Hamburg. Bis Ende 2017 entstehen zehn Häuser mit gehobenem Standard. Eröffnung von The Fontenay an der Außenalster verzögert sich weiter.

Das nennt man wohl eine boomende Branche: Eine Studie der Handelskammer prognostiziert, dass Hamburg 2020 insgesamt 18 Millionen Übernachtungen jährlich verzeichnen kann. Sicher scheint jedenfalls, dass in diesem Jahr die 13-Millionen-Marke geknackt wird. Immer neue Rekordzahlen, die offenbar dafür sorgen, dass weitere Anbieter auf dem Markt mitmischen wollen: So werden nach Recherchen des Abendblatts allein bis Ende 2017 mindestens zehn neue Hotels mit mehr als 1600 Zimmern in der Hansestadt eröffnen.

4. November öffnet Elbphilharmonie-Hotel

Darunter sind zwei Luxushotels in exponierter Lage: Im Mittelpunkt des Interesses wird zunächst das The ­Westin in der Elbphilharmonie stehen, das am 4. November seine Türen öffnet.

Das Fünf-Sterne-Haus verfügt über 244 Zimmer und Suiten mit spektakulärem Blick über die Stadt sowie einen 20-Meter-Pool. Damit steht es in direkter Konkurrenz zum The Fontenay an der Außenalster. Auch dieses Luxushotel bietet ein Schwimmbad mit ähnlichen Ausmaßen, allerdings auf dem Dach.

Wartezeit für The Fontenay mit 131 Zimmern

Vom The Fontenay gibt es allerdings erneut schlechte Nachrichten: Investor Klaus-Michael Kühne hatte angekündigt, dass das Haus „Deutschlands bestes Hotel“ werden soll – und damit hohe Erwartungen geweckt. Doch die Fertigstellung der Nobelherberge mit 131 Zimmern und Suiten verzögert sich erneut.

Zunächst hatte Logistikunternehmer Kühne das ehrgeizige Ziel, bereits im Juli dieses Jahres zu eröffnen. Dann hieß es, das Hotel soll im Januar 2017 fertiggestellt sein. Nun ist die Übergabe erst für Februar/März kommenden Jahres geplant – die Eröffnung verzögert sich bis April/Mai 2017.

Das bestätigte Direktor Thies Sponholz auf Abendblatt-Anfrage. So soll es bei der Fertigstellung der Fassade und den Deckenkonstruktionen zu Verzögerungen gekommen sein. „Dass es bei einem Bauvorhaben mit diesem Anspruch und von dieser Größenordnung zu Abweichungen vom Zeitplan kommt, ist nicht außergewöhnlich. Wir freuen uns auf die Eröffnung und werden hier ein einzigartiges Hotel präsentieren“, sagte Sponholz unverdrossen.

Mit 60 Metern das höchste Haus in der City Nord

Ein Alleinstellungsmerkmal hat auch das neue Holiday Inn am Kapstadtring. Es wird mit rund 60 Metern und 18 Stockwerken das höchste Haus in der City Nord. Zudem ist es mit 297 Zimmern eines der größten Neubauvorhaben in Hamburg.

Das Richtfest wird am 23. September gefeiert. Im Frühjahr 2017 soll das Vier-Sterne-Hotel eröffnen. Das Gebäude mit der ellipsenförmigen Architektur und der weißen Glasfassade ist schon von Weitem zu erkennen. Ein Musterzimmer gibt es bereits, mit der Inneneinrichtung soll Ende des Jahres begonnen werden.

Hoch hinaus: Das Holiday Inn in der City Nord wird das höchste Haus in diesem Stadtteil
Hoch hinaus: Das Holiday Inn in der City Nord wird das höchste Haus in diesem Stadtteil © Marcelo Hernandez

Ortstermin mit Direktor Bernd Mensing auf dem Dach: Hier soll eine Terrasse mit Liegestühlen entstehen. In der 18. Etage sind Hamburgs höchste Hotelsauna und ein Fitnessraum untergebracht. Dem Besucher liegt hier oben der Stadtpark zu Füßen; der Blick reicht bis zur Alster, dem Michel und der Elbphilharmonie.

