Hamburg. Kanadas Premierminister ist heute Ehrengast beim Matthiae-Mahl. Dem vorangegangen sind monatelange Anstrengungen.

Eben noch im Weißen Haus bei US-Präsident Donald Trump und heute im Hamburger Rathaus: Der kanadische Premier Justin Trudeau ist einer der beiden Ehrengäste des Mat­thiae-Mahls. Der 45 Jahre alte Politiker mit dem Glamour-Faktor wird ohne Frage auch abseits der politischen Bühne für große Aufmerksamkeit sorgen.

Kanadas Premier und das Staatsgeheimnis beim Matthiae-Mahl

Mit dem Besuch Trudeaus beim ältesten noch begangenen Festmahl der Welt finden monatelange Bemühungen um den prominenten Gast ihren erfolgreichen Abschluss. Denn, man muss es kaum ausdrücklich betonen, ein Besuch in Hamburg steht nicht ganz oben auf der Reise-Agenda eines kanadischen Premierministers.

"Operation Trudeau" begann im September

Daher haben die Vorbereitungen für die „Operation Trudeau“ bereits im September des vergangenen Jahres begonnen. Am Anfang stand eine politische Idee. Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) wollte das Gastmahl angesichts der weltweiten Flüchtlingsbewegungen unter das Motto Integration stellen. Zweiter Punkt war nach dem langen Streit um die Freihandelsabkommen TTIP und Ceta mit den USA und Kanada das Thema freier Welthandel.

Trudeau hatte sich stets zu Integration und Einwanderung bekannt – seine prononcierten Äußerungen gegen die Einreiseverbote des US-Präsidenten Trump zeigen das erneut –, und er saß bei den Verhandlungen der EU über das Ceta-Abkommen gewissermaßen auf der anderen Seite des Tisches. Insofern galt der kanadische Premier für Scholz schnell als Idealbesetzung für das Matthiae-Mahl.

Was folgte, war ein mehrstufiger Prozess des Vorfühlens und Werbens auf unterschiedlichen diplomatischen und politischen Ebenen. Den Anfang machte auf Bitten von Scholz der damalige Bundeswirtschaftsminister und SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel, der Mitte September zum internationalen Gipfel „Globale Fortschritte 2016“ nach Montreal reiste. Gastgeber des hochrangig besetzten Treffens in der kanadischen Metropole war Trudeau.

Rund 400 Gäste kommen jedes Jahr
zu dem Fest ins Rathaus
Rund 400 Gäste kommen jedes Jahr zu dem Fest ins Rathaus © HA | Michael Rauhe

Gabriel schwärmte dem Kanadier von Atmosphäre und Tradition des festlichen Abends im Großen Festsaal mit rund 400 Gästen vor und unterstrich die politische Implikation. Gabriel, inzwischen Außenminister, ist neben Trudeau der zweite Ehrengast in diesem Jahr. Nachdem der SPD-Chef Scholz von seinen Bemühungen berichtet hatte, setzte Stufe zwei ein. Scholz’ Chefdiplomat, der Bevollmächtigte beim Bund und Staatsrat Wolfgang Schmidt, nahm Kontakt zu Trudeaus Stabschefin Katie Telford auf. Dabei ging es durchaus schon konkret um einen Termin rund um den 24. Februar, dem Tag des heiligen Matthias.

Auf erste positive informelle Reaktionen aus der kanadischen Hauptstadt Ottawa folgte die offizielle Einladung, die der deutsche Botschafter Werner Wnendt der Regierung Trudeau Ende September übergab. Parallel wurde die kanadische Botschafterin Marie Gervais-Vidricaire in Berlin informiert.

Die ganze Welt himmelt Justin Trudeau an:

