Hamburg. Vereine reagieren skeptisch auf entschärfte Sicherheitsverordnung. Sorgen vieler Vereine und Besatzungen bleiben.

Auch nachdem die geplante neue Sicherheitsverordnung für Traditionsschiffe durch das Bundesverkehrsministerium jetzt entschärft wurde, bleiben offenbar die Sorgen vieler Vereine und Besatzungen. Die neuen Vorschriften würden die Existenz der Schiffe weiter gefährden, hieß es in ersten Reaktionen auf den am Wochenende bekannt gewordenen neuen Entwurf der Verordnung, die ab 2017 gelten soll.

Dabei geht es um zahlreiche neue Anforderungen für solche Schiffe, die teils historische Originale, teils aber auch nur Umbauten mit historischer Anmutung sind. Seit 1998 gibt es dafür den Sammelbegriff „Traditionsschiffe“, für deren Zulässigkeit nun eine einheitliche Regelung geschaffen werden soll

Gesundheitliche Tauglichkeit nachweisen

Vor allem, weil diese etwa 100 Fahrzeuge an der deutschen Küste sich zu mehr oder weniger großen Teilen mit Gästefahrten finanzieren. Ehrenamtliche Crew-Mitglieder sollen daher künftig wie Profi-Seeleute regelmäßig ihre gesundheitliche Tauglichkeit nachweisen, umfangreiche Brandschutz-Ausrüstungen an Bord oder auch Stabilitätsnachweise werden Pflicht. Nach Vorstellung des ersten Entwurfs gab es heftige Proteste, und unter anderem forderte auch die Hamburgische Bürgerschaft eine Nachbesserung, weil sie das Ende der Traditionsschiffe befürchtete.

Doch auch der neue Entwurf sei in der Praxis nicht umzusetzen, sagt beispielsweise Nikolaus Kern vom Dachverband der deutschen Traditionsschiffe. Er verweist dazu auf seinen Verein „Clipper“, der mit vier größeren Windjammern Jugendreisen anbietet und sein Winterquartier in Harburg hat. „Wir segeln mit ständig wechselnden und ehrenamtlichen Crews – die kann man nicht behandeln wie professionelle Schiffsbesatzungen“, sagt Kern.

Unterschiedliche Einstufung gefordert

Auch neue Ausnahmeregelungen der Verordnung seien jetzt immer noch „viel zu schwammig“ formuliert und abhängig von der Auslegung der prüfenden Behördenmitarbeiter. „Da gibt es für viele Vereine keine Rechtssicherheit.“ Schon jetzt würden daher bei etlichen solcher Schiffsprojekte die Investitionen eingefroren, sagt Kern.

Differenzierter ist indes die Einschätzung beim Hamburger Verein Museumshafen Oevelgönne. Vieles in dem Entwurf sei „nicht schön, aber aus Sicherheitsgründen wohl notwendig“, sagt Vereinsmitglied und Sicherheitsexperte Till Braun. Die Forderung nach einer Seediensttauglichkeit für Stammcrews halte der Museumshafen daher im Gegensatz zum Dachverband für gerechtfertigt.

Allerdings wünsche sich sein Verein eher eine unterschiedliche Betrachtung der verschiedenen Schiffe und spezielle „Lösungen“. „Es muss einen Unterschied geben, ob man Tagesfahrten auf der Elbe anbietet oder tagelang mit Gästen auf Nord- und Ostsee unterwegs ist“, sagt er. Zudem fordert der Verein eine unterschiedliche Einstufung von historischen Schiffen und Nach- oder Umbauten.