Hamburg. Momentaufnahmen und Eindrücke aus einer Stadt, die sich während des OSZE-Treffens im Ausnahmezustand befindet.

Die Unterführung zu S-Bahn und U-Bahn Sternschanze, bislang immer Schlafplatz für Obdachlose und Spielort eines netten, rumänischen Akkordeon-Spielers, ist derzeit komplett Obdachlosen- und Musik-los. Alle Graffiti wurden vor dem OSZE-Treffen in den benachbarten Messehallen von den Wänden geschrubbt, selbst ein letzter verzweifelter „Refugees welcome“-Aufkleber ist inzwischen verschwunden.


Zentrale Anlaufstelle für viele Beamte ist der Parkplatz vor dem Fleischgroßmarkt. Schwarze AMG-Mercedes-Transporter mit dunkel gekleideten Herren hinter abgedunkelten Scheiben, die dunkle Sonnenbrillen tragen und pausenlos in Mikros vor ihrem Mund reden, erhellt nur durch das fahle Schimmern von im Transporter installierten Bildschirmen. Polizeibeamte in Einsatz-Overalls, die in weiß-grünen Mannschaftsbussen sitzen und auf kleinen Bildschirmen Actionfilme schauen und Brötchen mampfen. Es sind Kennzeichen aus ganz Deutschland, zu denen sich jeden Morgen neue gesellen. Das THW lässt die Szene Tag und Nacht in hellem, von Generatoren gespeistem Licht erscheinen.

OSZE-Gipfel: Was Sie jetzt wissen müssen

Jeden Morgen und jeden Abend durchlaufe er die Sperrzone, erzählt ein Anwohner, neuerdings mit Ausweis. Er sei aber bisher noch nicht kontrolliert worden. Aber er werde das Gefühl nicht los, dass alle Sicherheitsdienste der Welt ihn und seine Abfahrts- und Ankunftszeiten genau kennen, sagt er.


Am Bahnhof in Ahrensburg patrouillieren seit Tagen Bundespolizisten. Acht Beamte gehen, sobald ein Zug einfährt, von beiden Seiten den Zug entlang und schauen aufmerksam oben und unten in die Doppelstockwagen der Regionalbahnen.


Das OSZE-Treffen in Hamburg:

Die Fahrt mit dem Rad endet abrupt an der Straßensperre an der Schröderstift-straße/An der Verbindungsbahn. Dort stehen zahlreiche Polizeibusse und Beamten vor den Absperrgittern. Hier geht es nicht weiter. Der Umweg über den Bahnhof Dammtor Richtung Innenstadt dauert gut zehn Minuten länger. Immerhin bis zum Rathausmarkt verläuft die Fahrt reibungslos. Doch dann vor dem Bucerius Kunst Forum ist die Einfahrt in den Alten Wall wieder durch Polizisten und Gitter versperrt: Wo man denn hin möchte, fragt eine Beamtin. Den Großen Burstah kennt die ortsfremde Dame nicht. Ein Kollege blättert sich durch eine Mappe: „Nein, diese Straße steht nicht in unserem Verzeichnis. Deshalb können wir Sie auch nicht durchlassen.“ Also heißt es, über den Weihnachtsmarkt zu schieben. Auch die Große Johannisstraße ist in Höhe des Rathausmarktes gesperrt, nur der schmale Fußweg ist passierbar. Über diverse Nebenstraßen geht es schließlich ans Ziel.


Ein spontanes Konzert bekamen zwei Kommunikationsbeamte der Polizei (zu erkennen an der blauen Weste) von Straßenmusikern in der Susannenstraße im Schanzenviertel. Das seien die schönen Moment der Arbeit, sagte einer der beiden Polizisten. Ein gemeinsames Foto machten die Beteiligten auch noch.

