Hamburg. Zoo droht längere Sperrung, wenn weitere Vogelgrippe-Fälle bestätigt werden. Einnahmeneinbußen von bis zu 3000 Besuchern am Tag.
Sie sind von innen nach außen vorgegangen, alles musste geprüft werden. Futter, Tiere, Tierkot. Mitarbeiter des Friedrich-Loeffler-Instituts waren wieder vor Ort, Amtstierarzt und Tierparkveterinär ebenso. Auch am zweiten Tag nach den bestätigten Vogelgrippe-Fällen im Tierpark Hagenbeck waren die Seuchenexperten die Einzigen, die einen Fuß in den Park setzen durften. Weil bis zum Abend noch keine Untersuchungsergebnisse aus dem Bundesforschungsinstitut vorlagen, soll der Tierpark auch heute geschlossen bleiben. Immerhin sei bisher kein weiterer toter Vogel bei Hagenbeck gefunden worden, sagte eine Sprecherin.
Keulung, damit die Grippe sich nicht ausbreitet
Der Mittwoch habe dennoch ganz im Zeichen der Spurensuche gestanden. Rund um den Stall, in dem drei am Grippevirus verendete Gänse gefunden wurden, mussten Proben genommen und Tiere untersucht werden. Wie angekündigt, wurden auch 20 Gänse und Entenvögel vorsorglich getötet, weil sie möglicherweise mit den infizierten Tieren in Kontakt gekommen waren. Ihre Keulung, so die Gesundheitsbehörde, war notwendig, um einer Ausbreitung der Geflügelpest vorzubeugen. Der Erreger des Subtyps H5N8 ist hoch ansteckend.
Erst am Mittwochabend wurde klar, dass der Park auch am Donnerstag für den Publikumsverkehr gesperrt bleiben wird. „Bis die Untersuchungsergebnisse des Bundesforschungsinstituts nicht da sind, wird sich daran nichts ändern“, sagt Rico Schmidt, Sprecher der Hamburger Gesundheitsbehörde. Nach den Ergebnissen richte sich das weitere Vorgehen, etwa, ob ein Sperrbezirk um den Tierpark eingerichtet werden muss.
Bei weiteren Fällen droht Schließung
Heute werde mit konkreten Analyseergebnissen gerechnet, so die Gesundheitsbehörde. Sollten weitere H5N8-Fälle aus dem Tierpark vom Friedrich-Loeffler-Institut bestätigt werden, droht Hagenbeck eine längeres Schließung. Aber durch die weit voneinander entfernten Quartiere der etwa 800 tierparkeigenen Vögel sei eine Ansteckung unwahrscheinlich. „Der Tierpark hat alles getan, um das Risiko zu minimieren“, sagt Behördensprecher Schmidt. Zudem gelte hinsichtlich eines möglichen Sperrbezirks bei Zoos ein anderer gesetzlicher Rahmen als etwa in der Massentierhaltung.
Fast zeitgleich mit Hagenbeck hatte auch der Opel-Zoo im hessischen Kronberg schließen müssen, weil ein toter Pelikan positiv auf H5N8 getestet wurde. Schon zuvor wurden zwei Tierparks in Mecklenburg-Vorpommern wegen der Vogelgrippe gesperrt. Durchaus mit finanziellen Folgen, wie der Verband der Zoologischen Gärten (VdZ) vermutet.
Immer mehr Meldungen über tote Tiere
Demnach zieht jede Tierparkschließung Umsatzeinbußen nach sich. Genaue Zahlen seien dem Verband zwar nicht bekannt. Aber bei Hagenbeck werden die täglichen Kosten mit etwa 40.000 Euro angegeben. In den Wintermonaten kommen je nach Witterung zwischen 500 und 3000 zahlende Gäste pro Tag. Sie bringen Geld, das dem Tierpark nun an mindestens drei Tagen fehlt – trotz geöffneten Tropen-Aquariums.
Grundsätzlich sei jeder deutsche Zoo um den Erhalt des Tierbestands bemüht, so der VdZ. Nach Vogelgrippe-Fällen werde versucht, die Tierverluste so gering wie möglich zu halten. In den 70 Mitgliedszoos in Deutschland genieße die Tiergesundheit Priorität, wirtschaftliche Erwägungen kämen danach.
In Hamburg gehen nach sechs bekannten Vogelgrippe-Fällen bei Wildvögeln auch verstärkt Meldungen über in der Stadt verendete Tiere bei der Gesundheitsbehörde ein. Eine Statistik über die Anzahl werde nicht geführt, so Sprecher Schmidt. Bislang seien aber keine weiteren bestätigten H5N8-Fälle im Stadtgebiet aufgetaucht.
Meldungen an die Gesundheitsbehörde über tote Wasser-, Greif- oder Krähenvögel bitte unter Telefon 040/428 37 22 00.