Hamburg. Hamburger Sparkasse erhöht die Gebühren wegen der Niedrigzinsen. Filialnetz bleibt engmaschig. Wie viel das Konto jetzt kostet.

Post von der Hausbank – dahinter verbirgt sich in diesen Wochen selten eine gute Nachricht. Wer den Brief für Werbung hält und leichtfertig in den Papierkorb befördert, dem können wichtige Informationen entgehen. So wie bei der Hamburger Sparkasse (Haspa), die in den nächsten Tagen ihre Kunden über neue Gebühren informieren wird. Zuerst trifft es rund 200.000 Kunden, die ein klassisches Girokonto haben. Die monatliche Grundgebühr steigt vom 1. Oktober an von derzeit 2,95 auf 3,95 Euro. Außerdem müssen die Haspa-Kunden für beleghafte Überweisungen bei dieser Kontoform einen Euro statt 40 Cent bezahlen.

Kontogebühren steigen am meisten an

Es ist der Kostenpunkt, bei dem es branchenweit die meisten Erhöhungen gibt. Erst danach folgen die Gebühren für Kreditkarten und Girokonten. Die Commerzbank verlangt seit 1. Juni 1,50 Euro für eine beleghafte Überweisung. Die GLS Bank will ab nächstem Jahr von allen Privat- und Geschäftskunden eine Jahresgebühr von 60 Euro kassieren, die nicht an ein bestimmtes Produkt gebunden ist. Die Monatspauschale für Konten wurde bereits im November um 90 Prozent erhöht. Im Gegenzug verlangt die Bank keinen Dispozins. Zum Auslaufmodell wird bei nahezu allen Filialbanken das kostenlose Girokonto. Nachdem es bei der HypoVereinsbank schon gestrichen wurde, wird es ab September auch bei der Targo Bank aufgegeben.

Die Haspa hat solche Wege nie beschritten. Sie hat ihre Joker-Konten seit Jahren mit geldwerten Vorteilen und Dienstleistungen kombiniert, um die Kundenbindung zu verbessern, und sieht sich nun bestätigt.

Um eine Preiserhöhung kommt die größte deutsche Sparkasse aber jetzt nicht herum. Zum 1. November werden bei der Haspa drei von fünf Joker-Konten um bis zu 14 Prozent teurer. „Es ist die erste Preiserhöhung seit dem Start dieser Mehrwert-Konten im Jahr 1999“, sagte Privatkundenvorstand Jürgen Marquardt dem Abendblatt. Weitere Preiserhöhungen betreffen Firmenkunden und die Nutzer von Schließfächern.

Die Margen sind zurückgegangen

Kaum etwas verändert sich derzeit so häufig wie die Preisaushänge der Kreditinstitute. In der Niedrigzinsphase hat sich das Marktumfeld für Banken und Sparkassen verschlechtert. Sie erhalten seit Juni 2014 nicht nur keine Zinsen mehr, wenn sie Geld bei der Europäischen Zentralbank (EZB) parken - sie müssen sogar Strafzinsen dafür bezahlen. Auch die Margen in wichtigen Geschäftsfeldern wie der Baufinanzierung sind zurückgegangen, seitdem es bei den Konditionen immer mehr Transparenz und Wettbewerb durch Vergleichsportale im Internet gibt.

„Bei Girokonten und Kreditkarten wurden die Preise oftmals mehr als zehn Jahre nicht angepasst“, sagt Oliver Mihm, Vorstand der Unternehmensberatung Investors Marketing. „Gleichzeitig sind die Kosten für das Personal sowie Investitionen in die Umsetzung regulatorischer Anforderungen und die Digitalisierung gestiegen“, sagt Mihm. Allein um die regulatorischen Anforderungen und Berichtspflichten der EZB zu erfüllen, wendet die Haspa jedes Jahr einen niedrigen zweistelligen Millionenbetrag auf. Bisher wurden vor allem intern Kosten gespart, auch beim Personal, um diesen Kostenblock nicht weiter ansteigen zu lassen. So konnten Mitarbeiter ihre Urlaubstage erhöhen, aber ohne Bezahlung. Die internen Kostensenkungen seien jetzt ausgereizt, sagt Marquardt. „Der Zinsüberschuss, der rund 70 Prozent der Erträge ausmacht, ist wegen der extrem niedrigen Zinsen unter Druck“, sagt Marquardt. Das lasse sich nicht durch steigende Provisionseinnahmen ausgleichen.

