Hamburg . Auf der Toilette der Bar soll ein Mann eine 25-Jährige attackiert haben. Ein Türsteher half der Frau. Tatverdächtiger sitzt in U-Haft.

Wieder sorgt ein sexueller Übergriff auf St. Pauli für Aufsehen: In der Schwulenbar WunderBar in der Talstraße soll ein 25 Jahre alter Mann am frühen Sonntagmorgen versucht haben, eine gleichaltrige Frau zu vergewaltigen. Der Türsteher des Lokals wurde auf den Vorfall aufmerksam und konnte den Mann festhalten bis die Polizei eintraf. Der mutmaßliche Täter sitzt nun in Untersuchungshaft, bestätigt Nana Frombach, Sprecherin der Staatsanwaltschaft. Der Tatvorwurf lautet auf versuchte Vergewaltigung.

In einem Facebook-Post schildern die Betreiber der WunderBar die Ereignisse. Demnach soll ein Türsteher die 25-jährige Frau weinend vor dem Laden angetroffen haben. Sie erzählte ihm von dem Übergriff auf der Herrentoilette und gab an, Opfer einer sexuellen Belästigung geworden zu sein. Der Türsteher verständigte sofort die Polizei und suchte selbst in der Bar nach dem mutmaßlichen Täter. Er konnte den 25-Jährigen ausfindig machen und festhalten bis die Polizei eintraf. Die Beamten nahmen ihn vorläufig fest. Das Personal machte eine Durchsage, um Zeugen des Vorfalls zu finden, woraufhin sich drei Personen meldeten.

Betroffenheit beim Personal der WunderBar

Das Personal der WunderBar ist schockiert über den Fall. „Für uns als Betreiber oder Mitarbeiter ist dies gleich in zweifacher Hinsicht ein völlig unfassbarer Vorgang: so ist für uns als Schwule jeder Eingriff in die sexuelle Integrität einer Person absolut undenkbar, widerlich und verurteilenswert. Wir als WunderBar gehen für unsere Rechte seit 25 Jahren auf die Straße und treten für unsere Freiheit, auch und gerade für die in sexueller Hinsicht, ein“, heißt es in der Stellungsnahme auf Facebook. „Wenn nun so ein schlimmer Vorfall ausgerechnet in einer Schwulenbar erfolgt, ist es umso verabscheuenswürdiger, denn wo, wenn nicht hier, sollte sich eine heterosexuelle Frau davor sicher und gefeit fühlen können?“

Für die schnelle und angemessene Reaktion des Personals nach dem Überfall erntet die WunderBar viel positive Kritik. Trotzdem macht er die Betreiber sehr betroffen. „Aber wir lassen uns jetzt auch nicht verrückt machen“, sagt Axel Strehlitz, Inhaber der WunderBar. „Die WunderBar ist keine Großraumdisko. Und muss sich jetzt auch nicht bis an die Zähne ‘bewaffnen’. Das ist – wenn es sich so zugetragen hat – nicht die Norm und bestimmt keineswegs ausschließlich unser Leben.“

WunderBar soll ein Ort der Freude bleiben

Die Bar sei seit 25 Jahren „ein Hort der Freude, der Ausgelassenheit, der Sicherheit und der Toleranz“. Daher sei vor langer Zeit entschieden worden, einen Türsteher zu beschäftigen. „Jemanden, der mit geschultem Auge einen Blick dafür hat, wer dort reingehört und wer gerade nicht. Doch totale Sicherheit gibt es nicht und ist eine Illusion.“

Die WunderBar sei ein Ort der Ausgelassenheit und habe eine große Anziehungskraft auf diejenigen, „die unsere vorgelebte und ausgelebte Freiheit ausnutzen oder missbrauchen wollen. Doch das können wir nicht dulden und werden weiterhin alles dafür tun, dass die WunderBar das bleibt, was Sie immer schon war: ein Ort der Sicherheit und Freude für Schwule und alle ihnen nahestehenden Personen.“

Zunächst wollen die Betreiber die Ermittlungen der Polizei abwarten. Unterdessen soll sich so ein Fall nicht wiederholen, die Prävention soll gefördert werden. Weiterhin werden Türsteher eingesetzt. „Und wir besprechen uns intensiv mit dem Team und spielen verschiedene Fallvarianten durch. Wir proben das regelrecht“, sagt Strehlitz. „Und wir werden alle genauer hinschauen.“ Das Personal der WunderBar hat nach dem Vorfall Augenmaß bewiesen. „Wir nehmen das alles sehr, sehr ernst“, sagt Strehlitz. „Aber wir werden dennoch mit großer Fröhlichkeit weiter Gastgeber für alle Schwulen und ihre Freunde und Freundinnen sein.“