Hamburg. Studie der ING-DiBa untersucht Sparverhalten in 13 europäischen Ländern. Mit höherer Inflation werden die Ersparnisse entwertet.
Sparen ohne Verzinsung wird für die Hamburger zu einem immer größeren Ärgernis. 47 Prozent sind über die niedrigen Zinsen verärgert und 31,5 Prozent sogar frustriert, wie aus einer Studie der Direktbank ING-Diba hervorgeht. Bei der Verärgerung erreicht die Hansestadt einen der höchsten Werte unter den Bundesländern. Doch nirgends in Deutschland und Europa ist der Ärger über die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) so groß wie im Saarland.
Dort sind fast 80 Prozent über die extrem niedrigen Zinsen frustriert, wie aus der Studie hervorgeht, die in 13 europäischen Ländern erhoben wurde. Fast die Hälfte der Deutschen sind aufgrund der niedrigen Zinsen unzufriedene Sparer. Im europäischen Vergleich sind nur die Österreicher mit 58 Prozent noch weniger glücklich. In Spanien ist der Ärger über die Niedrigzinspolitik am geringsten. Dort gibt es 20 Prozent unzufriedene Sparer.
Ersparnisse werden entwertet
„Vor allem aus Deutschland bläst der EZB der Wind ins Gesicht – als selbstverstandene Sparernation wähnt man sich im Fadenkreuz der Währungshüter und drängt aufgrund der anziehenden Inflation auf ein Ende der Niedrigzinspolitik“, sagt Carsten Brzeski, Chefvolkswirt der ING-DiBa. Im Januar stiegen die Verbraucherpreise in Deutschland um 1,9 Prozent.
Mit der höheren Inflation werden die Ersparnisse entwertet. Nach einer Übersicht des Vergleichsportals Verivox liegt der Durchschnittszins für Tagesgeld bei 0,05 Prozent. Bleibt die Inflation auf dem Niveau vom Januar 2017, dann erleiden die Sparer in diesem Jahr Verluste von 33 Milliarden Euro, rechnet das Internet-Vergleichsportal Verivox vor.
Längerfristige Anlagen keine Lösung
Auch ein Ausweichen auf längerfristige Anlagen bringt kaum noch etwas. Der durchschnittliche Zinssatz für eine fünfjährige Anlage liegt bei 0,27 Prozent. Die Banken verweisen zur Begründung für die niedrigen Zinsen auf die EZB. Schon seit 2012 erhalten Geldinstitute auf ihre Einlagen bei der EZB keine Verzinsung mehr. Seit 2014 müssen sie für ihre Einlagen negative Zinsen entrichten, bekommen also weniger Geld zurück, als sie dort angelegt haben. Die Anleihekäufe der EZB drücken zusätzlich auf die Rendite verzinslicher Anlagen.
Den hohen Frust der Saarländer erklären die Experten der ING-DiBa mit der dortigen Kleinsparerdichte: Unter den Befragten mit nur drei verfügbaren Monatsgehältern oder weniger weist das Saarland den höchsten Anteil auf. Auch der Anteil mit Ersparnissen von weniger als einem verfügbaren Monatseinkommen, das auf dem Sparbuch landet, ist hier am höchsten. „Wer aber nur über geringe Ersparnisse verfügt und mögliche Verluste nicht tragen kann, für den ist ein Ausweichen auf rentablere, aber riskantere Anlagemöglichkeiten keine gute Alternative“, sagt Brzeski. Somit trifft die aktuelle Zinssituation solche Kleinsparer besonders.