Mehr Vergünstigungen

Deshalb werden die meisten Joker-Konten teurer. Die Produkte Smart und Komfort kosten ab 1. November rund einen Euro pro Monat mehr. Das Joker-Premium-Konto verteuert sich um 1,60 Euro und kostet künftig 16,90 Euro. Es enthält zahlreiche Versicherungsleistungen. Die Konten Comfort und Premium enthalten je zwei Kreditkarten. Bei den Joker-Konten sind alle Buchungen inklusive, auch beleghafte Überweisungen. „Nach den Preiserhöhungen sind wir verglichen mit Wettbewerbern immer noch ein Anbieter mit einem sehr guten Preis-Leistungs-Verhältnis“, sagt Marquardt. Er erwartet nur wenige Kundenverluste wegen der Preisanpassungen. Gleichzeitig soll das Angebot für vergünstigte Leistungen weiter verbessert werden. Dazu gehören eine App und ein Angebot für Carsharing. „Wenn eine Familie mit zwei Kindern über den HaspaJoker Reisen im Wert von 2000 Euro bucht, einmal Hagenbeck besucht und fünfmal ins Cinemaxx-Kino geht, spart es beim Modell Comfort 168 Euro“, rechnet Marquardt vor. Das sei bereits deutlich mehr, als das Konto einschließlich aller Bankleistungen wie Kontoführung im Jahr kostet.

Auch die knapp 90.000 Firmenkunden müssen sich bei der Haspa auf steigende Gebühren einstellen. „Der Preis für das Geschäftsgirokonto steigt ab 1. Oktober von 7,95 Euro auf 10,00 Euro monatlich“, sagt Firmenkundenvorstand Frank Brockmann. Der Preis für beleghafte Überweisungen lege für diese Kundengruppe von 1,50 auf 2,00 Euro zu. „Wir erwarten nicht, dass die Phase der niedrigen Zinsen schnell vorübergehen wird, und müssen uns auf diese Lage einstellen“, sagt Brockmann.

Auch das Bankhaus Metzler rechnet frühestens 2023 mit einer Zinswende. So werden für die Geldhäuser vor allem die großen Liquiditätsguthaben der Firmenkunden in Millionenhöhe zu einem Problem, weil sie nicht mehr rentabel angelegt werden können, sondern die Banken Geld kosten.

Haspa hat 150 Zweigstellen 

„Derzeit geben wir keine negativen Zinsen an unsere Privat- und Firmenkunden weiter“, sagt Brockmann. „Diesen Kurs wollen wir nach Möglichkeit beibehalten. Wenn die EZB-Politik aber so weitergeht, können auch wir nicht ausschließen, im Firmenkundengeschäft Obergrenzen einzuführen, ab denen wir Verwahrentgelte berechnen“, schränkt er ein.

„Zurzeit versuchen wir eine dauerhafte Anlage bei der EZB zu vermeiden, aber selbst wenn wir Kundengelder in kurzlaufenden Bundesanleihen parken, bekommen wir wegen der negativen Renditen dieser Papiere weniger zurück, als wir gezahlt haben“, beschreibt Brockmann das Dilemma der Banken. „Die Differenz geht zulasten unserer eigenen Erträge.“

Während die Deutsche Bank ab nächstem Jahr jede dritte Filiale in der Hansestadt schließen will, hält die Haspa an ihrem dichten Filialnetz mit aktuell 150 Zweigstellen fest. „Wir sehen das in einer Zeit, in der andere Institute viele Filialen schließen als einen Wettbewerbsvorteil“, sagt Marquardt. Denn nur 20 Prozent der Kunden machen ihre Bankgeschäfte ausschließlich online. „80 Prozent legen Wert auf eine Filiale und persönlichen Ansprechpartner, und 60 Prozent der Kunden wollen beide Zugangswege“, weiß der Vorstand.