Die ganze Welt himmelt Justin Trudeau an

Am Montag, 13. Februar 2017, besuchte der kanadische Premierminister Justin Trudeau den neuen US-Präsidenten Donald Trump. Besonders angetan vom kanadischen Staatsgast schien Trumps Tochter Ivanka zu sein.
Am Montag, 13. Februar 2017, besuchte der kanadische Premierminister Justin Trudeau den neuen US-Präsidenten Donald Trump. Besonders angetan vom kanadischen Staatsgast schien Trumps Tochter Ivanka zu sein. © REUTERS | KEVIN LAMARQUE
Die Präsidententochter konnte ihre Blicke gar nicht mehr abwenden von dem schönen Kanadier.
Die Präsidententochter konnte ihre Blicke gar nicht mehr abwenden von dem schönen Kanadier. © REUTERS | KEVIN LAMARQUE
Zuweilen schien es, als sei sie an mehr interessiert als nur guten Staatsbeziehungen.
Zuweilen schien es, als sei sie an mehr interessiert als nur guten Staatsbeziehungen. © dpa | Evan Vucci
Doch damit steht Ivanka Trump nicht alleine in der Familie. Wie genau man den Blick ihres Vaters deuten soll, bleibt aber eher ein Rätsel.
Doch damit steht Ivanka Trump nicht alleine in der Familie. Wie genau man den Blick ihres Vaters deuten soll, bleibt aber eher ein Rätsel. © dpa | Andrew Harnik
Trumps Amtsvorgänger Barack Obama war da eindeutiger. Bei Trudeaus Staatsbesuch in Washington im März 2016 schmachtete auch der ehemalige Präsident für den kanadischen Premier.
Trumps Amtsvorgänger Barack Obama war da eindeutiger. Bei Trudeaus Staatsbesuch in Washington im März 2016 schmachtete auch der ehemalige Präsident für den kanadischen Premier. © imago/ZUMA Press | imago stock&people
Beim Nafta-Gipfel Ende Juni 2016 schien Obama erneut bei Trudeaus Anblick dahin zu schmelzen. Der mexikanischen Präsidenten Enrique Peña Nieto war auch ganz gebannt.
Beim Nafta-Gipfel Ende Juni 2016 schien Obama erneut bei Trudeaus Anblick dahin zu schmelzen. Der mexikanischen Präsidenten Enrique Peña Nieto war auch ganz gebannt. © imago/ZUMA Press | imago stock&people
So erging es zuvor auch schon der britischen Prinzessin Kate.
So erging es zuvor auch schon der britischen Prinzessin Kate. © imago/UPI Photo | imago stock&people/Heinz Ruckemann
Beim Staatsbesuch mit ihrem Mann Prinz William in Vancouver hat sie Trudeaus Begrüßung sichtlich genossen.
Beim Staatsbesuch mit ihrem Mann Prinz William in Vancouver hat sie Trudeaus Begrüßung sichtlich genossen. © picture alliance / empics | dpa Picture-Alliance / Andrew Milligan
Für ein längeres Tête-à-Tête traf sich der Staatsmann mit der Schauspielerin Emma Watson. Im Gespräch ging es um die Gleichberechtigung von Frauen. Doch nicht nur die Aussagen des bekennenden Feministen Trudeaus scheinen die Schauspielerin umgehauen zu haben.
Für ein längeres Tête-à-Tête traf sich der Staatsmann mit der Schauspielerin Emma Watson. Im Gespräch ging es um die Gleichberechtigung von Frauen. Doch nicht nur die Aussagen des bekennenden Feministen Trudeaus scheinen die Schauspielerin umgehauen zu haben. © picture alliance / empics | dpa Picture-Alliance / Adrian Wyld
Der französischen IWF-Direktorin Christine Lagarde ging es beim G7-Gipfel am 27. Mai 2016 im japanischen Shima nicht anders.
Der französischen IWF-Direktorin Christine Lagarde ging es beim G7-Gipfel am 27. Mai 2016 im japanischen Shima nicht anders. © imago/Gutschalk | imago stock&people
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Begünstigt wurden die Europa-Reisepläne Trudeaus durch die Überlegung, er könne auch an der Sicherheitskonferenz in München teilnehmen. Dieses Treffen findet allerdings schon an diesem Wochenende statt: vom 17. bis zum 19. Februar. Kein Problem: Dann wird das Matthiae-Mahl eben um eine Woche vorgezogen.

Nun wäre der erste Besuch Tru­deaus als Premierminister in Deutschland protokollarisch unvollständig, würde er einen Bogen um Berlin machen. Und so gelang es den Hamburgern, ein „attraktives Paket“ für den kanadischen Premier in Deutschland zu schnüren. Am Ende stand das Ja aus Ottawa.

Am Nachmittag wird er in Hamburg eintreffen

Bereits Donnerstagnachmittag begrüßte Bundespräsident Joachim Gauck Tru­deau zu einem Gespräch in Schloss Bellevue. Zuvor hatte der Kanadier in einer Rede vor dem EU-Parlament in Straßburg das Ceta-Abkommen als „Meilenstein“ gelobt. Am heutigen Freitagmittag ist der Premier zum Antrittsbesuch bei Kanzlerin Angela Merkel. Bei einem Mittagessen wollen die beiden die deutsch-kanadischen Beziehungen und die Weltlage erörtern. Merkel kann Trudeau vom Matthiae-Mahl in ihrer Geburtsstadt berichten, schließlich war sie 2016 zusammen mit dem damaligen britischen Premier David Cameron Ehrengast.

Am Nachmittag wird der kanadische Regierungschef in Hamburg eintreffen und sich zunächst in sein Hotel zurückziehen. Um kurz vor 19 Uhr wird Trudeau im Rathaus zu informellen Gesprächen erwartet, ehe er sich um 19.45 Uhr in das Goldene Buch der Stadt einträgt. Die neue kanadische Außenministerin Chrystia Freeland und Freelands Nachfolger als Handelsminister, François-Philippe Champagne, sowie die Botschafterin Gervais-Vidricaire begleiten Trudeau. Am Sonnabendmorgen geht es zurück nach Kanada, der Besuch bei der Münchener Sicherheitskonferenz ist gestrichen.