Hamburg . Hamburgs Verbraucherschützer monieren: Mehr Zucker, weniger Vollkorn und weniger Inhalt. Der Hersteller wehrt sich gegen die Kritik.
Müsli zum Frühstück: Das ist für viele Menschen das Sinnbild für ein gesundes Frühstück. Doch nicht jede Körnermischung hält, was sie verspricht. Und nur weil Müsli auf der Verpackung steht, sind die Zutaten nicht automatisch gesund. Das gilt auch für Vitalis Früchtemüsli von Dr. Oetker: Die Verbraucherzentrale Hamburg hat dem Produkt aktuell den Titel „Mogelpackung des Monats März“ verliehen.
„Diese wenig schmeichelhafte Auszeichnung hat sich das Produkt redlich verdient“, teilten die Verbraucherschützer am Freitag mit. Der Hersteller Dr. Oetker habe nicht nur klammheimlich die Füllmenge von 600 auf 500 Gramm reduziert, sondern auch noch die Rezeptur „verschlimmbessert“. Zugesetzter Zucker und weniger Vollkorn werden den Käufern als „verbesserte Rezeptur“ verkauft – und dafür sollen auch noch 20 Prozent mehr bezahlt werden.
Fruchtanteil tatsächlich gesunken
Bemerken dürften die geringere Menge wohl nur die wenigsten. Denn rein optisch sieht die Verpackung nahezu identisch aus. Auch die Vorderseite der Verpackung ist gleich groß. Lediglich die Tiefe des Kartons ist laut Verbraucherschutz um etwa einen Zentimeter geringer.
Der neue Hinweis „Verbesserte Rezeptur – schmeckt noch fruchtiger!“ lockt sogar vermutlich noch mehr potenzielle Käufer an. Dabei ist der Begriff „verbesseret Rezeptur“ recht zweifelhaft. Zwar beträgt der Fruchtanteil nach Angaben des Herstellers weiterhin rund 40 Prozent. Aber Hamburgs Verbraucherschützer vermuten, dass der Fruchtanteil tatsächlich gesunken ist. Der Grund: Der zugesetzte Zuckeranteil in den gezuckerten Früchten sei nicht abgezogen worden. „Die absolute Menge an Früchten wurde auf jeden Fall reduziert – von 240 Gramm natürlichen Trockenfrüchten auf 200 Gramm gezuckerte in einer Packung“, sagt Armin Valet von der Verbraucherzentrale Hamburg.
Cranberrys und Papayastücke extra gezuckert
Die Experten monieren zudem, dass dem neuen Müsli extra Zucker zugesetzt wird. Denn neu ist, dass die Cranberrys und Papayastücke extra gezuckert werden, ebenso wie die Cornflakes. „Zwar steigt der Zuckergehalt nur von 26 auf 27 Prozent pro 100 Gramm – wie viel davon jedoch zugesetzter Zucker ist, lässt sich aus diesem Zahlenwert nicht ablesen“, so Valet. Der Grund: Die getrockneten Früchte seien teilweise ausgetauscht worden, sodass sich der Fruchtzuckeranteil zwischen altem und neuem Müsli unterscheiden dürfte. Als Beispiel nennt die Verbraucherzentrale getrocknete Feigen- und Himbeerstücke sowie geröstete Bananenscheiben, die durch gezuckerte Papaya und Cranberrys ersetzt worden seien.
Hinzu kommt, dass der Vollkorn-Anteil nur noch 47 Prozent anstatt wie bisher 52 Prozent beträgt. „Eine Verbesserung sehen wir lediglich in dem Verzicht auf Aroma, das in der Vorgänger-Packung noch eingesetzt wurde“, teilt die Verbraucherzentrale mit.
Dr. Oetker verweist auf höhere Rohstoffkosten
Das Unternehmen Dr. Oetker hat sich zu der Kritik in einer Stellungnahme geäußert. Es betont, dass „Verbraucher in Befragungen und Sensoriktests signalisiert haben, dass sie das Müsli von der Konsistenz her weicher und mit einem intensiveren Fruchtgeschmack wollen“. Die „deutlich bessere Produktqualität“ schlage sich allerdings in höheren Rohstoffkosten nieder, so dass das Produkt nicht mehr mit der ursprünglichen Füllmenge angeboten werden könne.
Die Verbraucherzentrale Hamburg lässt das so nicht stehen. Sie kontert: „Wie so häufig hören wir auch hier aus dem Munde des Herstellers die Ausrede, dass die Verbraucher selbst schuld seien, an den versteckten Preiserhöhungen.“