Hamburg. Alexander Birken übernimmt zum Jahreswechsel die Führung des Hamburger Konzerns mit weltweit 50.000 Beschäftigten.
Hos geht, Alexander kommt. Am 1. Januar bekommt Hamburgs fünftgrößter Arbeitgeber, die Otto Group, einen neuen Vorstandsvorsitzenden. Und weil der Handelsgigant sich einen Kulturwandel verordnet hat, dürfen sich nun weltweit alle rund 50.000 Beschäftigten (davon 8600 in Hamburg) untereinander duzen – der Chef zählt selbstverständlich auch dazu. Hans-Otto Schrader (60) – genannt Hos – wird in wenigen Tagen von Alexander Birken (52) abgelöst.
Das Unternehmen im Besitz der Familie Otto setzt hier auf Kontinuität. Patriarch Michael Otto mag in der Führung seines Handelsimperiums, das aus insgesamt 123 Firmen in mehr als 30 Ländern besteht, keine Experimente. Er will einen Chef mit Stallgeruch, der den Laden kennt – und den er kennt. „Alexander Birken lebt unsere Kultur, aber er verkörpert zugleich den notwendigen Wandel und Aufbruch.
Birken ist bereits seit 1991 bei Otto
Und er stellt eine werteorientierte Führung sicher“, sagte Otto unlängst dem Abendblatt. Birken ist bereits seit 1991 bei Otto. Der vierfache Familienvater war für den Konzern in den USA, sitzt seit 2005 im Vorstand und verantwortet seit 2012 zudem die wichtigste Einzelgesellschaft – den früheren Otto-Versand.
Seine Hauptaufgabe wird es sein, den Prozess der Digitalisierung im Konzern voranzutreiben: Katalog war gestern, Bestellungen via Smartphone und Tablet sind heute. Hier muss sich Otto vor allem mit Marktführer Amazon, aber auch mit immer mehr kleinen, agilen Start-ups messen.
Konzern in Gewinnzone zurückgekehrt
Nach dem ersten Verlust im Geschäftsjahr 2014/15 ist der Konzern 2015/16 wieder in die Gewinnzone zurückgekehrt. Und der scheidende Vorstandschef Schrader gab in seinem letzten großen Abendblatt-Interview Anfang Oktober bekannt, dass er für das laufende Geschäftsjahr ein Gewinnplus von zehn Prozent erwartet.
Die genauen Zahlen wird im kommenden Frühjahr sein Nachfolger Alexander Birken der Öffentlichkeit nennen und erklären. Dann dürfte der Musikliebhaber – spielte früher selbst Saxofon – noch konkreter darauf eingehen, wo er mit der Otto Group, zu der Unternehmen wie der Textilhändler Bonprix und der Paketversender Hermes gehören, hinsteuert.
Innovationen dürften folglich in den kommenden Jahren in der sich schnell verändernden Welt des digitalen Handels bei Otto zum Tagesgeschäft
Innovationen werden Tagesgeschäft
Bezug nehmend auf die Veränderungen im Konzern, deutete er im Oktober auf der Branchenmesse Neocom bereits seinen Weg an: „Kulturwandel bedeutet auch Revolution, nämlich gewohnte Verhaltensmuster zu stören und im Zweifelsfall zu zerstören, um Raum für Neues zu schaffen.“
Innovationen dürften folglich in den kommenden Jahren in der sich schnell verändernden Welt des digitalen Handels bei Otto zum Tagesgeschäft gehören. Dazu passt, dass man sich bei dem Unternehmen seit Kurzem nicht nur Produkte kaufen, sondern auch leihen kann. Man darf gespannt sein, was dem Konzern unter dem neuen Chef noch so einfällt.