Hamburg. Anwohner haben aber auch Verständnis für 120 Wohnungen am Mühlenkampkanal. 100 Interessenten gibt es bereits.

120 Wohnungen plant die Robert Vogel KG als Nachverdichtung auf einem Areal an der Dorotheenstraße. Das Projekt „Dorotheen-Kai“ am Mühlenkampkanal soll ohne öffentliche Förderung realisiert werden. Die Zwei- bis Vierzimmerwohnungen sollen für eine Nettokaltmiete von unter 9 Euro pro Quadratmeter angeboten werden (wir berichteten). Auf dem Grundstück stehen bereits drei Hochhäuser und ein weiteres Wohngebäude.

Brötchen und Limo für gute Stimmung

Die Mieter der insgesamt 195 Wohnungen waren am Sonnabend eingeladen, sich über das Projekt zu informieren. Den Bauherren war offensichtlich daran gelegen, eine Wohlfühlatmosphäre zu schaffen: Brötchen und Erfrischungsgetränke warteten auf die Bewohner in einem ehemaligen Betten­geschäft am Hofweg. An mehreren Tischen konnten sich die Mieter erste Entwürfe der Gebäude anschauen, die in direkter Nachbarschaft zu ihren Wohnungen entstehen sollen.

Neben Ansprechpartnern der Robert Vogel KG waren auch Mitarbeiter der Steg dabei, die das Bauvorhaben begleiten. Kein leichtes Unterfangen: „Wir haben Angst, dass die neuen Häuser direkt an unser Wohngebäude angrenzen werden“, sagte ein älterer Herr, der seit drei Jahren in einem der Hochhäuser wohnt. „Ich bin genervt, weil ich nicht weiß, ob ich den herrlichen Blick über die Dächer der Stadt noch habe, wenn das Neubauprojekt kommt“, sagte Mieterin Magalie Michalak.

100 Interessenten für die Wohnungen

Aber es gab auch positive Stimmen: „Ich habe Verständnis dafür, dass hier neue Wohnungen gebaut werden. Wohnraum wird dringend benötigt, und deshalb ist eine Nachverdichtung sinnvoll“, sagte etwa Anwohner Bennet Grönert. Eine andere Mieterin: „Winterhude ist ein attraktiver Stadtteil, und deshalb kann ich den Neubau nachvollziehen.“ Es gibt bereits 100 Interessenten für die Wohnungen, obwohl ein Baustart erst 2019 realistisch ist.

Ein Thema war auch die Parksituation. Denn die bestehende Tiefgarage mit 152 Plätzen soll abgerissen und neu gebaut werden, während der Bauphase gebe es Ausweichflächen, hieß es. Auf der neuen Tiefgarage sollen die Gebäude errichtet werden – allerdings ohne die Anzahl der Stellplätze zu erhöhen.

Etwa 80 Mieter informierten sich, und Lars Hansen, Geschäftsführer der Robert Vogel KG, zeigte sich zufrieden: „Unsere Entscheidung, bereits in diesem frühen Stadium die Mieter über unsere Pläne zu informieren, war absolut richtig. Wir haben sehr viele Anregungen bekommen, die wir aufgenommen haben und die wertvoll sind.“

Das die Bürger bei größeren Bauprojekten mit eingebunden werden, ist in Hamburg häufig der Fall: Für die Neubebauung des Esso-Häuser-Areals am Spielbudenplatz sammelte die PlanBude mehr als 2000 Ideen von Bürgern für das Bauvorhaben. Im Januar gab es einen Workshop für das Holsten-Quartier mit mehr als 200 Teilnehmern, die ihre Vorschläge einbrachten.