Hamburg. Marriott- und Renaissance-Direktor Peter van Rossen spricht über die Zukunft der Branche und spart dabei nicht an Kritik.
Die Hotelbranche ist sein Revier. Seit Anfang der 1980er-Jahre arbeitet Peter van Rossen für die Marriott-Kette und ist inzwischen seit sieben Jahren Direktor des Hauses am Gänsemarkt und des Renaissance Hotels an den Großen Bleichen. Damit ist der gebürtige Holländer der Herr über fast 500 Zimmer in der Hansestadt.
Aus dem von der Stadt in Auftrag gegebenen Hotelbedarfsplan geht jetzt hervor, dass bis 2025 noch 18.000 weitere Zimmer beziehungsweise 36.000 Betten in Hamburg dazukommen sollen (wir berichteten). Aktuell sind es 334 Hotels und gut 54.000 Betten.
Auch Peter van Rossen kennt die Zahl aus dem Hotelbedarfsplan, und bei dem 56-Jährigen löst sie Kopfschütteln aus: „Neue Hotels sind gut für die Entwicklung der Stadt, aber es müssen auch Gäste da sein, die dort übernachten.“ Ansonsten gebe es bald ein Überangebot, und das würde sich weiterhin negativ auf die Raten auswirken, sagt Peter van Rossen.
Überdurchschnittliche Auslastung
Die Hoteliers in Hamburg konnten sich im vergangenen Jahr über eine durchschnittliche Auslastung der Zimmer von 78,3 Prozent freuen, aber, „die Preise, die erzielt werden, haben kein Weltstadtniveau“, sagt van Rossen diplomatisch. Wie günstig Hamburg ist, zeigt ein Blick ins Internet. Wer jetzt auf einem der zahlreichen Buchungsportale für Ende Januar ein Einzelzimmer buchen möchte, bekommt das in einem Fünf-Sterne-Superior-Hotel in der Innenstadt für 119 Euro pro Nacht angeboten. Citynahe Vier-Sterne-Häuser sind bereits ab 70 Euro zu haben.
Die Durchschnittsrate lag 2015 bei 109 Euro pro Zimmer in Hamburg. In München sind es 130 Euro und in Frankfurt 127 Euro. In Paris oder London sind für ein Fünf-Sterne-Hotel 500 Euro aufwärts pro Zimmer normal: „Für die Gäste ist das in Hamburg praktisch. Sie profitieren davon, dass die Stadt immer mehr Hotels bekommt und es dementsprechend natürlich zu einem Preiskampf kommt“, so van Rossen. Wenn jetzt noch 18.000 Zimmer dazukämen, dann müsse es aber einen weiteren herausragenden touristischen Anziehungspunkt geben, der dann vor allem mehr internationale Gäste anlocke. Da reiche eine Elbphilharmonie alleine nicht aus, sagte van Rossen weiter.
Hotelier sorgt sich um Niveau der Häuser
Außerdem sorgt sich der Hotelier auch um das Niveau der Häuser: „Was wir nicht mehr brauchen, sind an jeder Ecke Low-Budget-Hotels, die sich ausschließlich über den Preis definieren. Davon gibt es bereits genügend.“ Branchenexperte Peter van Rossen setzt auf das Luxussegment: „In Hamburg brauchen wir namhafte Ketten wie beispielsweise Mandarin Oriental, Ritz Carlton oder Shangri-La. Solche Namen würden auch internationale Gäste anziehen, die auch bereit sind, mehr Geld auszugeben“, weiß van Rossen.
Das Marriott und das Renaissance haben seinen Angaben zufolge eine durchschnittliche Auslastung von etwa 85 Prozent. Die Rate liegt im Durchschnitt bei etwa 150 bis 170 Euro: „Damit wir diese Preise erzielen können, investieren wir aber auch Jahr für Jahr in die Häuser. Nur so kann man im harten Wettkampf bestehen.“ Im Marriott sollen voraussichtlich im Jahr 2018 die 277 Zimmer modernisiert werden, im Renaissance im kommenden Jahr die Bar. Hier wurden im Jahr 2015 die Zimmer komplett neu gestaltet inklusive Hamburgmotiven an den Wänden: „Wir setzen beim Renaissance bewusst auf den Hamburgbezug. Damit setzen wir uns von anderen Ketten ab. Dazu gehört auch, dass unser Navigator-Concierge unseren Gästen echte Geheimtipps gibt, die über Klassiker wie Fischmarkt oder Hafenrundfahrt hinausgehen.“
Keine Klassifizierung durch den Dehoga
Was auffällt: Die Häuser von Peter van Rossen verzichten auf eine Klassifizierung durch den Dehoga. Die Schilder mit den goldenen Sternen prangen an rund 150 Hamburger Hotels: „Ich halte nicht viel von der Klassifizierung. Da werden anhand von Katalogen die Sterne vergeben. Doch zum Beispiel Service oder der tatsächliche Zustand eines Hotels spielt dabei keine Rolle.“ Zudem seien Marriott und Renaissance für ihren hohen Standard weltweit bekannt.
Unterdessen beschäftigt sich auch die Politik mit dem Hotelbedarfsplan der Stadt: „Es ist deutlich zu kurz gesprungen, wenn der Senat in seiner Studie einen zusätzlichen Bedarf von 36.000 zusätzlichen Hotelbetten bis zum Jahr 2025 identifiziert, aber keine Pläne zur Entwicklung entsprechender Flächen für Hotelansiedlungen präsentiert“, sagt FDP-Wirtschaftsexperte Michael Kruse. CDU-Tourismusexperte David Erkalp fordert: „Wir brauchen Vier- und Fünf-Sterne-Häuser mit Tagungskapazitäten. Das ist ein Muss, um zahlungskräftige Gäste in die Stadt zu holen und das Niveau zu erhöhen.“