30.000 Menschen arbeiten in der City Nord

„Die City Nord ist ein idealer Standort für ein Hotel. In den Unternehmen in der Nachbarschaft arbeiten 30.000 Menschen, und es gibt inzwischen viele Geschäftspartner, die hier übernachten müssen. Dazu kommt die Nähe zum Flughafen“, so Mensing.

Das Hotel verfügt über zwölf Veranstaltungsräume, eine Restaurant mit Terrasse und eine Bar. Wie beliebt Hotelimmobilien bei Anlegern sind, zeigt sich auch am Holiday Inn: Die Union Investment hat das Gebäude bereits vom Bauherrn, der TAS Unternehmensgruppe, erworben.

Weitere Hotelprojekte sind unter anderen das Hampton by Hilton an der Sonninstraße unweit vom Hauptbahnhof, das Mitte 2017 eröffnen soll, sowie das Sir Nikolai an der Katharinenstraße in der Altstadt, das in der Vier- bis Fünf-Sterne-Kategorie angesiedelt ist und Ende 2016 den Betrieb aufnehmen soll.

Es gibt schon weitere Planungen für 2018

Für Richard Winter, Niederlassungsleiter vom Immobiliendienstleister Jones Lang LaSalle, steht fest: „Hamburg hat sich als Top-Städte-Destination in Deutschland und Europa etabliert. Deshalb gelten auch Investitionen in Hotelimmobilien als sichere Anlage.“

So gibt es weitere Hotelprojekte in der Hansestadt: Auch für 2018 und die Jahre danach sind schon zahlreiche Häuser in Planung. Darunter befindet sich das Fünf-Sterne-Haus Frasers ­Suite in der denkmalgeschützten früheren Oberfinanzdirektion am Rödingsmarkt. Dazu kommen diverse Projekte in der HafenCity.

Große Ketten wie Accor, welche bereits 21 Hotels in Hamburg betreibt, sind weiter an einer Expansion interessiert. Ein Standort ist nach Abendblatt-Informationen der Klosterwall, hier ­sollen 2018 die City-Hochhäuser abgerissen und durch einen neuen Gebäudekomplex ersetzt werden. Die Maritim-Kette ist auf der Suche nach einer geeigneten Fläche für ein Kongresshotel. Auch die Motel-One-Kette, die damit wirbt, viel Design für wenig Geld zu bieten, baut ihren Marktanteil aus.

Hotel an der Admiralitätsstraße geplant

Vier Häuser betreibt die Kette bereits in der Hansestadt. Nun soll an der Admiralitätstraße unweit der Innenstadt ein weiteres dazukommen. Auf dem Areal des Mineralölhandels Marquard & Bahls, der in die HafenCity umgezogen ist, soll ein siebengeschossiger Neubau mit rund 430 Zimmern entstehen. Der Eröffnungstermin ist noch nicht bekannt.

Der Dehoga beobachtet die Entwicklungen mit großem Interesse. „Der Hotelmarkt in Hamburg ist in Bewegung, und das zeigt, dass die Investoren und Betreiber hier ein großes Potenzial sehen. Das hängt mit den stetig steigenden Übernachtungszahlen zusammen“, sagte Dehoga-Landesgeschäftsführerin Ulrike von Albedyll dem Abendblatt. Allerdings gibt die Branchenexpertin auch zu bedenken: „Wenn wir irgendwann ein Überangebot an Betten haben, dann wirkt sich das negativ auf die Raten aus, das wäre natürlich nicht im Sinne der Hoteliers.“

Mit 100 Euro pro Nacht wird man Hotelgast

Während in anderen europäischen Metropolen wie Paris oder London für ein Vier-Sterne-Hotel häufig mehr als 200 Euro pro Zimmer und Nacht verlangt werden, können die Gäste in Hamburg in dieser Kategorie oft schon für unter 100 Euro aus einem großen Angebot auswählen – zumindest außerhalb von Messezeiten.

Die Durchschnittsrate lag 2015 bei 109 Euro pro Übernachtung. Damit belegt Hamburg bundesweit den fünften Platz hinter Großstädten wie München (130 Euro) und Düsseldorf (127 Euro). Zurzeit erarbeiten die Hamburg Tourismus GmbH und die HWF Hamburgische Gesellschaft für Wirtschaftsförderung einen Hotelbedarfsplan. In ihm wird analysiert, wie viel Kapazitäten tatsächlich noch benötigt werden und, vor allem, welche Standorte zur Verfügung stehen.