Hamburg. Linken-Fraktion: Politik ignoriert die Zunahme von Taten. Club-Betreiber werden zu sexuellen Übergriffen befragt.

In letzter Zeit häufen sich die Meldungen über sexualisierte Übergriffe gegen Frauen in Bars und Clubs. In der Diskussion über Präventionskonzepte wirft die Bürgerschaftsfraktion der Linken dem Senat nun vor, sich aus der Verantwortung zu ziehen. Sie bezieht sich dabei auf eine kleine schriftliche Anfrage zu Präventionskonzepten. In der Antwort hatte der Senat pauschal auf die Verantwortung der Betreiber der Betriebe verwiesen.

1125 Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung

Laut der Polizeistatistik hat es in dem Zeitraum von Januar bis September 2016 in Hamburg insgesamt 1125 Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung gegeben, Von den 827 Opfern waren 693 Frauen, von den 572 Tatverdächtigen waren 458 Männer. Zudem zählte die Polizei 193 Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung, bei denen Gewalt oder Ausnutzen eines Abhängigkeitsverhältnisses im Spiel waren. Dabei gab es 233 Opfer, von denen 225 weiblich waren, und 110 Tatverdächtige, mit einer Ausnahme alles Männer.

„Die Problematik ist dem Senat nicht erst seit gestern bekannt. Trotzdem verweist er – wie schon im Januar letzten Jahres – lediglich darauf, dass er plant, mögliche Maßnahmen bei der Fortschreibung des Konzepts zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und Mädchen, Menschenhandel und Gewalt in der Pflege zu berücksichtigen. Ich frage mich, worauf der Senat so lange wartet.“, erklärte dazu Cansu Özdemir, frauenpolitische Sprecherin der Fraktion. Da sich die Fallzahlen sexualisierter Übergriffe im letzten Jahr deutlich erhöht hätten, sei es dringend notwendig, dass auch die Stadt aktiver werde und den Umgang mit diesem Problem nicht einfach den Betreibern von Bars, Clubs und Event überlasse.

Hamburger Gastronomen werden gebeten, sich zu dem Problem zu äußern

Die Fraktion hat jetzt einen Brief an Hamburger Gastronomen verschickt, in dem sie danach fragt, wie diese das Problem einschätzen, mit welchen Maßnahmen sie ihre Gäste schützen und welche Unterstützung sie sich von der Politik wünschen. „Wir brauchen eine stärkere Sensibilisierung insbesondere für sexualisierte Übergriffe im öffentlichen Raum, auf Großveranstaltungen und Clubs“, erklärt Cansu Özdemir.