Hamburg. Zusammenschluss mit der United Arab Shipping Company: Die Vereinbarung soll in den kommenden Wochen getroffen werden.

Nur zwei Jahre nach dem Zusammenschluss mit der chilenischen Reederei CSAV steht Hapag-Lloyd vor einer erneuten Fusion: Hamburgs Traditionsreederei verhandelt derzeit intensiv mit dem arabischen Konkurrenzunternehmen United Arab Shipping Company (UASC) über ein Zusammengehen. Die Hamburger machen dabei Druck: Nach Informationen des Abendblatts soll schon Ende Mai oder spätestens Anfang Juni eine Grundsatzvereinbarung zwischen den beiden Partnern stehen.

Wie das Abendblatt weiter erfuhr, werden die Verhandlungen auf Vorstandsebene unter der Führung von Hapag-Lloyd-Chef Rolf Habben Jansen mit hohem Tempo geführt. Offenbar wollen beide Seiten noch vor dem 6. Juni zu einem Ergebnis kommen. Dann beginnt der Fastenmonat Ramadan. In dieser Zeit könnten die Gespräche ins Stocken geraten, deshalb wollen Hapag-Lloyd und UASC vorher noch eine Absichtserklärung (Letter of intent) unterzeichnen.

Wie berichtet haben die beiden Reedereien im April bekannt gegeben, dass sie „Gespräche über mögliche Formen einer Kooperation einschließlich einer Zusammenführung ihrer jeweiligen Containerschifffahrtsaktivitäten“ führen. Den Aktionären von Hapag-Lloyd stünden demnach 72 Prozent an dem gemeinsamen Unternehmen zu, 28 Prozent den Anteilseignern von UASC. Bei der Reederei handelt es sich um eine staatliche Firma, die von mehreren arabischen Golfstaaten kontrolliert wird.

Fusion bringt Hapag-Lloyd weiter nach vorn

Durch die Fusion mit der an zehnter Stelle gelisteten UASC könnte Hapag-Lloyd von Platz sechs auf fünf der weltweit führenden Reedereien vorrücken und hätte einen weiteren strategischen Vorteil: Die Containerreederei bekäme Zugriff auf die außergewöhnlich großen Frachter mit einer Kapazität von 19.000 Standardcontainern, ohne selbst in Neubauten investieren zu müssen. Zudem muss Hapag-Lloyd mit Sitz am Ballindamm um Marktanteile kämpfen, da derzeit die Allianz rund um das Unternehmen durch Fusionen anderer Reedereien zerbricht.

Zusammen mit UASC wollen die Hamburger den starken Anker eines neuen, großen Reedereikonsortiums bilden, dem japanische und vielleicht auch koreanische Schifffahrtslinien angehören werden. Dieses Konsortium soll den weltweit führenden Allianzen 2M von Maersk und MSC sowie der neuen Ocean von CMA CGM und dem chinesischen Reedereigiganten Cosco Container Lines die Stirn bieten. Hamburgs zweite große Reederei, Hamburg Süd, bleibt dabei außen vor. Das Unternehmen war bisher durch eine Kooperation an UASC angedockt, die aufgelöst werden soll. Noch vor wenigen Jahren hat es den Versuch gegeben, die beiden Hamburger Reedereien zusammenzuführen. Doch die Fusion war an dem Widerstand der Hamburg-Süd-Eigentümer, der Unternehmerfamilie Oetker, gescheitert. Hapag-Lloyd hatte sich daraufhin mit dem chilenischen Konkurrenten Compañía Sudamericana de Vapores (CSAV) zusammengetan. Dieser bedient mit seinen Schiffen ähnliche Liniendienste wie Hamburg Süd, weshalb sich eine Zusammenarbeit für Hapag-Lloyd nun nicht mehr lohnt.

Bereits Mitte März hatte Vorstandschef Habben Jansen mitgeteilt, dass es Gespräche zur Neuordnung der Allianzen gebe. In zwei, drei Monaten könne er mehr sagen, sagte Habben Jansen damals. Morgen wird das Unternehmen seine Zahlen für das erste Quartal präsentieren. Möglicherweise gibt es dann schon Ergebnisse.

Zusammenschluss der Rickmers-Brüder

Eine andere Fusion unter Hamburger Reedereien ist schon ein Stück weiter: Mitte April hatten die Unternehmen der beiden Brüder Erck und Bertram Rickmers, E.R. Capital Holding GmbH & Cie. KG und die Rickmers Holding AG, angekündigt, ihre Schifffahrtsgesellschaften zusammenlegen zu wollen. Eine entsprechende Absichtserklärung war bereits unterzeichnet worden. Wie Hapag-Lloyd mit seinem Plan zum Zusammenschluss mit UASC reagieren die Rickmers-Brüder auf die seit sieben Jahren andauernde Schifffahrtskrise und die sinkenden Transporterlöse. Sie bündeln ihre Kräfte, um ihre Marktstellung zu erhalten.

Auf Nachfrage des Abendblatts hieß es jetzt, dass die beiden Firmen in die Due Dilligence, also in eine Risikoprüfung, eintreten werden. Dazu lässt man den Verhandlungspartner Einblick in die Bücher nehmen. Vor Ende Juni sei aber nicht mit neuen Ergebnissen zu rechnen, hieß es. Das neue Gemeinschaftsunternehmen habe rechtlich komplizierte Hürden zu überwinden. Schließlich stamme die eine Hälfte aus einer privaten Holding, die andere Hälfte aus einer Aktiengesellschaft. Zumindest eine Befürchtung ist aber wohl vom Tisch, nämlich dass das fusionierte Schifffahrtsunternehmen von einem anderen Standort aus operieren könnte. Hauptsitz des Gemeinschaftsunternehmens soll Hamburg sein.