Hamburg . Während die Naturschutzverbände sich für unberührte Natur einsetzen, fürchten die ansässigen Landwirte um ihre Existenz.
Es ist einer der umstrittensten Bebauungspläne im Bezirk Altona. Seit mehr als 20 Jahren wird um die Zukunft der Sülldorf-Rissener Feldmark gerungen. Während die Naturschutzverbände sich für möglichst viel unberührte Natur einsetzen, fürchten die ansässigen Landwirte um ihre Existenz. Der Streit schlägt auch außerhalb der Bezirksgrenzen Wellen.
Senatoren mischten sich ein, in der Koalition knatschte es. Um die Kuh vom Eis zu holen, wurde in Zusammenarbeit mit den Staatsräten der Wirtschafts- und der Umweltbehörde vom Bezirksamt ein Kompromiss erarbeitet. Der liegt nun auf dem Tisch und wird am heutigen Mittwochabend im Altonaer Rathaus erstmals öffentlich debattiert und wohl auch gleich verabschiedet.
Kompromiss stößt auf wenig Gegenliebe
Dabei stößt der Kompromiss vor Ort auf wenig Gegenliebe. Anwälte werden in Stellung gebracht. Ansässige Landwirte wollen klagen. Das macht Agnes Timmermann, Landwirtin und Vorstandsmitglied im Verein zum Erhalt der Kulturlandschaft Rissen-Sülldorf, deutlich. „Wir müssen juristisch dagegen vorgehen. Es geht um unsere Existenz“, so Timmermann.
Denn mit dem neuen Bebauungsplan werden den landwirtschaftlichen Betrieben enge Bau- und Erwerbsgrenzen gesetzt. Hofcafés, Heuhotels, Mietbeete wären verboten. „Das ist keine Lösung, sondern eine Ohnmachtserklärung der Politiker“, sagt sie.
Naturschützer unzufrieden
Ähnlich unglücklich klingen die Naturschützer. „Mit jeder Gesprächsrunde wurden Abstriche in Sachen Naturschutz gemacht“, kritisiert Christian Gerbich vom Nabu. Besonders ärgert ihn, dass 175 Hektar Dauergrünland aus dem Plan gestrichen wurden. Gerade das wäre ein gute Maßnahme zum Schutz des gefährdeten Kiebitz gewesen. Der Nabu setzt sich deshalb weiterhin vehement dafür ein – ob auch vor Gericht, schloss Gerbich nicht aus.