Hamburg/Frankfurt. Piloten weiten ihren Ausstand aus. Am Freitag wird der Hamburger Flughafen erneut betroffen sein. Aber die Passagiere kommen zurecht.

Die Pilotenvereinigung Cockpit (VC) weitet ihren Streik bei der Lufthansa bis Sonnabend aus. Dann seien alle Langstreckenverbindungen betroffen, die von Mitternacht an aus Deutschland abfliegen sollten, teilte die Gewerkschaft am Donnerstagabend mit. Die VC betonte, gerade in dem Bereich, in dem die angeblich überbezahlten Piloten beschäftigt sind, verdiene die Lufthansa gutes Geld. „Eine Schlichtung nach mehr als vier Jahren Verhandlungen macht nur dann Sinn, wenn der ernsthafte Wille an einem solchen Kompromiss nicht durch Scheinangebote konterkariert wird“, betonte der VC-Vorsitzende Tarifpolitik, Ingolf Schumacher.

Zuvor hatte VC den am Mittwoch begonnenen Ausstand bereits bis zum Freitag verlängert - allerdings nur für Kurzstrecken-Flüge. Für den Hamburger Flughafen macht das keinen Unterschied. Von 31 geplanten Flügen nach Frankfurt und München sind bislang 25 gestrichen, ebenso bei den Ankünften. Nach München sollen am Freitag vier Maschinen starten, nach Frankfurt zwei. Bundesweit strich die Lufthansa für Freitag 830 weitere Kurz- und Mittelstreckenverbindungen.

Der Streik der Pilotenvereinigung geht für die Lufthansa mittlerweile ins Geld: Der direkte Schaden aus den ersten beiden Streiktagen belaufe sich für die Airline auf etwa 20 Millionen Euro, sagte Vorstand Harry Hohmeister.

Hamburger haben sich auf Streik eingestellt

In Hamburg sind derweil auch am zweiten Tag des Pilotenstreiks bei der Lufthansa wieder die meisten Flüge ausgefallen. Von den 31 Ankünften und Abflügen auf den Strecken von und nach Frankfurt und München seien 27 gestrichen worden, sagte eine Flughafensprecherin am Donnerstag. Jeweils zwei Flüge nach München und Frankfurt konnten abheben.

Kommentar: Kein Verständnis für Pilotenstreik

In den Terminals war es am Donnerstag leerer als üblich. Die Passagiere hätten sich offensichtlich auf den Streik eingestellt und seien über E-Mail und SMS gut informiert gewesen, sagte eine Sprecherin. Sie mussten auf die Bahn oder das Auto ausweichen oder über Zürich, Wien oder Brüssel reisen, falls sie einen Interkontinentalflug im Lufthansa-Netz antreten wollten. Rechnerisch konnten am Donnerstag etwa 5000 bis 6000 Passagiere nicht von und nach Hamburg fliegen. Bundesweit fielen mehr als 900 Flüge aus.

Passagiere, die von den Flugausfällen betroffen sind, können für mehr Informationen direkt die Lufthansa unter http://www.lufthansa.com/de/de/Fluginformationen kontaktieren.

Am Hamburg Airport stehen Verhandlungen an

Wie schon bei etlichen Gelegenheiten in den zurückliegenden Jahren müssen somit wieder Tausende von Passagieren wegen Arbeitskampfmaßnahmen im Luftverkehr ihre Reisepläne ändern oder gar begraben. Insgesamt werden an den drei Streiktagen gut 200.000 Passagiere von den Annullierungen betroffen sein, hat die Lufthansa errechnet. Doch es könnte in den nächsten Wochen und Monaten noch schlimmer kommen. Denn Tarifauseinandersetzungen gibt es nicht nur beim Cockpit- und dem Kabinenpersonal. Unter anderem für den Hamburger Flughafen steht die Neuverhandlung von Löhnen und Arbeitsbedingungen auch bei den Bodenverkehrsdiensten und für die Beschäftigten des Sicherheitsgewerbes an.

Damit reicht die Gehaltsspanne der Arbeitnehmer, die von den Tarifverhandlungen im Luftverkehrssektor betroffen sind, vom 250.000-Euro-Jahreseinkommen eines altgedienten Lufthansa-Kapitäns bis hinunter zum Mindestlohn, den ein Gepäckverlader für seinen Knochenjob erhält.

Streik der Flugbegleiter

Flughafen Hamburg: Jets der Germanwings auf dem Vorfeld
Flughafen Hamburg: Jets der Germanwings auf dem Vorfeld © dpa | Axel Heimken
Die Warteschlangen vor den Gates waren kürzer
Die Warteschlangen vor den Gates waren kürzer © dpa | Bodo Marks
Die Anzeigetafeln zeigen die heutigen Ausfälle
Die Anzeigetafeln zeigen die heutigen Ausfälle © News Kontor
Die Maschinen von Eurowings und Germanwings blieben in Hamburg am Boden
Die Maschinen von Eurowings und Germanwings blieben in Hamburg am Boden © News kontor
Vor dem Lufthansa-Schalter bildete sich eine Schlange
Vor dem Lufthansa-Schalter bildete sich eine Schlange © News Kontor
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Der 14. Streik der Piloten

Seit Beginn der Tarifrunde vor zweieinhalb Jahren hat es bundesweit schon 13 Streiks gegeben, zum 14. sind die Piloten der traditionellen Linienflugsparte des Lufthansa-Konzerns bei der aktuellen Lage aufgerufen. In der Tarifauseinandersetzung geht es um die Gehälter von rund 5400 Piloten der Lufthansa, der Frachtflugsparte Lufthansa Cargo und der Tochtergesellschaft Germanwings. Die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) fordert nach mehr als fünfeinhalb Jahren ohne Gehaltsplus eine durchschnittliche jährliche Anpassung um 3,66 Prozent. Diese Forderung – kumuliert sind es 22 Prozent – liege unter den meisten Lohnforderungen anderer Gewerkschaften im vergleichbaren Zeitraum, hieß es von der VC. Die Lufthansa weise seit Jahren sehr gute Zahlen aus und steuere auch 2016 auf ein hervorragendes Ergebnis zu.

Das Unternehmen hat nach eigenen Angaben ein Lohnplus von 2,5 Prozent für den 20 Monate längeren Zeitraum bis Ende 2018 angeboten. Nach den wiederholten Arbeitsniederlegungen und unzähligen Gesprächsrunden sind die Fronten in dieser Auseinandersetzung verhärtet. Zudem geht es den Piloten neben der Bezahlung auch noch um die Altersversorgung und die betriebsinterne Frührente.