Hamburg . Hamburger CDU ringt bei Landesvertreterversammlung um Liste für Bundestagswahl 2017. Auf den ersten vier Plätzen stehen Männer.

Die Hamburger CDU geht ohne Frau auf aussichtsreicher Position in die Bundestagswahl 2017. Die Landesvertreterversammlung bestätigte am Donnerstagabend im Bürgerhaus Wilhelmsburg nach langer und hitziger Debatte den Vorschlag des sogenannten 17er-Ausschusses der Parteiführung – und wählte auf die ersten vier Plätze der Landesliste mit Marcus Weinberg, Rüdiger Kruse, Christoph de Vries und Christoph Ploß ausschließlich Männer.

Bereits im Vorfeld hatte dieser Vorschlag für viel Diskussionen gesorgt – zumal er gegen das Parteistatut verstößt, nach dem mindestens einer von drei Listenplätzen mit einer Frau besetzt werden soll. Wohl kein Parteitag wurde zuletzt mit so viel Spannung erwartet, wie die Landesvertreterversammlung am Donnerstagabend im Bürgerhaus Wilhelmsburg.

CDU-Frauen probten den Aufstand

In einer eigens einberufenen Pressekonferenz hatten prominente CDU-Frauen zuvor scharfe Kritik am männlich dominierten sogenannten 17er-Ausschuss und seinem Vorschlag für die Landesliste geübt. Die Noch-Bundestagsabgeordnete Herlind Gundelach war zugunsten eines Mannes von Platz drei auf den wohl chancenlosen fünften Platz degradiert worden – angeblich, weil sie zu wenig Präsenz im Wahlkreis gezeigt hatte, wie es hieß.

Parteichef Roland Heintze kritisiert bei seiner Begrüßungsrede am Donnerstagabend zunächst den öffentlichen Streit in der Partei. „Ich mache drei Kreuze, dass wir den heutigen Tag erreicht haben“, so Heintze. „Die öffentlichen Debatten haben uns nicht weitergebracht. Ich brauche keinen weiteren Schaden für die Partei.“ Gleichzeitig musste Heintze viel Kritik einstecken.

Die Bürgerschaftsabgeordnete Birgit Stöver sagte: „Es kann nicht sein, dass wir im 21. Jahrhundert Frauen ausschließen. Wir verfallen offenbar wieder in Echternach’sche Zeiten, in Hinderzimmern wird entschieden, wer ein Mandat erhalten darf.“ Es stelle sich die Frage, ob nicht die Parteiführung mit dieser Männerliste der CDU schade und sie für manche unwählbar mache. Die Bürgerschaftsabgeordnete Karin Prien sprach von einer „Fehleinschätzung des Landesvorsitzenden“, und sagte: „Ihr hättet wissen müssen, dass das ein Erdbeben gibt.“

Drei Stunden Diskussion und keine andere Lösung

Der Vorsitzende des 17er-Gremiums, Hans-Detlef Roock, verteidigte den auf den vorderen Plätzen frauenfreien Listenvorschlag, sagte aber auch: „Wenn ich gewusst hätte, was auf mich zukommt, hätte ich vielleicht länger darüber nachgedacht.“ Es sei drei Stunden diskutiert worden und man habe keine andere Lösung gefunden als diese, die, so räumt er selbst ein, nicht im Einklang mit dem Bundestatut stehe.

Der Vorsitzende des 17er-Gremiums, Hans-Detlef Roock, verteidigte den auf den vorderen Plätzen frauenfreien Listenvorschlag, sagte aber auch: „Wenn ich gewusst hätte, was auf mich zukommt, hätte ich vielleicht länger darüber nachgedacht.“ Es sei drei Stunden diskutiert worden und man habe keine andere Lösung gefunden als diese, die, so räumt er selbst ein, nicht im Einklang mit dem Bundestatut stehe.

Spannend wurde es auf Platz 3

Auf Platz 1 trat schließlich der Altonaer Bundestagsabgeordnete Marcus Weinberg an und wurde ohne Gegenkandidaten mit 79 Prozent der Stimmen gewählt. Auf Platz 2 kam der Eimsbüttler Rüdiger Kruse ohne Gegenkandidaten auf 75 Prozent der Stimmen. Spannend wurde es schließlich auf Platz 3. Gegen den vom 17er-Ausschuss nominierten früheren Bürgerschaftsabgeordneten Christoph de Vries wurde die Bundestagsabgeordnete Herlind Gundelach vorgeschlagen.

De Vries hielt eine deutlich bessere Rede als Gundelach. Dennoch gingen viele Frauen danach für die Ex-Wissenschaftssenatorin ans Rednerpult – und warnten, die CDU würde als „hinterwäldlerisch“ wahrgenommen, wenn sie Frauen nicht angemessen beteilige.

Auch Männer machten sich für Gundelach stark. Wenn man Dax-Unternehmen zu stärkerer Frauenbeteiligung in der Führung verpflichte, könne die CDU nicht zurückbleiben, sagte einer. Immer wieder betonten aber auch Redner die hohe Kompetenz des Kandidaten De Vries. Der Wandsbeker Kreischef Karl-Heinz Warnholz plädierte für De Vries, sagte aber: „Ich liebe auch Frauen. Alle Männer lieben Frauen.“ Was nicht für intimste Kenntnisse der Welt und der CDU spricht.

Dietrich Wersich rockte den Saal

Ex-Bürgermeisterkandidat Dietrich Wersich, bekennender Homosexueller, rockte den Saal, als er sagte: „Es geht nicht darum, wen ich lieber mag. Ich mag Frauen und Männer“. Sein Plädoyer für Gundelach half aber nicht. De Vries setzte sich mit 85 gegen 54 Stimmen durch. Auf Platz 4 wurde Christoph Ploß gewählt, Gundelach auf Platz 5, Eckard Graage auf Platz 6.

Trotz der Niederlage der Frauen: Dass die Debatte um ihre Beteiligung in der CDU damit beendet ist, scheint nach diesem Abend unwahrscheinlich.