Hamburg. Alles wie immer? Nur auf den ersten Blick: Die Zahl der Sterne in Hamburg hat sich zwar nicht verändert. Aber ihre Verteilung.

Über Hamburg strahlt ein neuer Michelin-Stern: Das Restaurant Petit Amour von Boris Kasprik in Ottensen darf sich über die Auszeichnung des diesjährigen Guide Michelin freuen. Der Hotel- und Restaurantführer des französischen Reifenherstellers gilt in Gourmetkreisen als „Bibel der Feinschmecker“. Die Ranglisten wurden am Donnerstagabend in Berlin bekannt gegeben.

„Das ist großartig“, sagte Kasprik dem Abendblatt. Der 31-Jährige hatte am Dienstag von der Auszeichnung erfahren und hielt sich am Donnerstagabend in Berlin auf. „Da haben sich die Arbeit und die Mühe gelohnt.“ Es sei schön, wenn das angenommen werde, was man tue. „Der Stern zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind.“ Im Übrigen sei das Prädikat eine Auszeichnung für das ganze Team. „Es ist toll, wie alle mitgezogen und wir in den anderthalb Jahren seit der Eröffnung uns zusammen entwickelt haben.“ Und am Sonntag werde ausgiebig gefeiert. Vor gut zwei Wochen war das Petit Amour schon vom französichen Gourmet-Führer Gault Millau mit 15 von 20 Punkten bewertet worden.

The-Table-Chef überglücklich

Insgesamt werden in der Hansestadt zehn Restaurants mit 15 Sternen ausgezeichnet. Kevin Fehling freut sich über die verteidigten drei Sterne. „Das war keine Selbstverständlichkeit“, so der Chef des Restaurants The Table. „Wir freuen uns, dass wir weiterhin das beste Restaurant Hamburgs sind. Die Quintessenz unseres Schaffens ist, mit perfektem Timing und einem eingespielten Team das Beste auf den Teller zu bringen.“

Bei den mit zwei Sternen ausgezeichneten Lokalen bleibt in Hamburg alles beim Alten. Immer wieder war das Haerlin mit Küchenchef Christoph Rüffer im Hotel Vier Jahreszeiten an der Alster als Kandidat für einen dritten Himmelskörper gehandelt worden. „Wir freuen uns über die zwei Sterne, wären aber auch nicht böse gewesen, wenn wir einen weiteren bekommen hätten“, sagte Hoteldirektor Ingo Peters dem Abendblatt.

Sechs Hamburger Lokale mit einem Stern

In Deutschland gibt es unverändert zehn Restaurants mit der höchsten Wertung. Über zwei Sterne freuen sich neben Rüffer auch Thomas Martin, Küchenchef in Jacobs Restaurant an der Elbchaussee sowie Karlheinz Hauser vom Süllberg Seven Seas in Blankenese.

Nach wie vor sechs Lokale gibt es in Hamburg mit einem Stern. Das Petit Amour kam hinzu, das gleichnamige Restaurant der italienischen Köchin Anna Sgroi in Pöseldorf wird nicht mehr gelistet. Die weiteren fünf in der Hansestadt sind das Le Canard nouveau, Landhaus Scherrer, Piment, Seven Oceans und Trüffelschwein. Sie alle verteidigten das Prädikat des Schlemmer-Führers aus dem vergangenen Jahr.

Insgesamt führt der aktuelle Guide Michelin 292 Häuser, zwei mehr als im Vorjahr. Die deutsche Küche verbinde mehr und mehr Tradition und Moderne, lobt der Restaurantführer. Sie sei längst mehr als Weißwurst, Labskaus und Leipziger Allerlei.

So werden die Sterne vergeben

Vor 51 Jahren hatten die ersten deutschen Restaurants ihren ersten Stern bekommen. Zwei Sterne gab es erstmals 1974 und drei Sterne 1980. Mit 74 ausgezeichneten Restaurants, davon zwei mit drei Sternen und sieben mit zwei Sternen, liegt Baden-Württemberg traditionell an der Spitze der Bundesländer. Es folgen Bayern und Nordrhein-Westfalen.

Für die Auszeichnung besuchen professionelle Testesser die Häuser, ohne dass die Köche von dem Probeessen wissen. Sie bezahlen ganz normal und geben sich nach dem Essen nur zu erkennen, wenn sie zusätzliche Informationen brauchen. Bewertet wird, was auf den Teller kommt, nicht das Drumherum. Es geht um die Qualität der Produkte, fachgerechte Zubereitung und den Geschmack, die persönliche Note, das Preis-Leistungs-Verhältnis und eine immer gleichbleibende Qualität.

„Der Trend, hohe Kochkunst in einer lässigen Atmosphäre zu genießen, dauert an“, sagte Michelin-Pressesprecher Michael Küster. Chefköche und Restaurantleiter sprechen dann gern von „casual fine dining“. Außerdem hätten sich die Restaurant-Tester über „viele junge, exzellent ausgebildete Köche“ gefreut, so Küster.