Hamburg. Für 94 Millionen Euro hat Hamburg den Vorhafen an der Norderelbe umbauen lassen. Große Containerschiffe können nun besser drehen.

Die Fahrrinne der Elbe ist noch nicht auf die ganz großen Containerschiffe mit einer Ladekapazität von 20.000 Standardcontainern eingestellt. Die Elbvertiefung verzögert sich bekanntlich wegen gerichtlich geforderter Nacharbeiten eine Weile. Der Hamburger Hafen hat sich aber bereits auf die „Riesenpötte“ eingerichtet.

An den HHLA-Containerterminals wurden besonders hohe Containerbrücken installiert, deren Kranausleger auch über die beladenen Decks der neuen Schiffe passen. Und an der Einfahrt nach Steinwerder, dem Vorhafen, wurde nun der Manövrierkreis deutlich erweitert. Am Mittwoch wurde der letzte Dalben aus dem Wasser gezogen, damit sind die Bauarbeiten nun abgeschlossen.

94 Millionen Euro für den Umbau

Als Vorhafen wird der Abzweig von der Norderelbe nach Steinwerder bezeichnet. Westlich von Blohm + Voss. 94 Millionen Euro hat der Umbau des Areals gekostet. „Dafür gewinnt der Hafen aber dreifach“, sagte der Chef der Hamburg Port Authority, Jens Meier. „Die außergewöhnlich großen Schiffe können sicherer drehen. Kreuzfahrtschiffe, die nach Steinwerder einlaufen oder bei Blohm + Voss in die Docks wollen, müssen weniger manövrieren, und am gegenüber liegenden Ufer, am Kreuzfahrtterminal Altona, können wir die Breitenrestriktionen aufheben.“

Aufgrund der geringen Wasserbreite im Vorhafen durften in Altona nämlich bisher nur Kreuzfahrtschiffe mit einer Breite von bis zu 32 Metern anlegen. Künftig sind auch 40 Meter breite Traumschiffe willkommen.

Vor allem aber gewinnen die großen Containerschiffe, die in den Vorhafen hineinwollen, Zeit. Durch seine Lage am Hauptstrom der Norderelbe und den bisherigen Uferzuschnitt ist die Strömung dort die meiste Zeit so stark, dass große Schiffe nicht in den Vorhafen ein- und auslaufen dürfen. Durch den Umbau stehen der Schifffahrt nun deutlich längere Zeitfenster für die Ein- und Ausfahrt zur Verfügung.

Weniger Zeit benötigt

So konnten die Tidefenster für Containerschiffe bis 370 Metern Länge beim Einlaufen von 1,5 Stunden auf vier Stunden erweitert werden, und dieser Zeitraum steht zukünftig auch Containerschiffen bis 400 Metern Länge zur Verfügung. „Die erweiterte Vorhafeneinfahrt macht den Schiffsverkehr planbarer und sicherer“, sagte Meier.

Um das zu ermöglichen, haben erhebliche Uferarbeiten stattgefunden. Vor dem Containerterminal Tollerort wurde eine vier Hektar große Landspitze zurückgebaut und die Wasserfläche vergrößert. Mit dem Aushub wurde der restliche Kohlenschiffhafen verfüllt. Dadurch gewinnen der Containerterminal Tollerort und das Klärwerk Köhlbrandhöft zusätzliche Flächen.

Das abgeschnittene Ufer wurde mit einer 250 Meter langen Kaimauer befestigt, an der Liegeplätze für kleine Schiffe entstehen können. Auch die Kaimauer am Lotsenhöft – also bei Blohm + Voss – hat man umgebaut und verstärkt. Dadurch wurde der Manövrierkreis auf dem Wasser um 100 Meter auf einen Durchmesser von 450 Metern vergrößert.

Größere Flexibilität

Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos), der sich die Entfernung des letzten Dalbens nicht entgehen lassen wollte, nannte den Vorhafen einen „neuralgischen Punkt“, wo Kreuzfahrtschiffe und große Containerschiffe im Hafen dicht an dicht operieren. „Wir haben auf viele Dinge, die sich im Welthandel derzeit ändern, keinen Einfluss – wie die Entwicklung der Warenströme oder der Schiffsgrößen“, sagte Horch. „Wir haben es aber in der Hand, den Hafen für den Wettbewerb fit zu machen.“ Das geschehe mit diesem Bauprojekt, das für mehr Flexibilität und Effizienz im Hafen sorge. „Sowohl die Reedereien als auch die Terminals werden davon profitieren.“

Horch betonte, dass das Projekt den Kosten- und Zeitrahmen eingehalten habe. Zwar war auch für diesen Bau ein Planfeststellungsbeschluss und ein Naturausgleich notwendig, aber anders als bei der Elbvertiefung wurde dagegen nicht geklagt.