Hannover . Gewerkschaft plant Kampagne vor Landtagswahl. Norden sieht sich benachteiligt

Der Deutsche Gewerkschaftsbund unterstützt den Vorschlag von Landtagspräsident Bernd Bu­semann (CDU), in Niedersachsen mindestens einen gesetzlichen Feiertag mehr einzuführen. Niedersachsen gehöre zu den Bundesländern mit den wenigsten Feiertagen, sagte der Bezirksvorsitzende Hartmut Tölle am Montag in Hannover: „Der Arbeitsdruck wächst enorm, die Beschäftigten in Niedersachsen haben mehr Erholung eindeutig verdient.“ Baden-Württemberg, Sachsen und Bayern hätten zwölf oder sogar 13 gesetzliche Feiertage und damit deutlich mehr Pausen vom Arbeitsalltag, betonte Tölle. Feiertage böten der zunehmend individualisierten Gesellschaft zudem Raum zur Orientierung an gemeinsamen Werten. Die Bundesländer im Süden zeigten, dass Unternehmen auch mit mehr freien Tagen hochproduktiv sein könnten.

Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) kündigte an, er wolle sich im Vorfeld der niedersächsischen Landtagswahl im Januar 2018 für eine gesetzliche Neuregelung einsetzen. Tölle verwies darauf, dass der Reformationstag am 31. Oktober anlässlich des 500. Reformationsjubiläums bereits im laufenden Jahr einmalig ein gesetzlicher Feiertag sei. «Das kann ab 2018 in Serie gehen», sagte er. Neue Feiertage müssten aber nicht unbedingt konfessionell gebunden sein. Denkbar seien auch weltliche Anlässe.

CDU-Politiker brachte Buß- und Reformationstag ins Spiel

Busemann hatte am Wochenende mehr Feiertage für Niedersachsen gefordert. Als mögliche Tage nannte er den Buß- und Bettag im November oder den Reformationstag. Auch Kirchenvertreter wie der hannoversche Landesbischof Ralf Meister hatten sich in der Vergangenheit wiederholt dafür ausgesprochen, beide Tage in Niedersachsen zu Feiertagen zu machen. Für den Vorstoß Busemanns gab es auch auf Facebook viel Zustimmung. In der Debatte um verkaufsoffene Sonntage sprach sich der niedersächsische Landtagspräsident gegen eine Ausweitung aus. Auch ohne den religiösen und kulturgeschichtlichen Hintergrund gebe es Argumente für den Schutz des Ruhetags. Niedersachsen diskutiert derzeit über eine Reform der verkaufsoffenen Sonntage.

Der CDU-Landtagsabgeordnete Dirk Toepffer bezeichnete die Forderung nach mehr Feiertagen dagegen als Etikettenschwindel. „Ich glaube nicht, dass die Leute christlicher oder spiritueller werden durch mehr Feiertage“, sagte er der „Hannoverschen Allgemeinen“. Es gehe schlicht um mehr Freizeit. Dann aber sei es ehrlicher, mit den Arbeitgebern über mehr Urlaub zu verhandeln. Auch Vertreter der Arbeitgeber lehnten den Vorschlag ab. Ein erster Vorstoß aus der CDU, mehr Feiertage in Niedersachsen zu schaffen, war 2014 im Landtag gescheitert.