Hamburg. Der Handelskammer-Chef gab einen Vorgeschmack darauf, wie die Kammer sich die Zukunft der Region vorstellt.

Räumlich wird die Me­tropolregion Hamburg Anfang März noch einmal wachsen. Dann gehören auch Mecklenburg-Vorpommerns Landeshauptstadt Schwerin und der ehemalige Landkreis Parchim zu der Organisation, die versucht, das Zusammen­leben von insgesamt 5,2 Millionen Menschen in Hamburg, 17 umliegenden Landkreisen und drei kreisfreien Städten in drei weiteren Bundesländern zu verbessern.

Eine weitere Veränderung in dieser Organisation wird es nach einem Festakt am 28. Februar im Hamburger Rathaus ebenfalls geben. Dann dürfen auch Gewerkschaften und Arbeitgeber, die Handwerks- sowie die Industrie- und Handelskammern in den Gremien der Metropolregion mitreden.

Verwaltungsgrenzen abbauen

Hamburgs Handelskammer-Hauptgeschäftsführer Hans-Jörg Schmidt-Trenz gab am Donnerstag einen Vorgeschmack darauf, wie diese sich die Zukunft der Region vorstellt. Schmidt-Trenz’ Kernaussagen: Die Region hat in den vergangenen eineinhalb Jahrzehnten ihre Chancen nicht genutzt, die sich aus Wiedervereinigung, EU-Osterweiterung und Globalisierung ergeben. Wirtschaftlich trete sie auf der Stelle. Damit sich das ändert, müssten Verwaltungsgrenzen abgebaut und übergreifende Gremien geschaffen werden.

Schmidt-Trenz stützt sich dabei auf eine Untersuchung der Wettbewerbsfähigkeit der Metropolregion im Vergleich zu den Regionen Berlin, München, Stuttgart, Düsseldorf, Köln/Bonn und Frankfurt. Das Ergebnis der Studie, für die Daten aus den Jahren 2000 und 2014 ausgewertet wurden, habe ihn „unangenehm überrascht“, sagte der Kammer-Chef.

Komplexe Struktur

Denn die Untersuchung kommt unter anderem zum Schluss, dass der Großraum Hamburg seit dem Jahr 2000 etwa beim Anteil der Beschäftigten mit Hochschulabschluss vom sechsten auf den letzten Platz zurückgefallen ist. Auch bei der Produktivität pro Beschäftigten und der Kaufkraft liegt die Metropolregion weiter weit hinten. Schmidt-Trenz: „Es geht uns nicht schlecht, aber es gibt auch keinen Grund, uns die Welt schönzureden.“

Eine wichtige Ursache für die vergleichsweise schlechte Entwicklung der Wirtschaft ist aus seiner Sicht die komplexe Struktur der Organisation Metropolregion. In ihr müssen teils gegenläufige Interessen von vier Bundesländern und einer Vielzahl von Landkreisen und Kommunen unter einen Hut gebracht werden. Im Regionsrat, dem höchsten Gremium, gilt aber das Einstimmigkeitsprinzip. „Wir sollten nicht den Fehler der EU wiederholen, die durch ihre Erweiterung schwerfällig geworden ist“, mahnte Schmidt-Trenz.

Länderübergreifende Gründerinitiative

Damit sich die Wirtschaft in der Region dynamischer entwickeln könne, sei unter anderem eine Bauleitplanung und Gewerbeflächenpolitik notwendig, die an den Interessen der gesamten Region ausgerichtet sei. Sie müsse nach außen mit einer gemeinsamen Stimme sprechen, international stärker auf sich aufmerksam machen und eine länderübergreifende Gründerinitiative schaffen. Und damit die Region ein einheitlicher Lebens- und Wirtschaftsraum wird, müsse ein länderübergreifender Kita- und Schulbesuch möglich sein.