Hamburg. Umweltsenator kündigt Bußgeld-Kompetenz für Straßenfeger an. Hotline für Müllecken 20 Jahre am Netz. 315.000 Hinweise eingegangen.

Der rot-grüne Senat will die Befugnisse der Stadtreinigung ausweiten. Demnach sollen die sogenannten Waste-Watcher des städtischen Unternehmens vom kommenden Jahr an die Kompetenzen des früheren Bezirklichen Ordnungsdienstes erhalten. Das heißt: Nach einer rechtlichen Schulung dürfen etwa 20 bis 25 Mitarbeiter der Stadtreinigung dann auch die Personalien von illegalen Müllverursachern aufnehmen und Knöllchen schreiben. Die "Knöllchenkompetenz" für die Stadtreinigung kündigte Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne) an.

"Das wird ein wichtiger Baustein in unserem Konzept für ein grünes und gepflegtes Hamburg“, sagte Kerstan. Schon zuvor hatte die Regierung festgelegt, den Strafrahmen für unerlaubtes Entsorgen auf 8000 Euro anzuheben und bis zum nächsten Jahr 400 neue Straßenreiniger einzustellen. Hamburgweit werden dann etwa 800 Männer und Frauen für saubere Straßen sorgen. Finanziert werden soll die Sauberkeitsoffensive – wie berichtet – mit einer neuen Reinigungsgebühr.

Knöllchenkompetenz für 20 bis 25 Waste-Watcher

Von der neuen Knöllchenkompetenz, so Stadtreinigungssprecher Reinhard Fiedler, dürfe man aber keine Wunderdinge erwarten. Die Müllverursacher müssten immer noch bei der Tat ertappt werden. Im Gegensatz zu früher könnten die Waste-Watcher dann aber allein ein Ordnungswidrigkeitsverfahren einleiten und müssten nicht auf amtlichen Beistand warten. "Unseren Mitarbeitern wird dadurch mehr Handhabe gewährt", sagt Fiedler. Schwerpunkteinsätze im Stadtpark oder an Alster und Elbe seien so möglich.

Umweltsenator Kerstan kündigte den Knöllchen-Plan anlässlich des 20-jährigen Bestehens der Sauberkeitshotline der Stadtreinigung an. Erst vor wenigen Tagen wurde öffentlich, dass im Vorjahr 23.481 Beanstandungen an der Sauberkeit der Stadt eingegangen waren, so viele wie seit acht Jahren nicht mehr. Nun begeht die Hamburger Stadtreinigung das 20-jährige Bestehen der Hotline (040 2576-1111). Rund 315.000 Hinweise von Bürgern seien in den vergangenen zwei Dekaden aufgenommen worden.

Meistens, so die Stadtreinigung, seien es Hinweise auf wilde Müllablagerungen an Straßen oder Grünanlagen. Dabei seien knapp 90 Prozent der Hinweise bereits am nächsten Arbeitstag erledigt. Auch im vergangenen Jahr wurden gut 87 Prozent der Anliegen binnen 24 Stunden abgearbeitet, fast zehn Prozent binnen drei Tagen und nur drei Prozent nach drei Tagen. Fast 4000 Beschwerden mehr als 2015 hatten die Stadtreinigung erreicht. Die Zahl der ermittelten Müllverursacher war von 774 auf 1257 gestiegen.

Am häufigsten gab es Beschwerden wegen Haus- und Sperrmüll

Die meisten Hinweise im Jahr 2016 betrafen verteilten Hausmüll (knapp 17 Prozent, 5087 Meldungen), Sperrmüll (4449 Meldungen) sowie vermeintlich herrenlose oder nicht abgeholte Müllsäcke (2547 Meldungen). Hundekot spielte mit 151 Meldungen genauso untergeordnet eine Rolle wie Unkraut/Wildkraut mit 314 Meldungen oder herumliegende Glasscherben (646 Meldungen).

Durchschnittlich seien in den vergangenen Jahren immer um die 20.000 Meldungen eingegangen. Seit Kurzem benutzen viele Hamburger auch die dazugeschaltete Smartphone-App der Stadtreinigung („Sauber-App“), bei der sogar ein Foto zur Veranschaulichung der Schmuddelecke mitgeschickt werden kann.

Rüdiger Siechau, Geschäftsführer der Hamburger Stadtreinigung, konstatiert anlässlich des Hotline-Jubiläums: „Müll zieht Müll an. Deshalb müssen wir schnell sein." Dabei werde die Leistung der Stadtreinigung zu oft als Einladung missverstanden, Müll aus Bequemlichkeit einfach auf öffentlichen Flächen abzuladen, statt den nächsten Recyclinghof anzusteuern.

Cornern und Pappbecher sind die größten Probleme

Der grüne Umweltsenator Jens Kerstan nannte die Hotline "ein ganz wichtiges Instrument, um wilden Müll in unserer Stadt zu bekämpfen". Zusätzlich sollen nun ab 2018 Teams der Stadtreinigung auch Knöllchen-Kompetenz bekommen, um Müllsünder besser zu ermitteln und direkt Bußgelder zu verhängen.

Der Anstieg der Meldezahlen im vergangenen Jahr sei indes nicht mit einer schmutzigeren Stadt gleichzusetzen, sagte Stadtreinigungssprecher Reinhard Fiedler. "Vielmehr sind die Bürger sensibilisiert, ihr Anspruch ist gestiegen." Messbar sei das Sauberkeitslevel Hamburgs auf einer Skala von 1 (sehr sauber) bis 30 (stark verschmutzt) mit einem Wert von 9,2 gleich geblieben.

Größte Probleme bereiten der Stadtreinigung Pappbecher und das "Cornern" – öffentliches Biertrinken auf der Straße. Dadurch verdreckten die Straßen der Stadt schneller als noch vor einigen Jahren.