13.000 Polizisten sichern das OSZE-Treffen:

13.000 Polizisten sichern das OSZE-Treffen

Polizeibeamte sichern mit  Stacheldraht die Gleisanlagen, die an das Messegelände grenzen
Polizeibeamte sichern mit Stacheldraht die Gleisanlagen, die an das Messegelände grenzen © dpa | Bodo Marks
Polizeibeamte sichern am Dienstag mit Stacheldraht eine Mauerkrone neben den Gleisanlagen, die an das Messegelände in Hamburg angrenzen
Polizeibeamte sichern am Dienstag mit Stacheldraht eine Mauerkrone neben den Gleisanlagen, die an das Messegelände in Hamburg angrenzen © dpa | Bodo Marks
Ein Polizeibeamter bringt am Dienstag an einem Zaun ein Schild mit der Aufschrift „Achtung! Polizeiabsperrung - Vorsicht - Verletzungsgefahr!“ an
Ein Polizeibeamter bringt am Dienstag an einem Zaun ein Schild mit der Aufschrift „Achtung! Polizeiabsperrung - Vorsicht - Verletzungsgefahr!“ an © dpa | Bodo Marks
Ein Polizeibeamter bringt am Dienstag an einem Zaun ein Schild mit der Aufschrift „Achtung! Polizeiabsperrung - Vorsicht - Verletzungsgefahr!“ an
Ein Polizeibeamter bringt am Dienstag an einem Zaun ein Schild mit der Aufschrift „Achtung! Polizeiabsperrung - Vorsicht - Verletzungsgefahr!“ an © dpa | Bodo Marks
Ein Zaun steht am Dienstag an den Gleisanlagen, die an das Messegelände in Hamburg angrenzen
Ein Zaun steht am Dienstag an den Gleisanlagen, die an das Messegelände in Hamburg angrenzen © dpa | Bodo Marks
Ein Überwachungs-und Beobachtungs Monitor in einem Eurocopter EC155 der Flugstaffel der Bundespolizei Fuhlendorf bei Bad Brahmstedt ist am Dienstag auf dem Flughafen Hamburg bei einem Pressetermin zu sehe
Ein Überwachungs-und Beobachtungs Monitor in einem Eurocopter EC155 der Flugstaffel der Bundespolizei Fuhlendorf bei Bad Brahmstedt ist am Dienstag auf dem Flughafen Hamburg bei einem Pressetermin zu sehe © dpa | Christian Charisius
Das Cockpit eines Eurocopter EC155 der Flugstaffel der Bundespolizei Fuhlendorf bei Bad Brahmstedt auf dem Flughafen Hamburg
Das Cockpit eines Eurocopter EC155 der Flugstaffel der Bundespolizei Fuhlendorf bei Bad Brahmstedt auf dem Flughafen Hamburg © dpa | Christian Charisius
Beamte der Bundespolizei bereiten auf dem Flughafen Hamburg einen Eurocopter EC155 der Flugstaffel der Bundespolizei Fuhlendorf bei Bad Brahmstedt für einem Probeflug vor
Beamte der Bundespolizei bereiten auf dem Flughafen Hamburg einen Eurocopter EC155 der Flugstaffel der Bundespolizei Fuhlendorf bei Bad Brahmstedt für einem Probeflug vor © dpa | Christian Charisius
Polizisten und Polizeifahrzeuge stehen a in Hamburg vor dem Eingang zu den Messehallen
Polizisten und Polizeifahrzeuge stehen a in Hamburg vor dem Eingang zu den Messehallen © dpa | Daniel Bockwoldt
Die Tagung des OSZE-Ministerrats am 8. und 9. Dezember beschert Hamburg einen erheblichen Polizeieinsatz mit mehr als 13.000 Beamten
Die Tagung des OSZE-Ministerrats am 8. und 9. Dezember beschert Hamburg einen erheblichen Polizeieinsatz mit mehr als 13.000 Beamten © dpa | Daniel Bockwoldt
Polizeifahrzeuge in Hamburg vor dem Eingang zu den Messehallen
Polizeifahrzeuge in Hamburg vor dem Eingang zu den Messehallen © dpa | Daniel Bockwoldt
Ein gepanzertes Polizeifahrzeug und ein Wasserwerfer stehen in Hamburg auf dem Gelände der Messehallen
Ein gepanzertes Polizeifahrzeug und ein Wasserwerfer stehen in Hamburg auf dem Gelände der Messehallen © dpa | Daniel Bockwoldt
1/12

Am Morgen: Polizei-Sichtungen alle zwei Minuten mindestens auch in Hoheluft. Auch da, wo man sie nicht erwartet - vor einem Fitnessstudio an der Breitenfelder Straße steht mehr als ein halbes Dutzend Mannschaftswagen. Hat mit dem Geschehen drinnen dem Anschein nach nichts zu tun – es geht um Präsenz.


Am Abend: An den Kreuzungen in der Stadtmitte – überall Polizeiwagen dutzendweise. Teilweise auch Polizeistaffeln zu Fuß. Dazu ein eigenartig wirkendes Hin- und Hergefahre, aus allen Himmelsrichtungen ständig Martinshorn und Blaulicht, Wagen in Blauweiß und Grünweiß, die Kolonne fahren, und das schnell. Wo kommen sie her, wo wollen sie hin? Der Passant wird nicht schlau daraus – irgendwie wird es aber schon System haben. Richtung Schanze staut sich der Verkehr. Am Bunker sollte die Demo losgehen. Feierabendverkehr, jedes zweite Auto eins von der Polizei, Reiterstaffeln – alles sehr viel und sehr massiv, Stimmung gespannt, aber nicht nervenzerreißend.