Hamburg. Rund 500 Beschäftigte demonstrierten am Donnerstag für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze. Lufthansa hält Sparte für “defizitär“.

„Lohndumping stoppen“ – dieser Forderung, die auf einem knallroten Transparent prangte, haben am Donnerstagnachmittag rund 500 Beschäftigte von Lufthansa Technik mit einer Demonstration vor dem Betriebsgelände in Fuhlsbüttel Nachdruck verliehen.

Adressat der Botschaft ist der Vorstand des Hamburger Unternehmens, der am Montag über die Zukunft des Bereichs Flugzeugwartung mit insgesamt etwa 400 Beschäftigten beraten will. Bis zum 11. November hatten der Betriebsrat, die Gewerkschaft Ver.di und der Vorstand darüber verhandelt, ob die stark defizitäre Firmensparte durch Zugeständnisse der Mitarbeiter zur Kostensenkung erhalten werden kann. Die Gespräche waren jedoch ergebnislos abgebrochen worden.

Nach Angaben von Ver.di sind die betroffenen Arbeitnehmer bereit, auf Einkommensbestandteile im Umfang von rund 7,5 Prozent zu verzichten. Das Geld soll unter anderem durch zwei Stunden wöchentlicher Mehrarbeit ohne Lohnausgleich und den Verzicht auf eine für 2017 bereits vereinbarte Tariferhöhung von 1,8 Prozent zusammenkommen.

Ver.di kritisiert Lufthansa Technik

„Wir halten es für ein starkes Stück, wenn der Arbeitgeber das einfach vom Tisch wischt“, sagte Frank Hartstein, Ver.di-Verhandlungsführer und stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsrats von Lufthansa Technik. Die Zugeständnisse, die „an die Grenzen dessen gehen, was die Beschäftigten tragen können“, hätten dem Unternehmen noch nicht gereicht.

Der für die Lufthansa-Konzerntochter in Hamburg zuständige Ver.di-Gewerkschaftssekretär Natale Fontana forderte den Vorstand auf, „mit dieser Erpressung aufzuhören“. Ver.di sei zwar weiter zu Gesprächen bereit, nicht aber dazu, neue Konzessionen hinzunehmen. Daher müsse man derzeit davon ausgehen, dass der Bereich geschlossen wird, erklärte Fontana.

Lufthansa bietet Beschäftigungssicherung

Streitpunkt in den Verhandlungen sind vor allem die unterschiedlichen Auffassungen über die Jobsicherung als Gegenleistung für die Einkommenseinbußen. Das Unternehmen hatte den betroffenen Mitarbeitern eine Beschäftigungssicherung für fünf Jahre angeboten, gegebenenfalls aber außerhalb der Flugzeugüberholung. Ver.di hingegen fordert eine ebenso lange laufende Bestandssicherung für diesen Bereich.

Auch eine andere Bedingung des Vorstands für den Erhalt der Flugzeugüberholung ist Ver.di nicht bereit zu akzeptieren: Das Unternehmen will, wie es heißt, den Beschäftigten der Sparte die voraussichtlich in den nächsten fünf Jahren anfallenden Schichtzulagen durch einen Einmalbetrag im Voraus abgelten und die Zulagen dann komplett streichen. „Wir können nicht zulassen, dass der Tarifvertrag in einen Schweizer Käse verwandelt wird“, sagte Fontana.

Lufthansa-Technik-Mitarbeiter auf dem Regionalflughafen Parchim solidarisierten sich mit ihren Hamburger Kollegen
Lufthansa-Technik-Mitarbeiter auf dem Regionalflughafen Parchim solidarisierten sich mit ihren Hamburger Kollegen © HA | privat

Selbst wenn die Flugzeugüberholung geschlossen werden sollte, sind die 350 fest angestellten Beschäftigten wegen eines Rationalisierungsschutzabkommens vor Entlassungen sicher. Dort ebenfalls eingesetzte Zeitarbeitskräfte würden in diesem Fall aber nicht mehr benötigt.

Angesichts der guten finanziellen Situation des Unternehmens sei es jedoch unverständlich, wenn trotz der von Arbeitnehmerseite angebotenen Kostensenkungen das Ende der Sparte beschlossen würde, so Hartstein: „Die Technik-Tochter ist die Ertragssäule des gesamten Lufthansa-Konzerns – und die Flugzeugüberholung ist eine Kernkompetenz.“ Allerdings ist in diesem personalintensiven Geschäftsbereich der Kostendruck besonders hoch. So kostet etwa auf den Philippinen, wo Lufthansa Technik – wie an mehreren anderen Auslandsstandorten auch – einen Flugzeugüberholungsbetrieb unterhält, eine Arbeitsstunde nach früheren Angaben des Unternehmens nur rund ein Drittel des in Hamburg gezahlten Betrages.

Bis Ende April werden die Beschäftigten auf jeden Fall noch gebraucht

Bis voraussichtlich Ende April werden die Hamburger Beschäftigten in diesem Bereich auf jeden Fall noch benötigt: Drei Airbus-A380-Jets des Mutterkonzerns Lufthansa werden nach­einander bis dahin einem regelmäßig anstehenden Check unterzogen.

Eine Einigung in letzter Minute über den Fortbestand der Sparte wird offenbar durch zwei Faktoren erschwert: Der Betriebsrat mit verschiedenen Gewerkschaftsfraktionen ist zerstritten und daher wenig schlagkräftig. Und der Vorstand will sich in den aktuellen Verhandlungen wohl nicht nachgiebig zeigen, denn es gibt bei Lufthansa Technik in Hamburg noch weitere „Baustellen“, denen er sich im nächsten Jahr zuwenden dürfte. Dem Vernehmen nach ist der Bereich Fahrwerksüberholung zumindest leicht defizitär. Auch hier könnten Zugeständnisse der Beschäftigten gefordert sein.