Hamburg. Wildschweinrücken und große Politik: Das älteste Festmahl der Welt gibt es seit dem 14. Jahrhundert. Menü bleibt bis zuletzt geheim.

Kanadas Premierminister Justin Trudeau, 45, weiß bestimmt, worauf er sich heute Abend in Hamburg einlässt: Er kommt als ausländischer Ehrengast zum Matthiae-Mahl und damit zum weltweit ältesten noch heute begangenen Festmahl der Welt. Der Politiker soll nach Bürgermeister Olaf Scholz und Außenminister Sigmar Gabriel (beide SPD) vor 400 Vertretern von Politik, Wirtschaft und Kultur die Rede im Festsaal des Rathauses halten.

Wie sich Hamburg um Justin Trudeau bemüht hat

Seit dem Jahr 1356 ist der Brauch überliefert, am Tag des Heiligen Matthias (24. Februar) "Vertreter der Hamburg freundlich gesonnenen Mächte" einzuladen. Dass der Schmaus mit mehreren Gängen diesmal am 17. Februar stattfindet, liegt an den Terminplänen der Ehrengäste. Schließlich muss alles zeitlich passen.

Frühlingsbeginn am 24. 2.

Der 24. Februar galt im Mittelalter als Frühlingsbeginn und Termin für den Dienstbotenwechsel im Rathaus. Zu Matthiae wurden auch die Aufgaben im Senat neu verteilt. Damit rechnet heute ernsthaft keiner, jedenfalls an diesem Datum nicht. Eine historische Anordnung legt fest, dass das Matthiae-Mahl nur dann stattfindet, "wenn die Zeitläufte es erlauben". Nach dem Jahr 1724 wurde die Feier mehr als 200 Jahre lang ausgesetzt; offenbar spielten Kostengründe eine Rolle.

Die Tafeln für das festliche Abendessen, bei dem die Gäste sehr eng nebeneinander sitzen, werden nahezu komplett mit dem historischen Senatssilber geschmückt. Es hat einen Gesamtwert von 4,1 Millionen Euro und umfasst unter anderem 42 fünfarmige Leuchter und einen Pokal, den König Edward VII. von England 1904 der Hansestadt geschenkt hat. Mehr als 100 Kellner bewirten die Gäste mit einem Mehrgänge-Menü, das stets von einem Hamburger Spitzenkoch vorbereitet und in der Rathausküche nur noch aufgewärmt wird.

Menü als Staatsgeheimnis

Bis eine halbe Stunde vor Beginn des Mahls wird die Speisenfolge wie ein Staatsgeheimnis gehütet. Im Jahr 1715 zum Beispiel servierten die Kellner noch fleischreiche Gänge (heute alternativ auch Vegetarisches). So gab es damals "ganz gebratenes Reh", garniert mit Rebhühnern, Wildschweinrücken, Fasanen und Finken.

Das Matthiae-Mahl, an dem 2016 auch der damalige britische Premierminister David Cameron (l., neben Bürgermeister Olaf Scholz) und Kanzlerin Angela Merkel (r.) teilnahmen, kostete den Hamburger Steuerzahler 133.000 Euro
Das Matthiae-Mahl, an dem 2016 auch der damalige britische Premierminister David Cameron (l., neben Bürgermeister Olaf Scholz) und Kanzlerin Angela Merkel (r.) teilnahmen, kostete den Hamburger Steuerzahler 133.000 Euro © Getty Images | Sean Gallup

Zu den bisherigen Ehrengästen gehörten unter anderem David Cameron, ehemaliger britischer Premierminister und Angela Merkel (beide 2016) und Joachim Gauck (2015). Rekordhalter unter den Ehrengästen war Altbundeskanzler Helmut Schmidt. In den Jahren 1976 bis 1982 war er gleich vier Mal Ehrengast.

Zum Hamburger Matthiae-Mahl gibt es eine Bremer Konkurrenz: Seit 1545 laden Kaufleute und Reeder an der Weser zum "Schaffermahl" ein, nach Angaben der Stiftung das "älteste fortbestehende, sich alljährlich wiederholende Brudermahl der Welt". Es fand bereits Anfang Februar statt.