City Nord laufen bereits die Entwurfs- und Genehmigungsplanung sowie die Bürgerbeteiligung. Hier wird schon über einzelne Haltestellen gestritten. Von der City Nord aus soll die U 5 dann in Form eines U südlich um die Alster und wieder gen Norden verlaufen – für diesen Abschnitt wird gerade eine Machbarkeitsstudie erstellt. Völlig offen ist hingegen, wie es im Westen weitergeht.

Folgende Varianten gibt es:
Eine „U 5 Nord“, die vom Siemersplatz über Stellingen und Lurup nach Osdorf führt und die Arenen am Volkspark anbinden könnte.

Eine „S 32 Nord“, die am S-Bahnhof Stellingen ausgefädelt wird und ebenfalls nach Osdorf führt.


Eine „U 5 Süd“, die an der Hoheluftbrücke ausfädelt und über Altona-Nord (Diebsteich) Richtung Lurup und Osdorf verlaufen würde.


Eine „S 32 Süd“ würde in Altona-Nord abzweigen und als S-Bahn nach Osdorf fahren.


Das gilt auch für die mögliche S 2, die vom künftigen S-Bahnhof Ottensen aus nach Nordwesten verlaufen würde.


Sechste und siebte Variante sind eine Kombination aus „U 5 Nord kurz“ (Siemersplatz bis Stellingen) und einer „S 32 Süd“ oder einer S 2.

Wichtig sei, möglichst viele bestehende Wohngebiete anzubinden oder neue zu ermöglichen, sagte Tjarks. „Uns ist es wichtig, städtebauliche Potenziale zu heben. Je mehr Menschen von einer Bahn profitieren, desto leichter kann man sie finanzieren.“ Außerdem fordert Rot-Grün vom Senat zu prüfen, ob eine Verlängerung der neuen Bahnstrecke bis nach Schenefeld in Schleswig-Holstein sinnvoll wäre.

Bemerkenswert: Das Bekenntnis zur neuen U-Bahn verband Tjarks auch mit einer vorläufigen Absage an die von den Grünen lange geforderte Stadtbahn. „Wir sollten nicht alle fünf Jahre unsere Verkehrsplanung ändern“, sagte der Fraktionschef. Es gebe aus seiner Sicht immer noch gute Argumente für eine Straßenbahn, aber Rot-Grün habe sich nun mal auf neue U- und S-Bahnstrecken geeinigt. „Wir sollten uns auf das konzentrieren, was wir beschlossen haben“, so Tjarks. „Wenn wir das schaffen, wäre ich als Grüner schon sehr froh.“

Verbesserungen für Kundenzentren angekündigt

Unterdessen streben SPD und Grüne nachhaltige Verbesserungen in den 20 Kundenzentren der Stadt an. Wie Dressel und Tjarks sagten, solle die aktuelle personelle Überbesetzung eventuell doch beibehalten, die Online-Vergabe von Terminen stärker auf Bedürfnisse der Bürger ausgerichtet und die Wartezeit auf einen Termin auf maximal zwei Wochen begrenzt werden.

Im vergangenen Jahr waren mehr als 40 von 213 Stellen in den Kundenzentren nicht besetzt. Zeitweise konnten daher sämtliche Kundenzentren innerhalb von zwei Monaten keinen einzigen Termin anbieten. Der Senat hatte darauf reagiert und Personal eingestellt oder aus anderen Bereichen abgezogen und in die Bürgerämter beordert. Ziel war es, bis zu 110 Prozent der Stellen zu besetzen, auch, um den enormen Bearbeitungsstau abarbeiten zu können.

Wartezeit von mehr als zwei Wochen nicht zuzumutbar

Während das ursprünglich nicht von Dauer sein sollte, deuteten Dressel und Tjarks nun an, dass das sehr wohl denkbar sei. Zunächst müssten Standards definiert und dann entschieden werden, wie viel Personal dafür benötigt werde, sagte Dressel. So sei eine Wartezeit von mehr als zwei Wochen den Bürgern nicht zuzumuten. „Dass man einen Tag Urlaub nehmen muss, um einen Kinderreisepass zu beantragen, kann in einer Weltstadt wie Hamburg auch nicht sein“, stellte der SPD-Fraktionschef klar.

Außerdem möchte er, dass die Bürger bei der Online-Terminvergabe angeben können, wann sie Zeit haben, und ihnen das System sagt, in welchem Kundenzentrum ein Termin frei ist – bislang läuft es umgekehrt. Ziel sei es, die Organisation der Kundenzentren jetzt so zu regeln, „dass wir nie wieder in schwieriges Fahrwasser kommen“.

Harburgs Bezirksamtsleiter Thomas Völsch (SPD), der die Online-Terminvergabe für alle Bezirke koordiniert, hatte dem Abendblatt kürzlich ebenfalls gesagt, dass eine 110-Prozent-Besetzung gehalten werden solle.