Hamburg.

Genau 888 Schüler an 49 Schulen erhalten in Hamburg „muttersprachlichen Ergänzungsunterricht“ in Verantwortung des türkischen Konsulats. Das hat die parteilose Bürgerschaftsabgeordnete Dora Heyenn durch eine schriftliche Kleine Anfrage an den Senat erfahren. Und die Schulpolitikerin übt Kritik an dieser Praxis, die auf eine 40 Jahre alte EU-Richtlinie über „die schulische Betreuung der Kinder von Wanderarbeitnehmern“ zurückgeht. Denn den Türkisch- und Heimatkundeunterricht geben 34 Konsularlehrkräfte, die nach Heyenns Darstellung vom Ministerium für Nationale Erziehung in Ankara ausgewählt, fortgebildet und entlohnt werden. „Eine Begleitung des Unterrichts der Konsularlehrkräfte durch die Hamburger Schulaufsicht findet de facto nicht statt. Das halte ich für problematisch, nicht nur aufgrund der derzeitigen Einflussnahme der türkischen Regierung auf das Bildungssystem.“

Heyenn kritisiert auch, dass Hamburg den türkischen Konsularunterricht einerseits freiwillig mit knapp 60.000 Euro im Jahr unterstützt, während sich andere Bundesländer auf die kostenlose Überlassung der Klassenräume beschränken. Umso unverständlicher ist es der Bildungsexpertin, dass die Schulbehörde keinerlei Aufsicht über diesen Unterricht ausübe und nicht kontrollieren könne, welche Ausbildung die Konsularlehrkräfte haben und welche Inhalte sie lehren. „Die gesetzliche Grundlage dieser Praxis entspricht nicht mehr der gesellschaftlichen Wirklichkeit“, sagte Heyenn. „Deshalb sollte man auch in Hamburg darüber nachdenken, den Konsularunterricht auslaufen zu lassen.“ Die Entwicklung geht ohnehin in diese Richtung. Denn die Zahl der vom Konsulat unterrichteten Schüler, die 2009 noch bei knapp 1600 lag, sinkt kontinuierlich.