Hamburg. Ditib-Vorstand weist Vorwurf gegen seinen Verband zurück. Kritisierte Postings stammten von “vereinzelten Jugendlichen“.
Der CDU-Innenpolitiker Dennis Gladiator hat am Freitag das Ende der Zusammenarbeit der Stadt mit der Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (Ditib) gefordert. „Das Maß ist voll. Wer gegen unsere christlichen Werte hetzt und sich gegen unsere Gesellschaft stellt, kann nicht Vertragspartner sein“, sagte Gladiator.
Hintergrund: Auch einige Ditib-Gruppen hatten im Internet Texte und Bilder verbreitet, in denen diejenigen, die Weihnachten oder Silvestern feiern, attackiert und als „Ungläubige“ tituliert werden. Auf einer Zeichnung ist zu sehen, wie ein mutmaßlich muslimischer Mann einen Weihnachtsmann niederschlägt. Ditib unterhält Moscheen in Hamburg und ist Partner der Stadt im Vertrag mit den muslimischen Verbänden und hat so auch Einfluss auf die Unterrichtsgestaltung an den Schulen.
Kritik am Verband von verschiedenen Parteien
CDU-Schulpolitikern Karin Prien sagte: „Ich erwarte, dass der Senat die rechtlichen Voraussetzungen für eine Aussetzung und - als ultima ratio - die Aufkündigung der Verträge geprüft hat und jetzt öffentlich macht.“ Im Schulbereich müsse „die Zusammenarbeit der Schulbehörde mit der SCHURA und der Ditib auf allen Ebenen sofort ausgesetzt werden“. Es sei ein „Unding“, dass der Rat der islamischen Gemeinschaften (SCHURA) „offensichtlich zum Berater der Schulbehörde in allen religiösen Fragen den Islam betreffend avanciert ist“, so die CDU-Politikerin. Dies sei „angesichts der radikalen Tendenzen innerhalb der SCHURA geradezu absurd“.
AfD-Innenpolitiker Dirk Nockemann forderte eine Auflösung des Staatsvertrages. „Ditib wird kontrolliert und beaufsichtigt durch die türkische Regierung. Es kann nicht sein, dass ausländische Regierungen über muslimische Vereinigungen in Deutschland Einfluss nehmen“, so Nockemann.
Leitartikel: Fragen an Muslime
Die Grünen-Schulpolitikerin Stefanie von Berg sagte, sie ärgere sich sehr über die verbreiteten Postings. Es zeige sich, wie wichtig es sei „gegenseitige Toleranz und Verständnis zu fördern“. Der Dialog zwischen den Religionen und Weltanschauungen sei zu „einer zentralen Frage und Herausforderung in Deutschland geworden“. Religionsunterricht müsse zu diesem Dialog beitragen. Ditib sei in Hamburg dabei „in ein gemeinsames Projekt mit sehr vielen Partnern eingebunden“, so von Berg. „Diese interreligiöse Zusammenarbeit ist auch sehr viel sinnvoller, als wenn jeder den eigenen Religionsunterricht eigenständig entwickelt. Und sie trägt bei uns erste Früchte: Aktuelle Studien zeigen, dass Hamburger Schülerinnen und Schüler toleranter sind gegenüber anderen Religionen. Genau diese Entwicklung müssen wir weiter fördern.“
Ditib-Vorsitzender: "Posts sprechen nicht für unseren Verband"
Der Vorstandsvorsitzende von Ditib-Nord, Sedat Şimşek, sagte, die Position von Ditib sei nicht richtig wiedergegeben worden. „Es ist zwar richtig, dass unmittelbar nach dem Terroranschlag in Istanbul in der Silvesternacht in den sozialen Medien unpassende und diffamierende Bilder über den Weihnachtsmann gepostet wurden“, sagte Şimşek dem Abendblatt. „Jedoch sind das die Posts von vereinzelten Jugendlichen. Diese Posts sprechen nicht für unseren Verband. Wir überprüfen Fälle dieser Art, und gehen hier auch klar vor.“
Ditib sei „geleitet von dem Gedanken des Miteinanders und des Füreinanders“, so der Ditib-Vorstand. „Gegenseitiger Respekt und Anerkennung sind unsere gemeinsamen Werte, die unserer Gesellschaft eine besondere Bereicherung verleihen. Daher können wir Aussagen, wonach wir Stimmung gegen die christliche Kultur machen würden, nicht nachvollziehen.“ Ditib werde sich „im Bewusstsein unserer Verantwortung weiterhin für eine offene und tolerante Gesellschaft einsetzen“.
Senatssprecher Sebastian Schaffer verwies auch am Freitag auf die Weihnachtsgrußbotschaft von Ditib, die eine völlig andere Sprache spreche als vereinzelte Postings. In dem am 23. Dezember verbreiteten Text heißt es u.a.: „Muslime wie Christen, die nach Spiritualität, Toleranz und Menschlichkeit streben, stehen in diesen Tagen gemeinsam mit allen Menschen in unserer Gesellschaft zusammen und erleben die Botschaft der Liebe und Barmherzigkeit.“