Hamburg. In dem Tierpark wurden drei Gänse positiv auf das Virus H5N8 getestet. Bis auf Weiteres bleibt Hagenbeck für Besucher geschlossen.
Im Hamburger Tierpark Hagenbeck gibt es die ersten Fälle von Vogelgrippe. Wie der Tierpark auf Abendblatt-Anfrage bestätigte, wurden drei Gänse am Montagmorgen tot in ihren Stallungen am Birmateich aufgefunden und inzwischen positiv auf den Erreger des Subtyps H5N8 getestet. Aus diesem Grund bleibe die Anlage nach Dienstag auch am Mittwoch geschlossen, sagte Rico Schmidt, Sprecher der Gesundheitsbehörde am Dienstagnachmittag bei einer gemeinsamen Stellungnahme mit Dr. Michael Flügger, Veterinär des Tierparks.
Zudem müssten 20 Gänse des Tierparks gekeult werden, weil sie direkten Kontakt mit den infizierten Tieren hatten. Untersuchungen müssten nun zeigen, ob auch andere Tiere betroffen sind. Zudem werde Vogelkot im Bereich des Tierparks getestet. Von den Ergebnissen der Untersuchung hinge ab, ob Hagenbecks Tierpark auch am Donnerstag und Freitag geschlossen bleibe.
Ob im Bereich des Tierparks eine Sperrzone eingerichtet wird, ist demnach ebenfalls noch unklar. Rund 30 Hobby-Vogelhalter im Umfeld wären von einer Sperrzone betroffen, deren Konsequenzen noch nicht ganz abgeklärt sind. Das Tropenaquarium bei Hagenbeck könne indes weiterhin geöffnet bleiben.
Töten der Gänse sei alternativlos
Den ganzen Dienstag hatte zuvor eine Art Krisenstab im Tierpark über den Sonderfall „Vogelgrippe bei Hagenbeck“ beraten. Nachdem am Morgen bekannt geworden war, dass eine Kurzschnabelgans und zwei Kanadagänse in den Stallungen des Tierparks nachweislich am Erreger des Subtyps H5N8 verendet waren, wurden Experten des Friedrich-Loeffler-Instituts angefordert. Gegen Mittag erreichte der Wagen mit Mitarbeitern des Bundesforschungsinstituts von der Insel Riems die Hansestadt. Ein Indiz dafür, dass die Bedrohung für die mitunter seltenen Tiere bei Hagenbeck ernst genommen werde, wie eine Tierparksprecherin sagte.
Mit Vertretern des Bezirks Eimsbüttel, den Tierpark-Verantwortlichen und der Gesundheitsbehörde wurde dann entschieden, den Park für Folgeuntersuchungen mindestens einen weiteren Tag zu schließen und alle Tiere zu keulen, die mit den infizierten Gänsen Kontakt gehabt haben könnten. „Das Töten der Tiere ist leider notwendig, um eine Ausbreitung zu verhindern“, sagte Behördensprecher Schmidt. Es werde alles getan, um die Bestände des Tierparks zu schützen.
Folgt eine Sperrzone um den Tierpark?
Über weitere Schließtage oder eine mögliche Sperrzone um den Tierpark soll nach der Analyse weiterer Proben entschieden werden. „Das können wir in der Kürze der Zeit noch nicht sagen“, so Rico Schmidt. Sowohl Tiere des Tierparks, als auch Kotproben von Vögeln aus dem Umkreis des Tierparks werden nun in Hamburg und auf der Insel Riems nahe Greifswald untersucht.
Sollte eine Sperrzone um den Tierpark festgelegt werden, betreffe das „etwa 30 registrierte Hobbyhalter“ im Umfeld, so die Gesundheitsbehörde. Wie das Virus in den Tierpark gelangt sei, müsse nach Auskunft von Tierarzt Michael Flügger geprüft werden. Er halte „einen Eintrag von außen“ für wahrscheinlich. Einen wirksamen Schutz dagegen gebe es nicht.
Pelikane und Flamingos schon im Winterquartier
Mit einem Aushang am Eingang informiert der Tierpark die Besucher am Dienstag über die aktuelle Situation. Wann die Öffentlichkeit wieder in den Park darf, ist auch hier nicht vermerkt.
Schon zuvor waren bei Hagenbeck umfangreiche Sicherheitsmaßnahmen zum Schutz vor der Vogelgrippe ergriffen worden. Kurz nach Bekanntwerden des ersten Verdachtsfalls in Schleswig-Holstein hatten Tierpfleger Pelikane und Flamingos in die Winterquartiere gebracht. Auch die freilaufenden Hühnerrassen, Puten und Enten im Park wurden in Ställe gesperrt.
Auch in Ueckermünde schließt ein Tierpark
Einige Unterstände mussten extra dafür angefertigt werden. Seit Tagen waren viele Arten unter Dach und damit nicht für Besucher zu sehen. Die anderen Tiere sollten durch Desinfektionsmatten für Besucher vor Ansteckung bewahrt werden. Unterdessen ist Hagenbeck nicht als erster Tierpark betroffen, vor vier Tagen wurde etwa schon der Tierpark Ueckermünde in Mecklenburg-Vorpommern nach einem Vogelgrippefall geschlossen. Bei einem toten Emu-Weibchen war der Erreger H5N8 festgestellt worden.
Der erste Fall von Vogelgrippe in Hamburg war bereits vor mehr als einer Woche bei drei verendeten Wildvögeln in Rothenburgsort nachgewiesen worden. Daraufhin hatte die Gesundheitsbehörde in einem Radius von drei Kilometern um den Fundort einen Sperrbezirk eingerichtet und entsprechende Warnschilder aufgestellt. Drei weitere Fälle von Geflügelpest wurden am vergangenen Freitag nahe des ersten Fundorts bestätigt.
Ganz Hamburg gilt als Beobachtungszone
Für den betroffenen Bereich gelten besondere Regeln. Unter anderem dürfen Produkte von Vögeln nicht aus diesem Gebiet gebracht werden. Überdies wurde ganz Hamburg als Beobachtungszone eingestuft, Hunde- und Katzenhalter müssen seither ihre Tiere anleinen, damit sie nicht mit Kadavern toter Wildvögel in Kontakt kommen und den Erreger des nachgewiesenen Subtyps H5N8 weiterverbreiten. Die Frist wurde zunächst auf drei Wochen festgesetzt.
Im Tierpark leben aktuell 1860 Tiere (210 Arten) sowie Pflanzen aus aller Welt. Unter anderem gibt es fast 150 Flamingos, zwei Pelikan-Arten und reichlich exotische Wasservögel. Hinzu kommen etwa 14.300 Individuen im Tropenaquarium. Im kommenden Jahr wird der Tierpark 110 Jahre alt.