Hamburg. In vielen Straßen werden Grenzwerte für Schadstoffe und Lärm überschritten. Über neuen ADFC-Dienst können Bürger selbst aktiv werden.
Dicke Luft vor der Haustür und Dauerlärm vorm Wohnzimmerfenster? Ab dem heutigen Dienstag bietet der ADFC Hamburg einen neuen Dienst an, mit dem Hamburger über ein Online-Formular verkehrsberuhigende Maßnahmen in ihrer Straße beantragen können.
Laut Angaben des Fahrradclubs ist die Stadt zu einer Überprüfung und zur Umsetzung von möglichen Maßnahmen wie zum Beispiel Tempo 30 verpflichtet. "Tempo 30 ist eine einfache und leicht zu beantragende Lösung für weniger Abgase und Lärm und mehr Verkehrssicherheit vor der eigenen Haustür", sagt Jens Deye vom Vorstand des ADFC Hamburg.
Auf der Seite hamburg.adfc.de/tempo30antrag können alle Bürger überprüfen, wie hoch die Belastungen mit Lärm, Feinstaub und Stickstoffdioxid in ihrer Straße sind. Das Webtool zieht die Umweltdaten der Stadt heran und informiert, ob die zulässigen Grenzwerte tatsächlich überschritten werden. Der ADFC verweist dabei auf die strategische Lärmkarte der Stadt Hamburg und die 18 Luftmessstationen, die über das Stadtgebiet verteilt sind.
"Rechtsanspruch ist einklagbar"
In wenigen Schritten lässt sich das Formular ausfüllen und ein individualisierter Antrag für die entsprechende Straße herunterladen. Ausgedruckt und unterschrieben muss er dann per Post an das zuständige Polizeikommissariat verschickt werden. Laut ADFC sind die Straßenverkehrsbehörden der Polizei dazu verpflichtet, den Antrag innerhalb von drei Monaten zu beantworten.
Auch wenn die Geschwindigkeit in einer Straße schon auf Tempo 30 heruntergesetzt ist, können die Behörden weitere Maßnahmen zum Schutz vor Lärm und Abgasen anordnen, zum Beispiel Spielstraßen oder Verkehrsinseln.
Wichtig: "Lehnt die Behörde einen Antrag aufgrund eines Ermessensfehlers ab, ist der Rechtsanspruch einklagbar. Der ADFC begleitet bereits entsprechende Verfahren von Anwohnern in der Max-Brauer-Allee in Altona und in Heimfeld und hilft dabei die Anträge durchzusetzen", so Deye weiter.
Tempo 30 als Allzwecklösung gegen Lärm und Abgase ist allerdings nicht unumstritten. Aus einer Studie der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden Württemberg etwa geht hervor, dass Tempo 30 unter bestimmten Umständen sogar eine kontraproduktive Wirkung hätte. Auf ebenen Hauptverkehrsstraßen etwa würde Tempo 30 zu höheren NOx-, PM- und CO2-Emissionen führen als Tempo 30.