Hamburg. 30 Unbekannte brachten Türen zum Bersten, warfen mit Steinen und Farbbeuteln. Linksextreme kündigen weitere Anschläge an.

Elf Tage vor Beginn des OSZE-Außenministertreffens in Hamburg haben Unbekannte einen Brandanschlag auf die Messehallen verübt. Vor einem Eingang waren am späten Sonnabend mehrere von den Tätern errichtete Barrikaden in Flammen aufgegangen. Auch auf der Straße vor dem Gebäude standen demnach zwei Barrikaden in Flammen. Die Polizei geht von einer politisch motiverten Tat aus. Am Sonntagmittag wurde im Internet ein Bekennerschreiben veröffentlicht.

Polizei: "Es entstand erheblicher Sachschaden"

Nach Angaben einer Polizeisprecherin gingen am Sonnabend gegen 23 Uhr mehrere Notrufe von Anwohner und Passanten bei der Polizei ein. Demnach zogen 30 bis 50 überwiegend vermummte Personen durch den Bereich am Messeeingang Süd, bildeten dort Barrikaden und setzten sie in Brand. Durch die Hitze der Flammen zerbarsten Glasscheiben im Eingangsbereich der Messe.

Zudem wurden entlang des Messekomplexes in der Folge mehrere Scheiben mit Steinen zertrümmert sowie Müllcontainer und Reifen im angrenzenden Karolinenviertel in Brand gesetzt. Die Unbekannten warfen auch Farbbeutel gegen die Glasfassade der Messe nahe Planten un Blomen. Verletzt wurde niemand. Es entstand ein „erheblicher Sachschaden“, sagte ein Sprecher der Polizei. Die genaue Höhe des Schadens war aber zunächst nicht bekannt.

Feuerwehrleute löschten den Brand nach Angaben eines Feuerwehrsprechers nach rund einer Viertelstunde. Als die Einsatzkräfte eintrafen, waren die Brandstifter verschwunden. Sie hätten zuvor auf der Straße Nägel verstreut, sagte der Sprecher.

Linke Gruppierung bekennt sich zu Brandanschlag

Am Sonntagmittag bekannte sich eine linksextreme Gruppierung auf der Online-Plattform "Indymedia" zu dem Brandanschlag. "Wir haben uns zu dieser Abrissinitiative entschieden, da wir die Messe, die sich als Messe zur Welt versteht, ebenso grundsätzlich ablehnen wie die dort geplanten Herrschaftstreffen", schreiben die Urheber unter dem Nutzernamen "noOSZE noG20".

Die Messe sei ein Symbol für ausufernden Kapitalismus und die Ausrichtung des OSZE-Treffens eine Werbung, welche die Gruppierung ablehnt. Wie aus dem Schreiben hervorgeht, wollen die Bekenner "den revolutionären Kampf organisieren, bis jede Grenze fällt. Die Gruppe kündigt weitere Anschläge an: "Die Rebell_innen der Subversion werden in Hamburg deutliche Spuren hinterlassen und Zeichen der Zerstörung setzen".

Die Protestmaßnahmen sollen sich dabei nicht nur auf die Tage des OSZE-Treffens und des G20-Gipfels beschränken. Die Urheber rufen speziell für den April 2017 international zu gewaltsamen Protesten auf. Die Echtheit des Bekennerschreibens wurde zunächst nicht bestätigt.

Diese Straßen werden beim OSZE-Gipfel gesperrt

Staatsschutz ermittelt

Die Polizeisprecherin sagte am Sonntag, es gebe noch keine direkten Hinweise auf einen Zusammenhang mit dem OSZE-Treffen: "Das ist Gegenstand der Ermittlungen". Der Staatsschutz nahm sofort die Ermittlungen auf. Auch Innensenator Andy Grote (SPD) informierte sich über den Vorfall. Bislang wird in Sicherheitskreisen von eher geringen Protesten gegen das OSZE-Treffen ausgegangen.

In den Messehallen soll am 8. und 9. Dezember das OSZE-Außenministertreffen stattfinden. Im Sommer folgt dann der als brisanter geltende G20-Gipfel der führenden Industriestaaten mit den Präsidenten der USA, Russlands und China in Hamburg.