Hamburg . Wenn die Kartellbehörden zustimmen, soll der Verkauf bis Ende 2017 umgesetzt werden. FDP und Linke üben massive Kritik.

Die Oetker-Gruppe trennt sich nach mehr als 80 Jahren von der Reederei Hamburg Süd. Der dänische Weltmarktführer Maersk Line will das Hamburger Traditionsunternehmen mit rund 6000 Beschäftigten kaufen. Ein entsprechender Vorvertrag sei „nach intensiven Gesprächen mit mehreren interessierten Parteien“ unterzeichnet worden, teilte der Bielefelder Oetker-Konzern am Donnerstag mit. Über eine Übernahme war schon seit einigen Tagen spekuliert worden.

Übernahme kann frühestens Ende 2017 wirksam werden

In den kommenden Wochen solle ein Kaufvertrag verhandelt werden. Auch weil das Vorhaben bei mehreren Kartellbehörden angemeldet werden müsse, könne die Übernahme frühestens Ende 2017 wirksam werden. Vor dem Hintergrund steigender Überkapazitäten und hoher Verluste in der globalen Containerlinienschifffahrt habe sich Hamburg Süd im Vergleich zu den Wettbewerbern gut behauptet, so Oetker. Eigentümer und Geschäftsführung der Reederei müssten aber zur Kenntnis nehmen, dass „die aktive Teilnahme an dem derzeit stattfindenden Konsolidierungsprozess der Branche“ einen noch höheren Kapitalbedarf nach sich ziehen würde.

Die Gesellschafter der Oetker-Gruppe hätten sich daher entschlossen, Hamburg Süd in die Hände neuer Eigentümer zu geben. Der globale Marktführer Maersk sei aus Sicht von Oetker der ideale Partner, um das erfolgreiche Geschäftsmodell der Reederei zu bewahren und weiterzuentwickeln. Mit einem Transportvolumen von 4,1 Millionen Standardcontainern (TEU) gehört Hamburg Süd zu den zehn größten Containerlinienreedereien der Welt.

FDP und Linke üben massive Kritik

Die Belegschaft von Hamburg Süd ist am Donnerstagvormittag von der Geschäftsführung über den Verkauf informiert worden. Maersk wolle die Marke Hamburg Süd erhalten, weil sie einen „sehr persönlichen Touch“ habe, berichtete eine Sprecherin von Hamburg Süd in Hamburg. Sie verwies darauf, dass Maersk die Mitarbeiter mit „all ihren Rechten und Pflichten aus ihren Verträgen“ übernehme werde.

Erste Kritik kommt von der Hamburger FDP: „Die internationale Schifffahrtskrise fordert ihr nächstes prominentes Opfer", sagt Michael Kruse, parlamentarische Geschäftsführer und wirtschaftspolitische Sprecher der FDP-Fraktion . Für den Hafenstandort Hamburg sei die Übernahme des Traditionsunternehmens Hamburg Süd durch Maersk ein schwerer Schlag. "Mit der Übernahme geht Hamburg ein weiteres Headquarter verloren. Viele Mitarbeiter und Auszubildende müssen jetzt um ihren Job bangen. Außerdem wird der Hamburger Hafen weitere Ladungsverluste hinnehmen müssen." Der rot-grüne Senat müsse nun erklären, wie seine Entwicklungsstrategie für den Hamburger Hafen aussehe. Derzeit schwiegen sich Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) und Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos) dazu aus. "Mit Hamburg Süd verliert der Hamburger Hafen einen Teil seiner Identität", so Kruse.

Auch die Linken-Fraktion übt massive Kritik an dem geplanten Verkauf. "Die wenigen Informationen über den Verkauf sind alarmierend“, sagt Norbert Hackbusch, hafenpolitischer Sprecher der Linken-Fraktion. „Der Oetker-Konzern will sich anscheinend vollständig von der Reederei trennen, um Milliarden für die neue Familienstruktur zu erhalten. Das bedeutet für die Arbeitsplätze in Hamburg höchste Alarmstufe: Maersk wird das Geschäft vor allem konsolidieren wollen." Da beruhige die Information wenig, dass der Markenname erhalten werden soll. Hackbusch: „Das bedeutet für den Senat: Abwarten ist vorbei! Die Krise des Hafens verlangt, dass alle Aspekte neu bewertet werden und dann auch konsequent gehandelt wird.“

Der geplante Verkauf von Hamburg Süd an Maersk zeigt nach Ansicht des Verbands der Deutschen Reeder, dass der Standortwettbewerb noch härter wird. „ Die durch die langjährige Schifffahrtskrise ausgelöste Konsolidierung und Internationalisierung der Branche ist in vollem Gange“, sagte Ralf Nagel, Geschäftsführendes Präsidiumsmitglied, am Donnerstag in Hamburg. „Neue Kapitalgeber, vor allem aus Europa, den USA und China, vergleichen Standorte weltweit.“ Gebraucht würden große zusätzliche gemeinsame Anstrengungen aus Politik und Wirtschaft, um Deutschland als Schifffahrtsstandort dauerhaft im Spitzenfeld zu halten.

Die Reederei Hamburg Süd hat 2015 mit knapp 6000 Beschäftigen mehr als 6 Milliarden Euro umgesetzt. Das Süd im Namen steht nicht für einen südlichen Stadtteil der Hansestadt, sondern für das ursprüngliche Liniengeschäft zwischen Hamburg und Südamerika. 1871 wurde das Unternehmen unter dem Namen „Hamburg Südamerikanische Dampfschifffahrts-Gesellschaft“ von Hamburger Handelshäusern gegründet. Dr. Oetker stieg in den 1930er-Jahren als Investor ein. Dr. Oetker ist ein Familienunternehmen mit Sitz in Bielefeld.