Hamburg. Hamburger Traditionsreederei legt nach schwachem Jahresstart starken Endspurt hin. Transportpreise ziehen nach Tief im Frühjahr an.

War die Insolvenz der südkoreanischen Reederei Hanjin die Wende in der seit zehn Jahren schwelenden Schifffahrtskrise? In der Branche hofft man das zumindest in einem wichtigen Punkt: den Transportpreisen für Standardcontainer (TEU). „Die Frachtraten am Markt sind seit der Hanjin-Pleite Anfang September deutlich gestiegen“, sagt ein Sprecher von Hapag-Lloyd. Die Preise verdreifachten sich auf einigen Routen nach dem Tief im April.

Der Hamburger Traditionsreederei verhalf das nach einem schwachen ersten Halbjahr mit einem Minus von 44,5 Millionen Euro immerhin noch zu schwarzen Zahlen. Im vierten Quartal konnte das operative Ergebnis im Vorjahresvergleich sogar von 17,8 Millionen auf 100 Millionen Euro mehr als verfünffacht werden, teilte Hapag-Lloyd auf Basis vorläufiger Zahlen mit. Im Gesamtjahr wurden 126 Millionen Euro verdient. Im Vorjahr waren es allerdings 366,4 Millionen Euro gewesen.

Sinkende Transportpreise

„Die Drittelung des Ebits zeigt, dass Hapag-Lloyd nach wie vor in schwierigem Fahrwasser unterwegs ist“, so Michael Kruse, wirtschaftspolitischer Sprecher der FDP in Hamburg. Auch beim Umsatz ging es nach unten. Die Erlöse sanken um 12,5 Prozent auf 7,7 Milliarden Euro – obwohl die transportierte Menge um 2,7 Prozent auf 7,6 Millionen TEU stieg. Grund sind die Frachtraten: Kassierten die Hamburger 2015 im Schnitt noch 1225 Dollar pro Box, waren es ein Jahr später nur 1036 Dollar (981 Euro).

Dass trotz sinkender Transportpreise ein operativer Gewinn erzielt wurde, lag im Wesentlichen an drei Faktoren. Erstens gab Hapag-Lloyd weniger Geld für Schiffsöl aus. Das gelang zum einen durch Mengenrabatt, weil die Flotte durch den Zusammenschluss mit der chilenischen Reederei CSAV im Dezember 2014 größer geworden ist. Zum anderen durch das Aushandeln neuer Verträge mit Lieferanten. Zweitens greifen die Kostensenkungsprogramme.

Frachtrate höher als bei Maersk

Und drittens konnte, so der Sprecher, „ein weiterer großer Teil der geplanten Synergieeffekte aus dem Zusammenschluss mit CSAV, die insgesamt jährlich 400 Millionen US-Dollar betragen sollen, 2016 realisiert werden“. Er äußerte sich zuversichtlich, dass die nächste Fusion – mit der arabischen Reederei UASC – bis Ende März unter Dach und Fach ist. „Wir sind auf der Zielgeraden.“

An der Börse kamen die Zahlen von Hapag-Lloyd gut an. Die Aktie gewann gestern bis zum Handelsschluss 1,8 Prozent auf 28,25 Euro – im August waren die Anteilsscheine noch weniger als 16 Euro wert gewesen. Es habe keine negativen Überraschungen gegeben, sagte NordLB-Analyst Thomas Wybierek. So habe man im Gegensatz zu Konkurrenten Gewinn erzielt. Und die durchschnittliche Frachtrate sei höher gewesen als beim Branchenprimus Maersk.

Kostenmanagement im Griff

Die Dänen hatten im vergangenen Jahr 376 Millionen Dollar Verlust gemacht. „Hapag-Lloyd scheint das Kostenmanagement im Griff zu haben und ganz gut gerüstet für die Zukunft zu sein“, sagte Wybierek. Auch beim Analysehaus Warburg Research ist man mit Blick auf die Aktie positiv gestimmt. Volumenwachstum und operativer Gewinn seien überraschend hoch ausgefallen, hieß es. Analyst Christian Cohrs stuft die Titel weiter als „Kauf“ ein – sein Kursziel von 28 Euro ist allerdings schon überschritten.