Hamburg. Altgediente Kapitäne gelten mit gut 250.000 Euro Jahresvergütung als Spitzenverdiener der Branche. Die Hintergründe zum Tarifkonflikt.
Wenn’s ums Geld geht, kochen die Diskussionen schnell hoch. Und bei kaum einem anderen Beruf wird so hitzig diskutiert, wie bei streikenden Piloten. Zum einen kann eine kleine Zahl von Streikenden schnell Zigtausende zu Betroffenen machen. Zum anderen gelten die Gehälter ohnehin als sehr hoch. Die Flugzeugführer der Lufthansa streiken heute den dritten Tag in Folge für mehr Geld. Das Abendblatt gibt einen Überblick über die Gehälter der Flugzeugführer.
Am Donnerstag fallen 50 Lufthansa-Flüge aus
Auf mehr als eine Viertelmillion Euro brutto im Jahr kommen Piloten bei der Lufthansa nach Konzernangaben. Das gilt für altgediente Flugzeugführer, die auf der Langstrecke fliegen. Pro Monat kämen sie auf ein Bruttogehalt von 22.130 Euro. 16.125 Euro seien davon feste Vergütung, als Schichtzulage gibt es 2628 Euro, dritter Bestandteil sind 3376 Euro variable Vergütung. Berufseinsteiger fangen bei 6550 Euro im Monat an. Allerdings gilt das nur für die 5400 Piloten im Konzerntarifvertrag, insgesamt sind rund 10.000 beschäftigt.
„Wir zahlen deutlich mehr als die Konkurrenz“
„Die Gehälter der Lufthansa-Piloten sind im Branchenvergleich schon sehr hoch“, sagt Floris Helmers, Gründer und Geschäftsführer der Charterfluggesellschaft Air Hamburg. Das Branchenportal Airliners gelangt zu einer ähnlichen Einschätzung. Das Portal untersuchte die Endgehälter der Kapitäne bei Fluglinien. Für 2014 lag die niederländische KLM mit 230.000 Euro vorn, Lufthansa folgte mit 5000 Euro weniger.
Der DAX-Konzern zweifelt dieses Ranking offenbar an. „Die Ausgangslage ist, dass wir deutlich mehr zahlen als die Konkurrenz“, so Lufthansa-Vorstand Harry Hohmeister. Von im Schnitt zehn Prozent höheren Gehältern im Vergleich mit KLM, British Airways, Air France und Turkish Airlines ist im Konzern die Rede. So gesehen müsste der Konzern eigentlich ein Gehaltsverzicht fordern, so Hohmeister.
23 Schritte zur obersten Kapitänsstufe
Hingegen biete die Kranich-Linie 2,5 Prozent mehr über eine Laufzeit von sechs Jahren. „Ein Scheinangebot“ nennt das Jörg Handwerg, Vorstand der Pilotenvereinigung Cockpit, und fordert rückwirkend ab 2012 pro Jahr 3,7 Prozent mehr. Und in der Tat sieht die Offerte auf den ersten Blick nach nicht viel aus. Allerdings dürfe man eines nicht vergessen, sagte ein Lufthansa-Sprecher. Piloten erhalten automatisch eine jährliche Gehaltserhöhung, die sich an der Dauer der Betriebszugehörigkeit orientiert. Diese liege im Schnitt bei drei Prozent. Nach derzeit 23 Schritten ist die oberste Kapitänsstufe mit einem Grundgehalt von 193.000 Euro erreicht.
Kapitäne bei anderen Airlines müssen sich laut Airliners-Ranking, das in der Branche als realistisch eingeschätzt wird, mit deutlich weniger zufrieden geben. Der Billigflieger Easyjet zahlt seinen in der Schweiz stationierten Kapitänen demnach 133.650 Euro, die skandinavische SAS 120.000 Euro, Air Berlin 115.000 Euro, die Golf-Carrier Emirates und Etihad liegen knapp unter der 100.000-Euro-Marke. Schlusslicht in dem elf Gesellschaften umfassenden Ranking ist Ryanair mit 85.000 Euro. Die Zahl dementierte ein Sprecher. Bis zu 170.000 Euro könne ein Kapitän verdienen, teilte er mit. Die Iren stehen wegen ihrer Arbeitsverträge in der Kritik.
Der Markt für Piloten sei zweigeteilt, sagt Air-Hamburg-Chef Helmers. Für Berufseinsteiger sei es schwierig, in ein „gutes Umfeld“ zu kommen. Die Lufthansa gelte weiterhin als begehrter Arbeitgeber. „Selbst bei deren Tochterfirmen sind die Gehälter noch attraktiv.“ Obwohl die dort gezahlten Vergütungen laut Konzern im Schnitt 40 Prozent niedriger als bei der Mutter sind.